von Liane Merkle
Alexey Gorlatch.
Buchen. Stehende Ovationen von über 800 Menschen, die nicht genug bekommen konnten von der Virtuosität der nahezu 100 jungen Künstler, die das Landesjugendorchester unter der Leitung von Christoph Wyneken repräsentierten, zeichneten das über zweistündige Konzert in der neuen Buchener Stadthalle aus.
Wie Gerhard Stock als Vorsitzender des Vorstandes in seiner Begrüßung erläuterte, war es der Sparkasse Neckar-Odenwald gelungen, nicht nur dieses hochkarätige Orchester, sondern außerdem noch den ebenso begnadeten wie sympathischen Klaviersolisten Alexey Gorlatch gewinnen, um dem neuen Super-Flügel in der Halle Flügel zu verleihen, und außerdem den erfolgreichen KIKA-Moderator Juri Tetzlaff, um die dargebotene klassische Musik auch den anwesenden Kindern näher zu bringen.
Und das beherrschte dieser pfiffige junge Mann aus dem Effeff, indem er zunächst die Gruppen des Orchester mit Fragen an die Kinder vorstellte, angefangen bei den Rhythmusinstrumenten über Blechbläser, Hörner, Holzbläser bis hin zur großen Gruppe der Streicher und als „special effects“ Harfen und Celesta. Dann teilte er das Publikum ein in Fußtrommelwirbler, Handstreicher, „Tätärätä“-Blechbläser und „Tüterü“-Holzbläser, um es höchstselbst in der ersten „Buchener Stadthallen-Sinfonie“ zu dirigieren, bevor er Rachmaninows 2. Klarvierkonzert und die Hintergründe zu dessen Person, Zeit und Wirken Klein und Groß verbal „intonierte“ und dem Virtuosen Alexey Gorlatch zusammen mit dem Landesjugendorchester das „musikalische Podium“ bereitete.
Ein absolutes Highlight für den kleinen Jonas aus dem Publikum war sicher sein Debüt, zusammen mit dem großen Alexey Gorlatch die schwierigen acht Eröffnungs-Akkorde präsentieren zu dürfen, und vielleicht hat es seinen Ehrgeiz so angestachelt, dass er beginnt, wie sei neues Vorbild mindestens fünf Stunden täglich zu üben.
Auf jeden Fall genoss der Nachwuchs das Zusammenwirken mit den Profis bevor Juri Tetzlaff zu Dmitri Schostakowitsch überleitete. Dieser hatte unter der Diktatur Stalins erheblich zu leiden bis er seine 5. Sinfonie veröffentlichte. Das heroische Werk war auf den Komponisten gemünzt, nicht auf den Stalinismus. Doch das verstanden die Machthaber nicht, und erlaubten dem begnadeten Komponisten von da an die Veröffentlichung seiner Werke.
Die lebhaften Schilderungen des Moderators brachte auch dem weniger bewanderten Zuhörer diese besondere „nicht fröhliche, aber packende und mitreißende“ Musik erheblich näher. Auf harmonisch rhythmische Weise packend war dann die Sondereinlage von Nathalie Kottucz mit ihrem Marimbaphon, die unterstützt von ihren Schlagzeugkollegen das „Marimba Spiritual“ der Japanerin Minoru Miki für alle zu einem echten Erlebnis machte.
Die Kinder rückten staunend immer näher an die vier jungen Künstler vor der Bühne und das Publikum verlangte lautstark mit teilweise „Standing Ovations“ nach einer Zugabe, die es dann genauso begeistert feierte.
Der Stimmung entsprechend gestalteten Christoph Wyneken und das Landesjugendorchester, das er – natürlich in anderer Besetzung – 1972 gegründet hatte, mit dem Strauß-Stück „Es lebe der Ungar“ einen fröhlich-schmissigen Abschluss des Konzerts.
Doch das Publikum erwirkte mit seinen frenetischen Ovationen, dass die rund 100 Musiker und Musikerinnen noch mal mit Strauß-Musik „auf dem Kamel nach Hause ritten“. Dem persönlichen Dank von Gerhard Stock an alle Aktiven dieses Spätnachmittags schloss eine Zugabenwiederholung an, die deutlich machte, dass sich die Buchener schon heute auf das Landesjugendorchester 2013 freuen.
Das Landesjugendorchester brillierte in der neuen Stadthalle in Buchen. (Foto: Liane Merkle)