(Foto: Wilfried Münch)
Nach der Begrüßung durch Otmar Glaser, den bisherigen VHS-Leiter, übernahm Wilfried Münch. Er zeigte sich von der großen Zuhörerzahl sehr beeindruckt und bekundetet, dass er nicht mit der Hälfte gerechnet habe.
Anschließend erläuterte Münch den staunenden Gästen, dass der sibirische Baikalsee mit 1.642 Metern Tiefe nicht nur der tiefste See, Mit einer Oberfläche von 31.492 km², einer Länge von 673 km und einer maximalen Breite von 82 km bildet der See das größte Süßwasserreservoir der Erde. Mit einem Volumen von ca. 23.000 km³ beinhaltet das gewaltige Gewässer etwa ein Fünftel des flüssigen Süßwassers. Würde man das Wasser auf der Erdoberfläche ausgießen, würden die Landmassen von einer 20 cm tiefen Wasserfläche bedeckt, beeindruckt Münch die Zuhörer. Gefüllt wird der Baikal von über 300 Flüssen, während die Angara den einzigen Abfluss bildet, die ins Polarmeer fließt. Aufgrund der Wassermenge werde der Baikal auch als „blaues Auge der Erde“ bezeichnet.
Seine Reise unternahm der Schollbrunner in einem traumhaften Winter, bei dem es im März 2010 Temperaturen von bis zu -20°C auszuhalten gab. Wilfried Münch war Mitglied einer Reisegruppe, deren ältestes Mitglied 79 Jahre alt war. Zunächst ging es von Irkutsk mit der berühmten Transsibirischen Eisenbahn über die Selengabrücke nach Ulan Ude, wo die noch heute die größte Lenin-Statue der Welt steht, wie auch Münchs mit seiner Kamera festgehalten hat. Auch ein Besuch des Lamaklosters Ivolginsk stand für die Besucher auf dem Reiseprogramm. Das Zentrum des Lamaismus in Russland wurde 1946 in der Sowjetunion gegründet.
Anschließend ging es weiter Richtung Baikalsee, der entsprechend der Jahreszeit komplett zugefroren war. Dementsprechend gab es freigegebene Routen, die es erlaubten, die Reise auf der bis zu 1,5m dicken Eisfläche fortzusetzen. Es gab allerdings keine Straßen, sondern lediglich Richtungen, wusste der Waldbrunner Sibirienfahrer zu berichten. Selbst Verkehrsschilder fanden sich auf dem See. An die genannten Geschwindigkeitsbegrenzungen von 10 km/h hielt sich aber niemand. Nicht selten wurden Spitzengeschwindigkeiten von 70 km/h erreicht. Eine Fahrt auf dem eisigen See, die längste Etappe betrug 270 km, sei dabei nicht ohne Risiko. Immer wieder komme es zu Rissen oder Eisformationen, die für Gefahr sorgten. Dementsprechend musste die Reisegruppe immer wieder aussteigen, um das Gewicht zu reduzieren. Die begleitende Reiseleiterin Natascha Nagush teilte während der Fahrt ihr profundes Wissen mit den Gästen.
Immer wieder traf man auch Eisfischer, die Löcher ins Eis gehackt hatten, um darunter leckeren Baikalfische zu fangen. Das sehr saubere Wasser tat dabei seinen Teil, um die verzehrten Fische zu einem geschmacklichen Erlebnis zu machen. Dabei war die Reise alles andere als ein Komforturlaub, lebte man doch in einfachen Unterkünften, die nicht selten jeglichen Luxus missen ließen. So musste man häufiger sogenannte Plumpsklos außerhalb der Zimmer nutzen. Auch die Versorgung war einfach, wurde man doch meist bei Einheimischen verpflegt, die auftischten, was See und Umgebung hergaben. Nie fehlen durfte das russische Nationalgetränk Wodka, da zu allerlei Gelegenheiten ausgeschenkt wurde.
Auch ein völlig geräumtes Dorf wurde besucht. Die Ansiedlung, die etwa 50 Häuser umfasst musste aus Tierschutzgründen von Einwohnern verlassen werden. Weiter ging es Richtung Norden nach Sewerobaikalsk, wo es Thermalquellen zu bestaunen gab. Auf den Uschkanji-Inseln trafen die Besucher eine Meteorologin, die dort eine Wetterstation leitete. An diesem Tag wurden dort -29°C gemessen. Trotz Hightech-Funktionsfasern froren die Westeuropäer. Ein einheimischer Bauer wusste zu berichten, dass mehrere Schichten Wolle den besten Kälteschutz bieten, erzählte Wilfried Münch bei dieser Gelegenheit. Auf der Schamanen-Insel Olchon, der größten Insel im See, erlebte die Reisegruppe nach 800 km auf dem Eis ihre Baikaltaufe. Außerdem wurde hier die sehr schmackhafte Baikalkrabbe serviert, die roh gegessen wird. Außerdem lernte die Gruppe einen charismatischen Pfarrer kennen, der dort gemeinsam mit seiner kleinen Gemeinde mit 17 Mitgliedern eine Kirche aufbaut. Auf eigenen Wunsch durften die Reisenden einer Andacht beiwohnen.
Für den Pfarrer, der als Sohn einer deutschen Mutter und eines sowjetischen Vaters in Dresden geboren wurde und anschließend Theologie in Paris studierte, bat Wilfried Münch, der auf ein Honorar verzichtete die Zuhörer am Ende um Spenden. Dabei kamen 500 Euro zusammen, die über die russische Reiseführerin an den Pfarrer weitergeleitet und für den Aufbau der Kirche verwendet werden.
Nach 14 Tagen hieß es dann Abschied zu nehmen und das Eis hinter sich zu lassen. Am Ende stellte Wilfried Münch die Menschen und Erlebnisse vor, die im Rahmen der Reise besonderen Eindruck gemacht hatten. Neben dem bereits genannten Pfarrer und der Reiseführerin waren das die Fahrer der beiden Busse, zwei Bauern auf einem Schlittenfuhrwerk und das Mitglied der Reisegruppe Dr. Franz, mit dem Münch meist das Zimmer geteilt hatte.
Es folgte der Transfer nach Irkutsk und der Flug nach Deutschland, wo Münch am Flughafen von seiner Familie herzlich empfangen wurde.