20.06.10
Zeitzeuge Franz Josef Müller berichtete vor Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach über sein Wirken in der Widerstandsgruppe „Weiße Rose” gegen die Nationalsozialisten. Die Schülerinnen und Schüler hörten dem 85-Jährigen gespannt zu und wurden von ihm aufgefordert, in ihrem Leben Zivilcourage zu zeigen. (Foto: Christian Jung)
Eberbach/Heidelberg. Im Rahmen des Geschichts- und Ethik-Unterrichts trafen im Juni 2010 rund 30 Schülerinnen und Schüler des Eberbacher Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) mit dem ehemaligen Mitglied der Widerstandsorganisation „Weiße Rose”, Franz Josef Müller (Jahrgang 1924) zu einem Zeitzeugengespräch zusammen. Dieses fand in der Heidelberger Friedrich-Ebert-Gedenkstätte statt. Zusammen mit Studienrat Dr. Christian Jung hatten sich die Schüler zuerst die Gedenkstätte mit vielen vertiefenden Informationen zum Leben Friedrich Eberts, des ersten Reichspräsidenten nach der Revolution 1918/19, und der Weimarer Republik angeschaut. Danach folgte das Gespräch mit Franz Josef Müller, der der letzte Überlebende der berühmten Widerstandsgruppe ist. Als er sich 1942 der „Weißen Rose” rund um Sophie und Hans Scholl anschloss, war der damals in Ulm wohnhafte Schüler erst 17 Jahre alt. Zusammen mit einem Freund traf er sich in einem geheimen Versteck in einer Kirchenorgel und verschickte 2500 Flugblätter gegen die Nationalsozialisten und das Hitler-Regime während des Zweiten Weltkriegs. In den Flugblättern wurde der Mord an den Juden offen thematisiert. Nach der Enttarnung der studentischen Widerstandsgruppe, an der sich auch viele Schüler beteiligten, wurde Müller 1943 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Er entkam der Todesstrafe, weil der Vorsitzende des berüchtigten NS-Volksgerichtshofes, Roland Freisler, nicht glaubt, dass Müller wegen seiner blonden Haaren ein absoluter Gegner des NS-Staates sein könne. Der Zeitzeuge berichtete ausführlich über die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und forderte die Schüler auf, in ihrem Leben Zivilcourage in allen erdenklichen Fällen zu zeigen.
Infos im Internet:
www.weisse-rose-stiftung.de/