Jugendliche Testkäufer erhalten Alkohol

Keine Schwierigkeiten beim Alkoholkauf – jugendliche Testkäufer im Kreis unterwegs. (Foto: LRA)

Neckar-Odenwald-Kreis. Jugendliche kommen viel zu leicht an Alkohol. Diese These wurde jetzt im Rahmen von Testkäufen durch Jugendliche auch für den Neckar-Odenwald-Kreis bestätigt. Ingesamt 40 Verkaufsstellen, darunter 22 Discounter, 5 Getränkehandlungen und 13 Tankstellen wurden im Stadtgebiet Mosbach sowie in den Städten und Gemeinden Hardheim, Walldürn und Buchen aufgesucht. Das traurige Ergebnis: 19 Mal gelangten die Jugendlichen ohne Probleme an branntweinhaltige Getränke.

Die Testkäufe sind ein Baustein des Landes Baden-Württemberg und der Kommunen in ihren  Bemühungen, den Konsum von Alkohol durch Jugendliche zu reduzieren. Jeweils zwei oder drei Jugendliche im Alter von 17 Jahren, alle Auszubildende des Neckar-Odenwald-Kreises, wurden im Auftrag der Kommunalen Kriminalprävention Mosbach (Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis und Polizeidirektion Mosbach) in die Betriebe geschickt, um branntweinhaltige Getränke zu kaufen. Im sicheren Abstand folgten ein Polizeibeamter der Polizeidirektion Mosbach und ein Mitarbeiter des Landratsamtes, die das Verkaufsverhalten beobachteten und gegebenenfalls in das Geschehen eingriffen.

Verständnis für die Testkäufe zeigten alle Verkäuferinnen und Verkäufer, wenn sie im Nachgang auf ihr Verkaufsverhalten angesprochen wurden. Nahezu alle bestätigten auch, dass sie von ihren Vorgesetzten auf die Kontrollpflicht hingewiesen worden sind. Ein Grund, warum trotzdem viel zu oft nicht kontrolliert wird, sei „die Blamage, wenn man von jemandem, der jung aussieht, in Wirklichkeit aber schon 18 oder auch erheblich älter ist, den Ausweis verlangt“. Diese Kundschaft, so das Verkaufspersonal, könne dann durchaus „pampig“ werden: „Wenn man das ein paar Mal erlebt hat, überlegt man sich schon genau, ob man das wieder und wieder riskiert.“ Dass der Druck an den Kassen ohnehin  groß ist, belegt auch die Beobachtung, dass in einigen Fällen eine Ausweiskontrolle erfolgt ist, die Kassenkraft aber in der Hektik das tatsächliche Alter nicht ermitteln konnte.

Während die Beanstandungsquote in den drei Kategorien Märkte, Getränkehandel oder Tankstellen annährend gleich aufgeteilt war, gab es gravierende regionale Unterschiede: In Buchen und in Mosbach wurde deutlich mehr kontrolliert als in Hardheim und Walldürn, wo die Beanstandungsquote bei rund 70 Prozent lag.

„Mit diesem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein“, stellten auch Landrat Dr. Brötel und der Leiter der Polizeidirektion Mosbach, Hans Becker, fest. Das Bemühen des Einzelhandels sei auf jeden Fall zu erkennen, oft scheitere eine Umsetzung aber am Fehlverhalten von Einzelnen. Die beiden Behördenleiter appellieren aber auch an die Kundschaft, Verständnis für die Kontrollen aufzubringen und höflich zu bleiben, auch wenn sie das Alter von 18 Jahren überschritten haben: „Es ist für das Kassenpersonal fast unmöglich, mit einem kurzen Blick das Alter der Kunden richtig zu schätzen.“

Konsequenzen für das Verkaufspersonal oder die Betriebsleitungen haben die durchgeführten Testkäufe vorerst nicht. Die Beamten der Polizei und des Landratsamtes beschränkten sich zunächst auf eine mündliche Verwarnung. Angesichts des doch überraschenden Ergebnisses sind aber weitere Testkäufe vorgesehen. Dann werden Verstöße mit Bußgeldern geahndet. Ein Verkäufer oder Verkäuferin muss bei einem einmaligen Verstoß mit einem Bußgeld bis zu 500 Euro rechnen, die Betriebsleitung sogar mit bis zu 3.000 Euro.

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