18.03.10
Zweithöchste Aufklärungsquote im Land – Straftatenaufkommen im Kreis nahezu konstant geblieben
Neckar-Odenwald-Kreis. (pk) Nahezu gleich geblieben ist mit 5.265 Fällen die Zahl der Straftaten im Neckar-Odenwald-Kreis im Jahr 2009 (Vorjahr: 5.258). Bei einer Kriminalitätsbelastung von 3.539 Delikten pro 100.000 Einwohner zählt der Neckar-Odenwald-Kreis nach wie vor mit zu den sichersten Landkreisen innerhalb Baden-Württembergs. Auf einem sehr hohen Niveau liegt dabei mit 65,1 Prozent die Aufklärungsquote (-0,1 Prozent), so dass die Polizeidirektion Mosbach im Vergleich aller 37 Polizeidienststellen bei der Straftatenaufklärung landesweit den zweiten Platz für sich verbuchen kann. Bemerkenswert sind deutlich rückläufige Zahlen besonders im Bereich des schweren Diebstahls, wo die Aufklärungsquote sogar auf 31,1 Prozent (Vorjahr: 28,3 Prozent) gesteigert werden konnte, sowie den Sexualstraftaten.
Kein vollendetes Tötungsdelikt
Kein einziger Mensch hat im Jahr 2009 aufgrund eines Tötungsdeliktes im Landkreis sein Leben verloren. Nach konstanten Zahlen von jeweils vier Straftaten gegen das Leben in den Vorjahren musste die Polizei im Jahr 2009 ausschließlich in einem Fall des versuchten Mordes die Ermittlungen aufnehmen.
Sexualstraftaten stark rückläufig
Stark rückläufig ist die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Wurden in diesem Deliktsbereich im Vorjahr noch 66 Straftaten zur Anzeige gebracht, reduzierte sich die Zahl 2009 auf 44 Fälle (- 33,3 Prozent) und hat in einem 10-Jahresvergleich einen Tiefststand erreicht. Bei neun dieser Fälle handelte es sich dabei um Vergewaltigungen bzw. sexuelle Nötigungen (Vorjahr: 9), bei vier um den sexuellen Missbrauch von Kindern (Vorjahr: 11).
Auch bei der Verbreitung pornografischer Schriften, die häufig im Zusammenhang mit dem Internet erfolgt, hat sich das Fallaufkommen von 26 im Jahr 2008 auf 11 Fälle reduziert.
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(Grafiken: PD Mosbach) – Zum Vergrößern bitte anklicken.
Rohheitsdelikte im Aufwärtstrend
Nach steigenden Fallzahlen im Jahr 2008 ist es im Neckar-Odenwald-Kreis im Jahr 2009 mit 871 Taten (Vorjahr: 764) zu einem weiteren Anstieg der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit gekommen (+14 Prozent). Hierzu zählen neben der Körperverletzung auch Delikte wie Raub, räuberische Erpressung, Bedrohung, Nötigung u.a.
So bearbeitete die Polizei im Jahr 2009 51 Raubtaten (Vorjahr: 24), von denen sich allein 25 im öffentlichen Bereich, also auf Straßen oder Plätzen ereignet haben. „Da derartige Straftaten die Bevölkerung besonders beunruhigen und das Sicherheitsgefühl beeinträchtigen, ist es äußerst wichtig, solche Taten in vollem Umfang aufzuklären,“ sagt Dienststellenleiter Hans Becker. Und so konnten die Ermittler in diesem Zusammenhang eine ganze Serie von Straftaten aufklären bei der Geschädigte durch Gewalt oder Drohungen im Bereich der S-Bahn-Strecke Neckarelz-Osterburken um ihr Bargeld, Handys und weitere Gegenstände gebracht wurden. Als Tatverdächtige konnten mehrere Personen verschiedener Nationalitäten im Alter zwischen 15 und 19 Jahren ermittelt werden, die sich mittlerweile teilweise bereits in Haft befinden.
