24.03.10
Römer warnen Ritter – Museumsnacht einmal anders
(Foto: Adventon)
Osterburken. Die Werbemaschine läuft auf vollen Touren für die erste gemeinsame Aktion der beiden Osterburkener Museen. Ein „ Zeichen gegen Geschichtslosigkeit“ wollen die Darsteller römischer und mittelalterlicher Geschichte setzen und besuchen sich gegenseitig, wandern am Limes entlang und entfachen ein Freuden- und Erinnerungsfeuer an der höchsten Stelle des ehemaligen Ostburgheims, auf 378 m über NN.
Spätestens um die Mittagzeit werden Freiwillige das Lärmfeuer aufschichten aus Paletten, und Ster-Holz. Klar ist auch hier Hilfe noch immer willkommen. Wer Zeit hat und helfen will, meldet sich beim Schmied von Adventon, Klaus Finsterer, der die Ehrenamtlichen koordiniert (0178-5191071).
Ab 18 Uhr erwarten Museumsbeauftragter Dr. Jörg Scheuerbrandt und Geschäftsführer Michael Wolf die „Gewandeten“ zum ersten Osterburkener „multi-period-event“. Gegen 18.30 Uhr wollen sie mit möglichst viel Fußvolk, Handkarren, Eseln und geschichtsbegeisterten Odenwäldern, Bauländern und Gästen aus der Großregion zur ersten Limes-Fackelwanderung aufbrechen. Die Römer wollen „den Alarm ins Mittelalter tragen“, symbolisch mit dem Feuer vor einem Angriff warnen, den es glücklicherweise schon seit so vielen Jahrzehnten nicht mehr gibt. Aus diesem Alarm ist ein Freudenfeuer geworden darüber, dass Krieg nicht mehr alltäglich ist, dass man sich friedlich mit Geschichte auseinandersetzen kann. Den Alarm per Fackeln nach der Marienhöhe tragen heißt aber nicht völlig andächtig zu sein. Es wird gesungen und gelacht werden, Musikanten werden dabei sein und Erläuterungen zur Geschichte wird es geben. Damit die Römer mit ihrer Phalanx aus Cicerones und Auxiliaren sowie „Legionen“ und Populares nicht alleine den beschwerlichen Weg laufen müssen, wird eine Abordnung aus Adventon sie begleiten.
Um klar zu machen, dass Geschichte keine Brüche hat, keine Kluft zwischen Römern, Wikingern, Alamannen und Alemannen, zwischen Landsknechten und Napoleonikern herrscht, sind alle Darsteller von Geschichte herzlich eingeladen, mit zu laufen. Natürlich machen die Initiatoren keine Vorschriften, was die Freunde erlebbarer Geschichte anziehen müssen, machen aber dennoch klar, dass die Veranstaltung nicht Karneval oder Klamauk sein soll. Sowohl die Mittelalterlichen, wie die Römischen tragen hochwertige Repliken an Ausrüstung, Kleidung und Waffen auf diesem ungewöhnlichen Gang durch eine Museumsnacht. Tempus vivit, die Zeit lebt, ist das Motto für die gemeinsamen Veranstaltungen der beiden Osterburkener Museen und dient auch dazu, klar zu machen, dass es keine Gräben und Löcher zwischen Antike und Mittelalter geben kann. Geschichte muss als Fluss gesehen werden und der Limes verbindet in diesem Sinne mehr, als er trennt. „Wir alle wollen Geschichte erlebbar, anfaßbar, verstehbar und im besten Sinne begreifbar und transparent machen“, so der Geschäftsführer des Museumsparks Adventon. Streiten und Bedenken haben, können die, die sich nicht bewegen.
Auf dem Vorplatz des Römermuseums werden alle Gewandeten mit Fackeln ausgestattet. Ersatzfackeln bekommen alle Mitlaufenden bei den Museumspädagogen der Gruppe Aves Peregrina, den Zugvögeln. Die Mitglieder setzen sich aus Darstellern des 12 – 14. Jahrhunderts zusammen, die einen eigenen Verein gegründet haben und mit diesem auch Mitglied des Fördervereins von Adventon sind. Besucher können sich Fackeln von zu Hause mitbringen (eigene Gefahr), beim Museumsdienst oder einfach ohne laufen. Zusammen mit weiteren Geschichtsinterpreten aus verschiedenen Epochen und mit den marianischen Eseln geht es Richtung Limes.
Angeführt wird die Limeswanderung von Ferdinand Grewe, einem Mittelalterdarsteller, gefolgt von Cicerones und bisher gemeldeten sechs Darstellern der Römerzeit. Michel und Dorothea Zeuner begleiten den Zug musikalisch.
Ein Begleitfahrzeug sichert den Zug nach hinten ab. Die Kreisstrasse zwischen der Marienhöhe und Wemmershof wird für die Überquerung ortspolizeilich kurzfristig gesperrt werden.
Vallofossaque, so nannten die Römer ihre Grenzanlagen aus Wall und Graben, wurde in Osterburken oberhalb des Friedhofs auf der „Förstlein“ genannten Flur als Rekonstruktion errichtet. Peter Kron vom Verband der Limes-Cicerones oder Petronius Koronatus wie ihn die Römer nennen, erläutert die Osterburkener Aspekte römischer Geschichte während des Verschnaufens an der Anlage. Gemeinsam wird der Weg fortgesetzt bis zur Maisenhälde, an der K 3953. Hier wird Richtung Osten, zur Marienhöhe abgebogen. Der Aufzug bis in die Marienhöhe wird nach allgemeiner Schätzung rund 90 Minuten dauern.
Am Feuerplatz angekommen, wird Bürgermeister Jürgen Galm die Grußworte an die Besucher richten. Pünktlich um 20.30 Uhrsoll das Feuer entzündet sein.
Alle zwei Minuten wird ein Alarmfeuer im Odenwald angezündet und der Alarm über die Höhenzüge hinweg in die benachbarten Ortschaften getragen. Dabei ist Osterburken der vorletzte Ort, der nach den bisherigen Teilnahmezusagen nur noch an Merchingen und die auf der Bieringer Höhe darauf wartenden Landsknechte übergibt.
Vor, während und nach der Veranstaltung gibt es kalt- und Heißgetränke von Mulsum über Met bis Kirschglüh, auch für reichlich warme Mahlzeit wird gesorgt sein. Das Museumscafé sowie der Spießbürger haben ab 16 Uhr geöffnet; Selbstgebackener Kuchen, Kaffee-Spezialitäten aus aller Welt und wenn es kalt sein sollte ein warmer Kachelofen locken ins Herrenhaus.
Im Spießbürger, dem Scheunen-Restaurant der Marienhöhe gibt es Arabisches Reiterfleisch (Rinderhack-Steaks), Rosenkranzwurst, vom schwäbisch-hällischen Schwein, Trockenfrüchte, Nüsse und in der direkt am Lärmfeuer stehenden Kelterhalle werden Beeren- Obst- und Honigweine angeboten. Stockbrot gibt es an der großen Feuerschale.