Konstruktiver Dialog zwischen Grünen und Landkreisverwaltung – Grüne Kreistagsfraktion will „große Anfrage“ einreichen
Hardheim. (bd) Nachdem die Kreistagsfraktion der Grünen Mitte Februar einen Runden Tisch zur Flüchtlingsunterkunft Hardheim initiiert hatte (wir berichteten), bei dem Vertreter des Landratsamtes, des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg sowie des Vereins „Dienst am Nächsten“ mit Sachverständigen und vielen der Betroffenen ins Gespräch gekommen waren, zeigt der Dialog nun erste Früchte. Diese Woche suchte man im kleineren Kreis nach Lösungen für die unzweifelhaft vorhandenen Probleme und kam zu ersten Verbesserungsmaßnahmen. An dem Treffen im Landratsamt nahmen Seitens des Trägers der 1. Landesbeamte Martin Wuttke und Manfred Schärpf aus dem Landratsamt sowie Unterkunftsleiter Michael Kovacs, seitens der Grünen die Kreisrätinnen Christine Denz und Simone Heitz und der Limbacher Gemeinderat Klaus Brauch-Dylla sowie als Sachverständiger Rechtsanwalt Dr. Joachim Walter (Osterburken) teil. Auf den Weg gebracht wurden bzw. werden kurzfristige technische Maßnahmen wie das Anbringen von Thermostatventilen, auch um Gesundheitsgefährdungen wie Asthma zu vermeiden. Einvernehmen wurde ebenso darüber erzielt, dass die soziale Betreuung verbesserungsnotwendig ist und ebenso die seelsorgerliche Betreuung wünschenswert sei. Insbesondere Dr. Walter betonte die das Land hier treffenden internationalen Verpflichtungen und die daraus resultierende Fürsorgepflicht. Angesichts der vielen oft verborgenen Nöte sollen die professionelle Ansprache und der „menschliche Faktor“ gestärkt werden, auf positive Resonanz traf auch der Vorschlag, mit diesen Aufgaben möglichst einen erfahren Träger der freien Wohlfahrtspflege (AWO, Diakonie, Caritas, DRK) zu betrauen. Gegenüber dem SWR kündigte Wuttke eine umgehende Prüfung von Übertragungsmöglichkeiten an. Ebenso soll es zu konkreten Erleichterungen bei der Wohnsituation von Familien mit Kindern kommen, die derzeit mit bis zu sechs Personen in einem Zimmer „hausen“ müssen – ein Zustand, den die UN-Kinderrechtskonvention verbiete, so Dr. Walter. „Diese ist Gesetz in der Bundesrepublik“ betonte der langjährige Adelsheimer JVA-Leiter. Wuttke sagte dem SWR, der Kreis wolle sich um eine kurzfristige Verwendung der seit langem freigehaltenen Wohnungen im Erdgeschoß zu bemühen, wodurch auch die sanitäre Situation verbessert würde (das ergäbe für jede Familie den „Vorteil“ sich Dusche/WC nur mit einer weiteren Familie teilen zu müssen).
Dieser Artikel ist mir was wert: [flattr btn=“compact“ tle=“Verbesserungen für Flüchtlingsheim“ url=“https://www.nokzeit.de/?p=9856″] Nicht einig wurde man sich nicht in der Frage des Lebensmitteleinkaufs mittels Gutscheinen. Während die Vertreter des Landratsamtes den zwei Mal wöchentlich geöffneten Einkaufsraum in der Flüchtlingsunterkunft beibehalten möchten, plädierten die Gäste dafür sich um eine Einkaufsmöglichkeit in Geschäften in Hardheim mit Hilfe eines Bonus-Systems zu bemühen, zumal der derzeitige Betreiber seine Tätigkeit bald einstelle. Die Untergebrachten hätten auf diese Weise mehr Außenkontakte und würden, wenn auch in bescheidenem Ausmaß, die Kaufkraft vor Ort vermehren. Sollte das nicht möglich sein brachten die Grünen auch hier ein Nachbarschaftsladen-Modell, wie ihn Wohlfahrtsverbände verschiedener Orts betreiben, ins Gespräch.
Auf längere Sicht hin halten die Grünen die Auflösung des Flüchtlingsheimes in Hardheim aus baulichen und humanitären Gründen für unabdingbar. Angesprochen wurde die dezentrale Unterbringung z. B. der Familien im Landkreis, die große Integrationschancen durch ihre Kinder hätten, die Kindergarten und Schule besuchen. Zu den finanziellen Fragen, die angesichts der Fülle der übrigen Probleme nur angerissen werden konnten, wird die Kreistagsfraktion der Grünen eine umfassende Anfrage einreichen und ein erneutes – „hoffentlich ebenso konstruktives“ Gespräch folgen lassen, so Christine Denz.