Dass Gewaltbereitschaft auch im Neckar-Odenwald-Kreis nach wie vor ein Thema ist, zeigt sich an der Zahl der Körperverletzungen. So wurden im laufenden Jahr 647 Fälle zur Anzeige gebracht, 62 mehr als im Vorjahr. Viele Fälle ereignen sich dabei im Wohnumfeld sowie im häuslichen Bereich und im Umfeld von Gastronomiebetrieben, in der Regel kennen sich Opfer und Täter. „Zwar war die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen rückläufig, so dass sich das Mehraufkommen ausschließlich auf die Fälle der leichten Körperverletzung bezieht; Doch bleibt es bei der Tendenz, Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung einzusetzen. Dass wir aber mit unseren gemeinsamen Bemühungen im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention durch Projekte wie „Feste feiern – aber richtig“ auf dem richtigen Weg sind, zeigt die Tatsache, dass es insbesondere im Zusammenhang mit Festen und öffentlichen Veranstaltungen zu keinen größeren Auseinandersetzungen gekommen ist. Auch ist festzustellen, dass sich der Anteil der unter Alkohol stehenden ermittelten Tatverdächtigen, die eine Körperverletzung begangen haben, von 29,3 Prozent im vergangenen Jahr auf 21,4 Prozent reduziert hat. Es ist auch bei uns im Landkreis Fakt, dass Alkohol ein Wegbereiter für aggressives Verhalten, Gewalt oder auch andere Straftaten ist. Deshalb muss der exzessive Konsum eingedämmt werden,“ erläutert Leitender Polizeidirektor Hans Becker.
Schwerer Diebstahl auf Tiefststand – „Fensterbohrer-Serie“ konnte geklärt werden
Einen Tiefststand haben in einem Zehnjahresvergleich die schweren Diebstähle erreicht. 489 Fälle wurden hierbei registriert, im Vorjahr waren dies noch 664. In dieser Zahl sind auch die Wohnungseinbrüche enthalten, die ebenfalls rückläufig waren. So ereigneten sich im Jahr 2009 57 Wohnungseinbrüche, 26 weniger als im Vorjahr. Überdurchschnittlich hoch ist beim schweren Diebstahl die Aufklärungsquote von 31,1 Prozent (BW: 16,1 Prozent). Besonders erfolgreich verliefen dabei die Ermittlungen gegen einen größeren Personenkreis wegen Bandendiebstahls. Nachdem es im Mittelbereich Buchen zu einer Serie von Einbrüchen in Sport-/Vereinsheime und Verbrauchermärkte gekommen war, konnte ein Täterduo kurz nach einem neuerlichen Firmeneinbruch vorläufig festgenommen und Diebesgut sichergestellt werden. Die Folgeermittlungen führten zu weiteren Tatbeteiligten auch außerhalb des Landkreises und zur Aufklärung von insgesamt 74 Straftaten, davon 49 des Bandendiebstahls, und mit einem Gesamtschaden von rund 160.000 Euro. Gegenstände im Wert von ca. 10.000 Euro konnten ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. Mehrere Tatbeteiligte wurden in Haft genommen.
Nahezu konstant geblieben ist die Zahl beim einfachen Diebstahl, wo mit 1.235 Straftaten nur 11 weniger zur Anzeige gelangten als im Vorjahr.
Dass Straftaten dank der professionellen Kriminaltechnik auch nach Jahren geklärt werden können, hat sich jetzt aufs Neue bei einer Wohnungseinbruchserie in Buchen gezeigt. In den Jahren 2001 und 2002 war es in Buchen zu einer Vielzahl von Wohnungseinbrüchen gekommen, bei denen sich ein zunächst unbekannter Täter nach dem Anbohren von Tür-/Fensterrahmen teilweise trotz Anwesenheit der Bewohner Zutritt in die Wohnanwesen verschafft und aufgefundene Gegenstände gestohlen hat. Aufgrund eines Treffers bei damals an den Tatorten gesicherter DNA-Spuren, konnte nun ein 46-jähriger, aus Kroatien stammender Mann als Tatverdächtiger ermittelt werden. Der Mann befindet sich mittlerweile in Haft, nachdem ein internationaler Haftbefehl gegen den Mann erlassen worden war.
Mehr Anzeigen wegen Computerbetrug und „Schwarzfahrten“
Mehr Vermögens- und Fälschungsdelikte mussten nach rückläufigen Zahlen in den Vorjahren im Jahr 2009 bearbeitet werden. 806 Straftaten wurden in diesem Deliktsbereich erfasst (Vorjahr: 743), zu dem u.a. Straftaten wie der Computerbetrug und das Erschleichen von Leistungen (z.B. „Schwarzfahren“) gehören, auf die der Anstieg in diesem Bereich zurückzuführen ist.
