Kochendörfer ist Ultramarathon-Weltmeister

1.000 Kilometer und 16.000 Höhenmeter in 42 Stunden und 25 Minuten ohne Schlafpause


(Foto: privat)
Nachdem Extrem-Radsportler Michael Kochendörfer aus Billigheim in den Vorjahren bei 24-Stunden-MTB-Rennen glänzte und zahlreiche Titel feierte oder rund um die Alpenrepublik Österreich auf seinem Fahrrad bewältigte, steht dieses Jahr ganz im Zeichen von zwei Ultra-Rennrad-Rennen, die ebenfalls in unserem Nachbarland veranstaltet werden.

Erster Höhepunkt war nun die die Ultramarathon-Weltmeisterschaft „Glocknerman“. Bei diesem Rennen mussten die Teilnehmer nonstop 1.000 Kilometer und 16.000 Höhenmeter hinter sich bringen.

Um sich auf diese fast übermenschliche Herausforderung vorzubereiten, spulte Kochendörfer bereits seit November ein minutiös geplantes Trainingsprogramm ab. In den sieben Monaten, die seither vergangen sind, absolvierte der Billigheimer nicht nur 12.000 Trainingskilometer, zusätzlich war er ein- bis zweimal die Woche im Kraftraum um Athletik und Kraft zu trainieren. Ein Trainingslager im Mai in Südtirol nutzte der Athlet dann noch als spezielles Bergtrainingslager.

Neben der ganzen sportlichen Vorbereitung, gab es im Vorfeld sehr viel zu organisieren. Dazu gehörte neben einem sogenannten „Pace Car“, das während des Rennens als Begleitfahrzeug dient, mussten Wohnmobil, Navigation, Verpflegung, Übernachtungen und vieles mehr bedacht werden. Dies übernahmen einmal mehr Kochendörfers Ehefrau Anja und sein Bruder Heiko.

Mit jedem Tag, den das Rennen näher rückt, steigt natürlich die Anspannung, berichtet Michael Kochendörfer. Manches muss auf den letzten Drücker organisiert werden, und es kommen erste Zweifel, ob man denn bei der Vorbereitung alles richtig gemacht hat.

Mit zwei Fahrzeugen und vier Begleitern ging es dann Graz/Österreich.
Am Mittwoch vor dem eigentlichen Start, wurden die Fahrzeuge abgenommen und die Fahrer gebrieft und so mit den Einzelheiten vertraut gemacht. Auf dem Ergometer wurden außerdem die Startpositionen der einzelnen Biker ausgefahren. Beim letzten gemeinsamen Abendessen mit seinem Team wurde intern nochmals alles besprochen.

Vor dem Start einen Tag später präsentierten sich die Sportler beim „Cityradeln“ den Zuschauern und um 12:00 Uhr erfolgte der Startschuss. Um Hektik beim Start und daraus resultierende Stürze auszuschließen, ging es im Anstand von 30 Sekunden auf die Strecke. Michael Kochendörfer hatte seinen Startplatz in der Mitte des Feldes.

Begleitet vom „Pace Car“ muss die Strecke ohne Stopp bewältigt werden. Windschatten- und Gruppenfahrten sind verboten. Da auf öffentlichen Straßen gefahren wird, muss außerdem ist die Straßenverkehrsordnung eingehalten werden. Bei Regelverstößen verhängt eine Jury Zeitstrafen.

Während Kochendörfer ununterbrochen auf seinem Rad sitzen musste, wechselten die Teammitglieder alle acht Stunden, während die anderen beiden Helfer mit dem Wohnmobil voraus fuhren, um dann zu entspannen, aber auch Kleidung und Verpflegung zu richten. Die Besatzung des Begleitfahrzeugs musste Kochendörfer per Lautsprecherdurchsagen anhand eines sogenannten Roadbooks zu navigieren.

Manche Steigung ging nur mit Anfeuerung durch Teammitglieder. (Foto: privat)
Nach einem nervösen Start, fand Michael Kochendörfer, aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen im Extremausdauerbereich, bald seinen Rhythmus. Und das war gut so, denn schon nach 35 Kilometer folgten die ersten Steigungen entlang der Südsteirischen Weinstraße. Nach 70 Rennkilometern folgte der Aufstieg auf den Soboth mit 1.347 Höhenmeter, gefolgt von Abtei mit 703 Höhenmeter. Der Billigheimer überholte einige vor ihm gestarteten Fahrer, was zusätzliche Motivation mit sich brachte. Trotzdem galt es nicht zu überziehen und konsequent auf permanenten Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme zu achten.

