Gabriele Greef bei Leseabend in der kath. Bücherei Seckach. (Foto: Liane Merkle)
Seckach. (lm) Unter dem Titel „Reisezeit ist Lesezeit“ gelang es Gabriele Greef, altes und neues Lesematerial der katholischen Bücherei Seckach, „locker wie Biskuit oder nahrhaft wie Vollkornbrot“ in einer äußerst kurzweiligen Lesung an den Mann und die Frau zu bringen.
„Es gibt hier so vieles, was es einfach nicht verdient, im Regal zu verstauben ohne gelesen zu werden“, war ihr Argument und sie bekannte, dass auch beim Lesen „ausgewogene Ernährung“ durchaus in ihrem Sinne sei. „Es gibt für jede Stimmung ein Buch“, und wenn sie mal eines erwische, das sie überhaupt nicht fesseln könne, dann habe sie auch kein Problem, es einfach weg zu legen. Und tatsächlich erläuterte Gabriele Haas als ehrenamtliche Leiterin des ebenso ehrenamtlichen „Büchereiteams“, dem u.a. Claudia Wachter, Christine Geiger, Hildegard Klier, Renate Pietrobelli, Hermann Schmitt und Christa Grimm angehören, dass die Bücherei seit mittlerweile 25 Jahren bestehe und derzeit mit ca. 2.000 Büchern aller Kategorien bestückt sei. Was nicht aktuell ist, wird regelmäßig aussortiert. Außerdem lasse man sich immer wieder interessante Aktionen für Kindergartengruppen und Schulklassen einfallen. Man sei froh, dass man für diese erste Lesung Gabriele Greef gewinnen konnte, die über unglaubliches Lesetalent verfügt und daher als Glückgriff zu sehen sei.
Mühelos gelang es ihr dann auch, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen und neugierig zu machen auf die vielseitige Literatur der katholischen Bücherei, die der ganzen Bevölkerung offen steht. Zum Auftakt gab es eine Leseprobe aus „In Wahrheit wird viel mehr gelogen“ von Kerstin Gier (Erschienen 2009), das eher zu der leichten und amüsanten Kost zählt. Carolin, eine junge Frau mit einem IQ von 158, hatte den Vater ihres Exfreundes geheiratet. Schon nach vier Jahren ist sie Witwe, womit sie einfach nicht fertig wird, vor allem beim Wiedersehen mit dem Ex.
Ganz anders, doch mindestens ebenso reizend zum Schmunzeln, scheint die Geschichte von Hilde, genannt Hildejaad, aus „Das verborgene Wort“ von Ulla Hahn (2001), die mit ihrer Fantasie, ihrer Freude am Lernen und Lesen sowie dem Bedürfnis, Hochdeutsch zu sprechen, immer wieder in der Familie aneckt. Zwar schon als „alten Schinken“ von 1991, doch in der beschriebenen Problematik wohl noch immer brandaktuell und wirklich lesenswert geschrieben, präsentierte sich der Rosamunde-Pilcher-Roman „die Muschelsucher“. Das Leben von Penelope Stern (Tochter eines Malers) steht im Mittelpunkt der Geschichte und sie wundert sich nicht nur über die Fremdheit zu ihren eigenen Kindern, sondern auch über die Nähe zu zwei jungen Menschen, mit denen sie nicht verwandt ist.
Erst im letzten Jahr ist „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ von Rachel Joyce erschienen, in der einer eigentlich nur zum Briefkasten wollte und sich dann auf einmal auf einer Pilgerreise befindet, als Hoffnung für eine krebserkrankte ehemalige Kollegin, aber auch für seine eigene Ehe. Ausgesprochen aktuell im Angebot ist der Kriminalroman „Herzblut“ von Klüpf/Kobr über den 7. Fall des Allgäuer Kommissars Kluftinger, der sich ebenso spannend wie amüsant unterhaltsam präsentiert. Da können auch „Bretonische Verhältnisse“ (2012) von Jean-Luc Bannalec mithalten, die außerdem noch eine so unwiderstehliche Beschreibung der Landschaft beinhalten, dass Gabriele Greef danach bereits ihre nächste Urlaubsreise zusammengestellt hat. „Die Reise steht, jetzt muss ich nur noch meinen Mann überzeugen“. In diesem Fall könnte man sagen „Lesezeit beeinflusst die Reisezeit“.
In „Keiko“ von Jamie Ford wurde danach eine Liebe in einer uns eher fremden Welt und in der Zeit des 2. Weltkriegs beschrieben, die für Henry mit 12 Jahren beginnt, aber ihre Erfüllung nach vielen Umwegen wohl erst im Rentenalter findet. Seinen Abschluss fand der Leseabend mit Jojo Moyes brandaktuellem Roman „Ein ganzes halbes Jahr“, der das heikle Thema „Sterbehilfe“ kurzweilig und amüsant behandelt und dennoch zum Nachdenken anregt. Der unglaublich aktive und erfolgreiche Will Traynor sitzt nach einem unverschuldeten Unfall im Rollstuhl und hat jeden Lebensmut verloren. Die arbeitslose Louisa Clark, die aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht stammt, beginnt bei ihm als Pflegehelferin und erfährt erst nach einer ganzen Weile, dass sie eigentlich nur seinen möglichen Selbstmord verhindern soll. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen sich die beiden sehr nahe. Doch mehr wurde nicht verraten.
Auf die „Zugabe“-Rufe in der gut besuchten Bücherei, wurde vom Bücherei-Team die Verleihung des Literatur-Angebots empfohlen, die in dieser Bücherei kostenlos ist.