Anstieg bei Sachbeschädigungen und Brandstiftungen
821 Sachbeschädigungen wurden der Polizei im Jahr 2009 bekannt – 46 mehr als im Vorjahr – und liegen somit erneut im Aufwärtstrend. Auch die Zahl der Brandstiftungen hat sich von 23 auf 30 Fälle erhöht. 13 dieser Brandstiftungen wurde vorsätzlich begangen, bei fünf handelte es sich sogar um schwere Brandstiftungen.
Mehr Fälle der Straßenkriminalität
Die Zahl der als Straßenkriminalität erfassten Delikte – es handelt sich hierbei um Straftaten verschiedenster Art, die im öffentlichen Raum begangen werden – hat sich von 748 auf 913 erfasste Taten erhöht. Bedingt ist dieser Anstieg insbesondere durch die bereits aufgeführten Raubstraftaten und Sachbeschädigungen.
Internetkriminalität steigt mit vermehrter Nutzung des Internets
Einhergehend mit der vermehrten Nutzung des Internets hat sich im Jahr 2009 der Anstieg bei der Internetkriminalität fortgesetzt. Insgesamt 193 Straftaten wurden erfasst, 24 mehr als im Vorjahr. Bei 76 Prozent der Internetstraftaten handelt es sich um Betrugsdelikte.
Weniger Verstöße gegen die strafrechtlichen Nebengesetze
Nach einer Waffenrechtsänderung im Jahr 2008 und einem damit einhergegangenen Anstieg der Verstöße gegen das Waffengesetz hat sich diese Zahl mit 51 Straftaten im vergangenen Jahr leicht reduziert (Vorjahr: 62), liegt allerdings noch deutlich über dem Niveau der Vorjahre.
Ebenfalls auf eine geänderte Rechtslage dürfte der Rückgang bei den Straftaten gegen Urheberrechtsbestimmungen im Zusammenhang mit dem Internet zurückzuführen sein. So wurden im Jahr 2009 nur noch 3 Fälle zur Anzeige gebracht, während dies im Vorjahr noch 55 waren.
Unwesentlich hat sich die Zahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz verändert. Mit insgesamt 293 Verstößen wurden 20 Fälle weniger zur Anzeige gebracht als im Vorjahr. Während dieser Rückgang ausschließlich allgemeine Verstöße betrifft, ist es den Ermittlern entgegen dem Landestrend allerdings gelungen, weitere Fälle des illegalen Betäubungsmittelhandels- und -schmuggels aufzudecken, so dass sich diese Zahl auf 62 (Vorjahr 55) erhöht hat und auch acht Fälle der illegalen Einfuhr von Betäubungsmittel nicht unentdeckt geblieben sind.
Zahl der Tatverdächtigen nach Tiefststand leicht angestiegen
Nach einem Tiefststand im Zehnjahresvergleich hat sich die Zahl der Tatverdächtigen im Jahr 2009 leicht erhöht. Insgesamt wurden 2.639 Personen als Tatverdächtige ermittelt, 50 mehr als im Vorjahr. Die Tatverdächtigenbelastungszahl, d. h. die Anzahl der Tatverdächtigen bezogen auf 100.000 Einwohner, liegt bei 1.905 (BW: 2.325).
Der Anstieg bei den Tatverdächtigenzahlen betrifft sowohl die Erwachsenen als auch die Heranwachsenden und Jugendlichen, während die Zahl der ermittelten Kinder gleich geblieben ist.
Der Anteil der Nichtdeutschen liegt mit 423 Tatverdächtigen (Vorjahr: 376) bei 16 Prozent, im Vorjahr lag dieser noch bei 14,5 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt 6,2 Prozent.
Durch Prävention Straftaten verhindern
Nach zahlreichen, bereits in den Vorjahren gestarteten und erfolgreich verlaufenden Projekten im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention wurde im Jahr 2009 auf Initiative des Fußballkreises Mosbach das Projekt „Faire Heimspiele“ initiert. Dieses Projekt zielt darauf ab, aggressives oder gewalttätiges Verhalten im Rahmen von Fußballspielen durch den Einsatz von Spielbegleitern rechtzeitig zu erkennen und bereits im Vorfeld zu verhindern. Mittlerweile haben bereits 54 Vereine des Fußballkreises Mosbach eine entsprechende Selbstverpflichtung unterzeichnet und 60 Personen haben an Spielbegleiterschulungen teilgenommen. Doch nicht nur der Fußballkreis Buchen hat seine Beteiligung an dem Projekt angekündigt, auch vom württembergischen Fußballverband wurde dieses inzwischen aufgegriffen.