Weiter ging es in Richtung Villach und Winklern. Als es dann dunkel wurde, mussten die Lampen montiert werden, was die eingespielte Crew problemlos meisterte. Während so zunächst alles wie am Schnürchen lief, machte das Wetter Kapriolen, die den Bikern das Leben schwer machten. Denn es zog ein kräftiges Gewitter auf. In Winklern, dort war das Wohnmobil platziert, wechselte die Crew das erste Mal und der Athlet nutzte die Gelegenheit um eine Regenjacke überzustreifen.

Weiter ging es über den Iselsberg, Hermagor mit 602 Höhenmeter, Kötschach und Mauthen mit 702 Höhenmeter, den Gailbergsattel (981 Höhenmeter) und dem Kartischer Sattel, der es auf 1.525 Höhenmeter brachte. Von dort aus führte die Route zurück nach Winklern, wo die Crew wieder wechselte. Kochendörfer nutzte die Gelegenheit, um die nassen Kleider gegen trockene zu tauschen.

Mittlerweile war es Freitagmorgen und es wurde so langsam wieder hell. Der Fahrer aus dem Odenwald war immer noch gut drauf. Dank seiner Fähigkeit, ein gleichmäßiges Tempo über einen langen Zeitraum beizubehalten, war Kochendörfer mittlerweile auf den vierten Gesamtplatz, den zweiten seiner Altersklasse, nach vorne gefahren. Die größte Herausforderung sollte aber noch folgen, berichtete der Billigheimer nach dem Rennen. Denn nun ging es Richtung Hochglockner.

Im Anstieg zum Großglockner nach Heiligenblut zogen erneut schwere, dunkle Wolken auf. Es folgten Regen und ein eisiger Gegenwind, der die Steigung doppelt schwer machte. Kochendörfer wechselte daher auf sein spezielles Bergrad, das eine andere Übersetzung hat und mit Scheibenbremsen ausgestattet war.

„Meter um Meter kämpfte wir uns nach oben“, erzählte der Extrembiker später. Hilfreich waren dabei die Anfeuerungsrufe des Teams und der Fans, die inzwischen aus der Heimat an die Rennstrecke gekommen waren. Auf dem Hochtor (2.500 Höhenmeter) war der höchste Punkt des Glocknerman noch nicht erreicht, denn nach einer kurzen Abfahrt, ging es über Kopfsteinpflaster hoch zur Edelweißspitze mit 2.570 Höhenmeter. Dort mussten sich die Biker an der Meldestelle eintragen.

Schnell wurden warme Kleider angezogen, bevor es auf die nicht ungefährliche Abfahrt ging, die aufgrund der Nässe vollste Konzentration erforderte. Hier zeigte sich einmal mehr, dass gute Planung im Vorfeld enorm wichtig ist, brachten doch die Scheibenbremsen große Vorteile.

Es ging hinunter nach Bruck, wo erneut eine Meldestelle und gleichzeitig der Wendepunkt erreicht waren. Nun hieß es wenden, um dann erneut den Großglockner hinauf zu fahren. Noch ausgefroren von der langen, kalten Abfahrt wollten die Muskeln zunächst nicht wie gewohnt funktionieren. So benötigte der Odenwälder einige Höhenmeter um wieder in Tritt zu kommen. So kämpfte sich der Sportler wieder Meter um Meter in die Höhe, bis zum zweiten Mal das Hochtor auf 2500 Höhenmeter erreicht war.

Mittlerweile war es Freitagmittag und ca. 600 Kilometer lagen hinter den Startern. Im Regen ging es hinunter nach Winklern, wo das Wetter besser wurde.
Unten angekommen hörte es auf zu regen und das Wetter wurde besser. Die Crew wechselte wieder und der Biker zog einmal mehr seine nassen Sachen aus und es ging zurück Richtung Graz. Allerdings lagen noch einige kräftezehrende Anstiege vor der Konkurrenz.

Hinauf auf die Windische Höhe mussten die Fahrer eine Steigung mit 24 Prozent bewältigen. Außerdem lag der Scheidsattel auf 1068 Höhenmeter noch vor dem Feld. Der vierte Platz in der Gesamtwertung bzw. der zweite Rang in der Altersklasse U 50 waren noch nicht sicher, da noch 200 Kilometer zu fahren waren.

