Ehemalige KZ-Standorte im Fokus

Reste der Industrieanlagen zur Schieferölverschwelung im ehemaligen „Wüste-Werk 10“ bei Schörzingen (Schömberg/BL). (© Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)

Auftakt mit den Außenlagern des ehemaligen KZ-Komplexes Natzweiler

(pm) Anfang Februar startete das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart ein vierjähriges Projekt zur Erfassung noch vorhandener Relikte an den ehemaligen Standorten nationalsozialistischer Konzentrationslager in Baden-Württemberg. Dabei sollen zunächst die etwa 35 Außenlager des „KZ-Komplexes Natzweiler“ im Zentrum stehen, die unter der Verwaltung des im Elsass liegenden Hauptlagers Natzweiler-Struthof standen.

Die Generation der Frauen und Männer, die aus eigenem Erleben vom Terror der nationalsozialistischen Konzentrationslager zu berichten wissen, wird in absehbarer Zeit verstummt sein. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung rückt die materielle Hinterlassenschaft der Lagerstandorte ins Blickfeld einer neuen Aufmerksamkeit.

Die engagierte Arbeit zahlreicher Gedenkstätten-Initiativen hat auch in Baden-Württemberg gezeigt, wie eindringlich ein Besuch an den historischen Orten des Terrors wirken kann. Ruinöse Reste ehemaliger Lagereinrichtungen können durch die Vermittlung ihres gesellschaftsgeschichtlichen Entstehungskontexts eine starke Zeugniskraft entwickeln. Ihre unleugbare Existenz steht gegen Vergessen und Verdrängen. Die französischen und deutschen Gedenkstätten des KZ-Komplexes Natzweiler werden aufgrund ihrer Bedeutung und Verdienste in diesem Jahr mit dem Europäischen Kulturerbesiegel der EU ausgezeichnet.

Darüber hinaus ist in den letzten Jahren ein neues wissenschaftliches Interesse an den Relikten des NS-zeitlichen Lagersystems erwacht. Mit der „zeitgeschichtlichen Archäologie“ hat sich ein neuer Ableger der archäologischen Wissenschaften etabliert, der die ehemaligen Lagerstandorte einschließlich ihrer materiellen Überreste als historische Quellen begreift, die es mit einem speziell zugeschnittenen Methoden- und Fragenkatalog zu erschließen gilt. Tatsächlich ist es entsprechenden Forschungen bereits gelungen, durch neu gewonnene Erkenntnisse Lücken in der schriftlichen und mündlichen Parallelüberlieferung zu schließen.

Solche neuen Erkenntnisse sind allemal willkommen, denn viele Bereiche der Lebenswirklichkeit in den NS-Terrorlagern sind in historischen Dokumenten nicht festgehalten worden und treten auch in Erinnerungsberichten Überlebender kaum in Erscheinung. Oft ist die Entwicklung der Lagerstandorte nicht einmal in ihren Grundzügen nachvollziehbar, sei es, weil sie in den Wirren der letzten Kriegsmonate keinen administrativen Niederschlag mehr gefunden hat, sei es, weil die betreffenden Akten durch die sich auflösenden Lagerverwaltungen vernichtet wurden. Durch archäologische Grabungen ermittelte Strukturen und Objekte können daher nicht nur Bekanntes illustrieren, sondern neue Einblicke in die bauliche Gestalt und Entwicklung sowie die logistische Organisation der Lager, aber auch in Herkunft, Größe und Alltagsleben der internierten Häftlingsgesellschaft eröffnen.