Bekanntermaßen fördert der Konsum von Mediengewalt die Bereitschaft zu aggressivem und gewalttätigem Verhalten. Um dieser Entwicklung schon frühzeitig entgegenzuwirken, ist dieses Thema auch mit ein Bestandteil des Projekts „Neue Medien – Fluch oder Segen“. Hierbei soll nicht nur die erforderliche Medienkompetenz im Zusammenhang mit – insbesondere neuen – Medien vermittelt, sondern auch über den Umgang mit Gewalt-, bzw. sogenannten Killerspielen informiert und auf die damit verbundenen Gefahren hingewiesen werden. Nach dem Start des Projekts im Jahre 2008 , das sich an Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen und deren Eltern richtet, wurde im vergangenen Jahr allen Schulen des Landkreises die Teilnahmemöglichkeit daran angeboten. Im Verlauf des Jahres 2009 haben sich bereits 13 Schulen daran beteiligt, so dass rund 880 Schülerinnen und Schüler die Veranstaltungen besucht haben. Zudem fanden 13 Elternveranstaltungen statt. Eine besondere Bedeutung kommt diesem Projekt insbesondere vor dem Hintergrund von Gewalttaten wie an einer Schule in Winnenden zu. Nachdem bereits überregional großes Interesse an dem Projekt, an dem die Polizei, das Landratsamt mit seiner Jugendgerichtshilfe und dem Kreismedienzentrum sowie die Fachstelle Sucht beteiligt sind, besteht, wird dieses auch beim Deutschen Präventionstag, der am 10. und 11.05.10 in Berlin stattfindet, vorgestellt werden. „Unser ganz besonderes Anliegen ist es, die Sicherheit im Landkreis und damit ein Stück Lebensqualität für die Einwohner zu erhalten und möglichst weiter zu verbessern. Deshalb ist es besonders wichtig, gezielt und bereits frühzeitig Prävention zu betreiben und kontinuierlich fortzusetzen um so bereits im Vorfeld zu verhindern, dass Straftaten überhaupt verübt werden,“ sagt Dienststellenleiter Hans Becker und verweist dabei auf die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und den Kommunen des Kreises.
Die Kommunale Kriminalprävention funktioniert im Neckar-Odenwald-Kreis besonders gut und so stehen auch im Jahr 2010 weitere Aktivitäten an: Auf das häufig mit einem Tabu belegte Thema „häusliche Gewalt“ wird bei bereits geplanten Aktionswochen des Arbeitskreises „Rote Karte für Häusliche Gewalt“ und der Bäckerinnungen Buchen und Mosbach in den Sommermonaten aufmerksam gemacht und informiert werden. „Besonders bei der „häuslichen Gewalt“, bei der zum überwiegenden Teil der Fälle Frauen und Kinder die Opfer sind, bedarf es einer besonderen Beachtung durch die Öffentlichkeit. Wichtig ist es hierbei zum einen, die Zivilcourage in der Bevölkerung zu fördern, dass bei entsprechenden Vorfällen z.B. in der Nachbarschaft nicht einfach weggeschaut, sondern eine der zahlreichen Beratungsstellen informiert oder Anzeige bei der Polizei erstattet wird. Außerdem soll den Opfern auch Mut gemacht werden, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, wo sie weitere Unterstützung erfahren,“ erläutert Hans Becker. Mit diesem neuen Projekt verbunden sind sowohl Veranstaltungen mit Fachvorträgen als auch eine Opferschutzausstellung des „Weißen Rings“ e.V.
In diesem Zusammenhang weist Leitender Polizeidirektor Becker auf die gute Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring e.V. hin. Gerade für Kriminalitätsopfer ist es sehr wichtig, nicht allein gelassen zu werden. Besonders positiv ist es daher, dass durch das große Engagement der Mitarbeiter des Weißen Rings diesen Menschen sofort und unbürokratisch geholfen und Unterstützung geleistet wird.
Zufrieden zeigt sich Leitender Polizeidirektor Becker mit den bisher bereits geschaffenen Netzwerken im Zusammenhang mit der Kommunalen Kriminalprävention, da in diesem Bereich die verschiedensten Behörden, Organisationen und Vereine gefordert sind und man nur gemeinsam zu einem guten Ergebnis kommen kann. Dankbar ist er daher auch für Unterstützung durch den Verein zur Förderung der Kommunalen Kriminalprävention „Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis e.V.“, durch welche viele Präventionsprojekte gefördert oder teilweise erst ermöglicht werden.