Simmesstraße und Wagenschwender Weg/Bauholzweg gehören seit Jahren zu den marodesten Straßen in ganz Waldbrunn. Nachdem die Sanierung in den letzten Jahren immer wieder verschoben werden musste, liegen nun konkrete Pläne vor, die umgesetzt werden können, sobald die Zuschüsse bewilligt sind. (Foto: Hofherr)
Mülben. Ungewöhnlich viele Besucher kamen gestern in den Bürgersaal in Mülben, um an der Ortschaftsratssitzung teilzunehmen. Die Resonanz war so groß, dass noch Stühle aus dem Keller herbeigeschafft werden mussten, um jedem Interessierten einen Sitzplatz zu bieten.
Zur Sitzung konnte Ortsvorsteher Peter Ihrig, neben seinen Ratskollegen und der Öffentlichkeit auch Bürgermeister Klaus Schölch und Bauamtsleiter Wolfgang Stephan sowie Edgar Kraft vom Planungsbüro Walter + Partner begrüßen.
Gekommen waren die vielen Zuhörer, um zu hören, wie die Sanierung der Straßen „Wagenschwender Weg/Bauholzweg“ und Simmesstraße vonstatten gehen soll, auf die man im Ortsteil seit vielen Jahren sehnlichst wartet. Außerdem stand das Thema „Windkraft“ auf der Tagesordnung.
Die genannten Straßen sind seit Jahren in einem sehr maroden Zustand, was Planer Edgar Kraft anhand einer Präsentation mit Fotos eindrucksvoll belegte. In den vergangen Jahren musste die notwendige Sanierung in der Finanzplanung der Gemeinde Waldbrunn aber aus aktuellen Anlässen immer wieder verschoben werden. Nachdem nun die Sanierung der Katzenbuckel-Therme abgeschlossen ist und im Haushalt Rücklagen für die Maßnahme gebildet worden sind, sollen die Bauarbeiten in diesem Jahr beginnen, sofern die beantragten Fördermittel in der erwarteten Höhe fließen. Immerhin, so Bürgermeister Schölch und Planer Kraft belaufen sich die Gesamtkosten auf 1,2 Mio. Euro. Aus Eigenmitteln müssen bis zu 700.000 Euro aufgebracht werden, weshalb die Maßnahme in 2012 und 2013 realisiert werden soll. Man müsse die Maßnahme ohne neue Verschuldung umsetzen, ließ das Gemeindeoberhaupt wissen. Notwendig ist die relativ lange Dauer auch deshalb, weil man die Straßen nur in Etappen sanieren kann, um jeweils die Durchfahrt zu gewährleisten, was insbesondere für die landwirtschaftlichen Betriebe, aber auch für anliegende Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe notwendig ist.
In den vergangenen Wochen hatte das Planungsbüro eine Bestandsaufnahme vorgenommen, um nun frühzeitig mit den Anwohnern in Dialog zu kommen. So will man gewährleisten, dass die Anlieger „mitgenommen werden“ und strittige Fragen und Differenzen im Vorfeld auszuräumen.
Die Simmesstraße wird nach der Sanierung zwischen 3,5m und 5,3m breit sein. Der Wagenschwender Weg wird eine Fahrbahnbreite von 4,5m erhalten.
Im Konsens mit Anwohnern könne man ein Optimum erreichen, ließ Edgar Kraft wissen. So sollen durch Flächenverschiebungen und Tausch eine bessere Befahrbarkeit geschaffen werden. Für Anwohner bestehe darüber hinaus die Möglichkeit sich beim Ausbau ihrer Grundstückszufahrten an die Maßnahme anzuhängen, um kostengünstig eine Angleichung ihrer Hofflächen zu erhalten. Ansonsten würde man die Angleichung mit vorhandenem Material vornehmen, so Kraft.
In den Kosten in Höhe von 1,2 Mio. Euro ist nicht nur die Straßensanierung enthalten, sondern auch die komplette Erneuerung der Wasserversorgung und die Wiederherstellung der Abwasserrohre. Wo möglich, wird die im kostengünstigen Inline-Verfahren geschehen. Außerdem werde Leerrohre für künftige Nutzungen verlegt. Ob auch Stromleitungen unterirdisch verlegt werden, wird in Gesprächen mit dem Stromkonzern EnBW geklärt, so Edgar Kraft auf Nachfrage aus dem Zuhörerraum.
Nachdem alle Fragen der Bürger hinreichend beantwortet waren, stellte Bürgermeister Klaus Schölch heraus, dass man vonseiten der Verwaltung mit den Anliegern Gespräche führen wird, um individuelle Zusammenhänge zu erläutern.
Im zweiten Tagesordnungspunkt wurde die mögliche Nutzung eines Höhenrückens im Markgrafenwald/Max-Wilhelmshöhe für Windkraftanlagen thematisiert.
In diesem Kontext ging Bürgermeister Schölch auf die Energiewende nach dem Unfall im japanischen Atomkraftwerk Fukushima ein. Da auch die neue grün-rote Landesregierung den Ausbau regenerativer Energie forcieren will, hatte sich bereits der Gemeinderat mit diesem Thema befasst. Grund war die Änderung des Regionalplans der Metropolregion Rhein-Neckar.
In diesem Plan sollen in Kooperation mit den Gemeinden Vorranggebiete für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Ohne solche Vorrangflächen gibt es keine Ausschlussflächen mehr, sodass theoretisch auf vielen Flächen entsprechende Anlagen gebaut werden könnten, erläuterte Bauamtsleiter Wolfgang Stephan.
Den nun diskutierten Standort auf Mülbener Gemarkung hatte man bereits 2004 ins Auge gefasst. Potenzielle Investoren seien dann aber abgesprungen, erläuterte Bürgermeister Klaus Schölch. Damals seien die Kosten für die Stromleitungen zu hoch gewesen. Nachdem der Gemeinderat bereits im Juni für den nun diskutierten Standort als Vorrangfläche votierte (NZ/KP berichtete), hat sich nun ein neuer Sachstand ergeben, teilte Schölch mit. So liege der Höhenrücken innerhalb eines Hubschrauber-Korridors, sodass vom Büro IfK Mosbach geprüft werden müsse, ob der Markgrafenwald überhaupt in Frage kommt. Erst nach dieser Prüfung mache es Sinn, sich weiter mit diesem Thema zu befassen.
Vom NABU-Vorsitzende Ernst Stephan kam allerdings der Einwand, dass man sich frühzeitig mit Alternativstandorten beschäftigen müsse, um entsprechend agieren zu können. Ansonsten könne es passieren, dass theoretisch überall Windkraftanlagen genehmigt werden müssten, wo keine Abstandsgebote beachtet werden müssen.
Vonseiten der Verwaltung und des Ortschaftsrats will man jedoch die Entwicklung abwarten, sodass keine weitere Diskussion erfolgte. Bürgermeister Schölch stellte abschließend klar, dass Bürger-Genossenschaften, die eine Wertschöpfung für die Region ermöglichen auf jeden Fall immer den Vorzug erhalten würden.
Mit einigen „Kleinigkeiten“ wie dem Bolzplatz sowie dem Parkplatz und einer Eingangstür am Friedhof endete die Ortschaftsratssitzung. Zum gemütlichen Teil lud Ortsvorsteher Peter Ihrig alle Anwesenden ins Schützenhaus ein.