Im Rahmen des nun begonnen Projektes der archäologischen Denkmalpflege sollen die in Baden-Württemberg vorhandenen Relikte des NS-zeitlichen Lagersystems systematisch erfasst und unter denkmalfachlichen Gesichtspunkten evaluiert werden. Dabei sollen auch jene Orte mit in den Blick genommen werden, an denen die Inhaftierten zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Dazu gehören Schiefersteinbrüche, unterirdische Stollen, Rüstungs-Montagewerke etc. Umfang und Erhaltung der jeweils vorhandenen Überreste sind sehr unterschiedlich. Von der noch stehenden KZ-Baracke bis zum Totalverlust ganzer Lagerstandorte durch Überbauung sind alle Spielarten der Überlieferung gegeben. Luftbildanalysen und moderne archäologische Verfahren wie Georadar und -magnetik lassen aber vielerorts unterirdische Barackenfundamente erkennen und zeigen, dass sich der Blick in den Boden selbst dort noch lohnen kann, wo oberflächlich keine baulichen Spuren mehr zu erkennen sind.

Wie Beispiele aus jüngster Zeit gezeigt haben, sind die baulichen Überreste des NS-Lagerterrors nach wie vor nicht vor unsensibler Behandlung oder gedankenloser Beseitigung gefeit. Mit der Bestandserfassung des noch Vorhandenen will das Projekt die Grundlage zur Erarbeitung eines nachhaltigen Schutzkonzeptes bereitstellen, in welchem Wesentliches von Unwesentlichem geschieden und Erhaltenswertes unter Denkmalschutz gestellt wird.

Karte des KZ Natzweiler-Struthof und seiner Außenlager (© Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)

Hintergrund

Zwischen Mannheim-Sandhofen und Spaichingen, Offenburg und Ellwangen gab es etwa drei Dutzend Natzweiler-Außenkommandos, die teils als Barackenlager auf der grünen Wiese, teils in von der SS-Lagerverwaltung konfiszierten Bestandsgebäuden (z.B. Schulen, Kasernen oder Flugzeughangars) eingerichtet wurden. Die meisten dieser Lager entstanden erst im Frühjahr oder Sommer 1944, als die deutsche Rüstungsindustrie infolge alliierter Luftoffensiven in eine prekäre Lage geraten war. Durch die mörderische Ausbeutung menschlicher Körperkraft sollte das Unmögliche möglich gemacht und die vom NS-Regime verfügte „U(ntertage)-Verlagerung“, d.h. die Verlagerung kriegswichtiger Fertigungsbetriebe in bombensichere Stollen- und Tunnelsysteme, realisiert werden.

Ein Zentrum dieser Aktivitäten entwickelte sich im Umfeld der alten Gipsgruben bei Obrigheim am Unteren Neckar, deren Ausbau zu geheimen Rüstungsfabriken den Produktionsausfall des kriegszerstörten Daimler-Benz-Flugmotorenwerks Genshangen (Brandenburg) kompensieren sollte. Allein hier entstanden – neben diversen Unterkünften für Werksangehörige und Zwangsarbeiter/-innen – sechs Außenkommandos des KZs Natzweiler, die sog. Neckarlager – Leidensorte für mehr als 5.000 KZ-Häftlinge.

Einen zweiten Schwerpunkt bildete der Natzweiler-Komplex entlang der Bahnlinie Tübingen-Rottweil aus. Im Rahmen des „Mineralölsicherungsplans“, einem 1944 lancierten Geheimprojekt zur Abwendung des akut drohenden Kollapses der deutschen Treibstoffversorgung, wurde hier mit dem Bau von zehn Schieferöl-Werken begonnen, in denen aus den bitumenreichen Sedimenten des Schwarzen Jura Mineralöl gewonnen werden sollte. Mit diesen bis April 1945 nur teilweise verwirklichten und gänzlich ineffizienten Anlagen waren sieben KZ-Außenlager assoziiert, in denen mehr als 10.000 meist jüdische Häftlinge untergebracht waren – mehr als ein Drittel starb. Insgesamt forderte der KZ-Komplex Natzweiler ca. 22.000 Opfer aus 30 Nationen. Ihr Sterben wurde vom NS-Regime und seinen Schergen nicht nur hingenommen, sondern durch alle erdenklichen Formen körperlicher Qual und psychischen Terrors forciert.

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