Bei Kilometer 880 wartete der nächste Hammer auf die Rennteilnehmee. In der zweiten Nacht ohne Schlafpause, musste Kochendörfer die letzten Energiereserven mobilisieren um die zehn Kilometer lange, 15-prozentige Steigung hinauf auf den Soboth zu schaffen ohne rückwärts zu rollen. In dieser Rennphase war die Motivationsarbeit der Crew Gold wert.
Nachdem auch dieser Berg hinter dem Billigheimer lag, erfuhr er, dass ein vor ihm liegender Fahrer aufgrund von Magenproblemen austeigen musste. Dadurch rutschte Michael Kochendörfer auf den Siegerplatz in seiner Altersklasse. „Diese Nachricht verlieh mir neue Kräfte, denn nun wollte ich den Sieg natürlich auch nach Hause bringen, und mein Team und mich belohnen“, berichtet der Extremsportler aus dem Neckar-Odenwald-Kreis.

Am Samstagmorgen gegen 7:00 Uhr fuhr Michael Kochendörfer nach 42 Stunden und 25 Minuten im über die Ziellinie. „Unglaublich, ich hatte den WMTitel in der U50-Klasse in der Tasche und gewann in der Gesamtwertung Bronze“, konnte der neue Weltmeister sein Glück kaum fassen.

Überglücklich wurde er von der Crew und den angereisten Fans gefeiert. „Ich selbst war leer wie eine ausgepresste Zitrone“, beschrieb Kochendörfer seine Emotionen. Nach dem Siegerfoto wurde er von seiner Crew umgezogen, selbst dafür hatte er keine Kraft mehr, und für ein paar Stunden schlafen gelegt. Am Abend fand dann noch die Siegehrung mit Bankett statt. Da die Crew ja nun den Schichtbetrieb gewohnt war, fuhr das Weltmeister-Team noch in der Nacht zurück in den Odenwald.

Am Sonntag folgte dann der Empfang in Billigheim, wo der frisch gebackene „Glocknerman“ von Familie und Freunden herzlich gefeiert wurde.

Nun steht für den Extremsportler zunächst die Regeneration auf dem Programm, bevor auch schon wieder die Vorbereitung auf das nächste Highlight beginnt. Im August will Michael Kochendörfer wieder das härteste Rennen in Europa, das Race Around Austria, einmal rund um Österreich mit 2.200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter, bestreiten.

(Foto: privat)

Umwelt

Umwelt

Müllsammelaktion am Katzenbuckel

(Grafik: privat) Waldbrunn. Am Samstag, den 16. März, ab 10 Uhr, veranstaltet der NABU Waldbrunn eine Müllsammelaktion am Katzenbuckel. Jeder Naturliebhaber ist herzlichen dazu eingeladen, die Landschaft vom Müll zu befreien. Die Organisatoren empfehlen allen Helfern, sich mit Handschuhen, mit Müllzangen, Müllsäcken etc. auszustatten. Alle Menschen, die sich beteiligen wollen, werden gebeten, sich am Samstag, um 10 Uhr, auf dem Parkplatz am Katzenbuckelsee, in Waldbrunn-Waldkatzenbach einzufinden. Die Aktion ist auf für Familien mit Kindern gut geeignet.   […]

Von Interesse

Gesellschaft

Nach 23 Jahren verabschiedet

(Foto: Liane Merkle) Steinbach. (lm) Werner Noe war gerade mal ein Jahr im Amt des Kassenführers gewesen, als die Jagdgenossenschaft Steinbach-Rumpfen im Jahr 2002 das digitale Jagdkataster einführte. Unzählige Stunden verbrachte er daraufhin zusammen mit dem Vorsitzenden Georg Moser mit dem Kennenlernen und Erfassen, um die Kosten im Rahmen halten zu können. Denn die Jagd in Steinbach und Rumpfen ist nicht nur kompliziert, sondern ändert sich auch bei jeder Verpachtung, was letztlich durch die Digitalisierung in der Abrechnung vereinfacht weude. Abonnieren Sie kostenlos den NOKZEIT-Kanal auf WhatsApp. Die guten Fachkenntnisse im digitalen Rechnungswesen von Werner Noe, die er in absoluter Zuverlässigkeit […] […]