Klimaveränderung in der Region

Waldbrunn. Zu einer Infoveranstaltung zum Thema „Einfluss der Klimaveränderung auf unsere Fauna und Flora“ konnte der Vorsitzende des NABU Waldbrunn Ernst Stephan nicht nur interessierte Gäste, sondern auch die Umweltbiologin Ingrid Bunker von der University Adelaide/Australien im Gasthaus Engel in Mülben begrüßen.

Die Wissenschaftlerin, die verwandtschaftliche Verbindungen nach Waldbrunn geführt haben, erläuterte in einem Kurzvortrag den Begriff „Klimawandel“ in seiner globalen Dimension. Für Laien oft nur schwer verständlich, kursieren unzählige Informationen und Theorien, die es nahezu unmöglich machen, das Problem zu greifen, so die Expertin. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, stellte Bunker die Bedeutung des „Treibhauseffekts“ dar, ohne den es auf der Erde kein Leben gäbe. Eine Durchschnittstemperatur von lediglich -18°C machen das entstehen bzw. das Funktionieren menschlichen Lebens nahezu unvorstellbar, ließ die Biologin ihre Zuhörer wissen. Der wünschenswerte Effekt sei aber ein sehr komplexes Zusammenwirken vieler Faktoren, die sich durch die Beeinflussung von Menschen leicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen, sodass Störungen auftreten.

In den letzten 5.000 Jahren habe es zwar immer wieder Temperaturschwankungen gegeben, aber seit der industriellen Revolution hätten Menschen dafür gesorgt, dass man derzeit eine Temperatursteigerung von 0,7°C verkraften müsse. Der erhöhte Ausstoß von Klima- bzw. Treibhausgasen konfrontiere die Menschheit immer häufiger mit Extremwetterereignissen wie Unwetter, Überschwemmungen, Hagel, Stürme und vielen mehr. Eine Verschiebung der Jahreszeiten sowie der Anstieg des Meeresspiegels können ebenfalls seit einiger Zeit beobachtet werden, erläuterte Ingrid Bunker anhand zahlreicher Grafiken. Durch die Störung der Ökosysteme und die Änderungsgeschwindigkeit der Durchschnittstemperatur können sich Organismen und Lebewesen nicht mehr entsprechend anpassen und sterben mitunter deshalb aus.

Mit einigen Extrembeispielen aus ihrer australischen Heimat ließ die Wissenschaftlerin den Wandel greifbar werden. Besonders beeindruckt zeigten sich die Zuhörer von der großen Hitze, die immer wieder dafür sorge, dass sich Bahnschienen verbiegen, sodass keine Züge mehr fahren können, sondern Ersatzbusse eingesetzt werden müssen.

Nachdem die Expertin aus Adelaide den globalen Effekt des Klimawandels offenlegte, ging NABU-Vorsitzender Ernst Stephan auf die regionale Bedeutung ein. Zuvor hob der Naturschützer allerdings hervor, dass die Ausführungen von Ingrid Bunker beweisen, dass der Klimawandel keine Erfindung deutscher Klimahysteriker sei, sondern weltweit wahrgenommen werde. Dies zeigen auch Messergebnisse verschiedener Messstationen rund um den Globus.

Weitere führte Stephan aus, dass man den Klimawandel noch stoppen könne. Es hänge aber vom Verhalten der gesamten Menschheit ab. Noch könne die Menschheit das Schlimmste verhindern, dazu brauche es allerdings Mut und schnell greifende Entscheidungen hinsichtlich der Energiepolitik, appellierte der NABU-Vorsitzende an die Zuhörer und an die Politik. Atomenergie sei dabei aber das „falsche Pferd“ wie der Super-GAU in Japan beweise.

Anhand einer Broschüre des Umweltministeriums in Stuttgart zeigte Ernst Stephan auf, dass man in Baden-Württemberg bereits seit einiger Zeit mit dem Klimawandel bzw. dessen Folgen konfrontiert wird. Auch diese Publikation stellt fest, dass Baden-Württemberg vom Klimawandel nicht verschont bleibe. So sei es bereits deutlich wärmer geworden. Eine Entwicklung, die sich mit allen Konsequenzen verstärken wird. Folge sind extreme Wetterereignisse, die für große Schäden verantwortlich sind. Gesundheitsrisiken durch Hitze und Schwüle seien weitere negative Auswirkungen. Daher rechnet die bisherige Umweltministerin mit bedeutend mehr Hitzetoden als bisher. Die Zunahme von Schadorganismen, wie Malaria-Moskitos oder tropische und subtropische Schädlinge, die Chikungunya- und Denguefieber verbreiten, werden sich in Baden-Württemberg und damit auch im Odenwald verbreiten. Auch neue Pflanzen könne man bereits heute in der Region finden, hob Stephan hervor. So häufen sich die Vorkommen der Allergie auslösenden Beifuß-Ambrosie. Darüber hinaus wird sich auf Dauer der Wasserhaushalt verschieben, sodass die Bevölkerung mit Niedrigwasser im Sommer und Hochwasser im Winter zurecht kommen müsse. Langfristig wirke sich das auch auf den Grundwasserspiegel aus.

Besonders für den Odenwald sind laut Ernst Stephan die Auswirkungen auf Bäume und Waldgesellschaften von enormer Bedeutung. Heiße und trockene Sommer und häufig auftretende Stürme stellen die Anpassungsfähigkeit der Wälder auf eine harte Probe, zitiert der NABU-Vorsitzende aus der Landes-Broschüre. Der Wald verändere daher sein Gesicht.
Die Einwanderung von Tieren aus dem Süden und die Verdrängung bisher heimischer Arten trage ebenso zur Veränderung des hiesigen Lebensraums bei.

Abschließend erläuterte Ernst Stephan, dass sich durch die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen enorme Folgekosten einsparen lassen, die ansonsten durch Unwetterschäden, Ernteausfälle, aber auch Gesundheitsfolgen entstehen würden. Ein Umsteuern sei daher oberste Maxime.

Ein Film zum Thema rundete die Informationsveranstaltung des NABU Waldbrunn ab, bevor bei der abschließenden Diskussionen auch die Chancen durch die neue Landesregierung abgewogen wurden.

Infos im Internet:
www.nabu-waldbrunn.de

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