Blick über das nächtlichen Zeltlager 2012 in Höpfingen. Das 36. Kreisjugendfeuerwehrzeltlager findet vom 19.-21.07.2013 in Hettingen statt. (Foto: Grimm)
Wenn man einer nicht-repräsentativen Umfrage unter 23 Jugendlichen aus 12 verschiedenen Jugendfeuerwehren glauben darf, gehen Jugendliche zur Jugendfeuerwehr, weil sie Technik und alles was damit zusammen hängt mögen, weil ihre Freunde auch bei der Jugendfeuerwehr sind, weil die Eltern (oder nur der Vater) auch in der Feuerwehr aktiv ist, weil sie später mal Menschen helfen wollen oder weil es einfach Spaß macht. Eine ehemalige Landesjugendsprecherin sagte vor einigen Jahren bei der Jahreshauptversammlung der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg in Mudau: “Wenn ich nicht in der Jugendfeuerwehr gewesen wäre, hätte ich ganz viel verpasst”.
Markus ist neugierig geworden: “Und was macht ihr so in der Jugendfeuerwehr? Das ist doch bestimmt voll langweilig und die Hände macht man sich auch dreckig.” – “Bei der Jugendfeuerwehr wird’s uns nie langweilig. Wir treffen uns alle 14 Tage zur Übung und beschäftigen uns mit den Gerätschaften der Feuerwehr, üben den Löschangriff, gehen aber auch mal Eis essen, nehmen an Wettbewerben teil und das Beste: jeden Sommer fahren wir für ein paar Tage ins Kreisjugendfeuerwehrzeltlager und einmal im Jahr auch zum Dreiländertreffen. Da treffen sich die Jugendfeuerwehren aus dem Neckar-Odenwald-Kreis, dem hessischen Odenwaldkreis und dem bayrischen Landkreis Miltenberg.”
Jugendfeuerwehrarbeit ist vielfältig. Anfangs hatten sich die Jugendwarte sehr stark auf die Feuerwehrarbeit konzentriert und die allgemeine Jugendarbeit in den Hintergrund gerückt. Die Anfangsjahre liegen in einigen Gemeinden aber bereits über 50 Jahre zurück. 1958 gründete Hardheim als erste Gemeinde im Landkreis eine Jugendfeuerwehr, 1965 folgte Adelsheim, 1968 Buchen, 1969 Großeichholzheim und 1970 Mosbach.
Bis heute hat sich die Jugendfeuerwehrarbeit stark gewandelt. Während zu Beginn Jugendliche erst ab 14 Jahren Mitglied werden konnten und oftmals keine Mädchen aufgenommen wurden, steht die Jugendfeuerwehr heute Jungen und Mädchen ab 10 Jahren offen. In einigen Orten wird auch bereits mit dem Gedanken gespielt, Kinder ab 6 Jahren in einer Kindergruppe zu organisieren. Heute bestehen mehr als 50% der Jugendfeuerwehr-Übungen aus allgemeiner Jugendarbeit wie Eis essen, Kinoabenden, Schwimmbadbesuchen, Fahrten, uvm.
“Du da fällt mir ein, ich hab’ Dich letztes Jahr mal in der Zeitung gesehen – so mit Uniform und so”, bohrt Markus weiter. “Ja, letztes Jahr haben wir die Jugendleistungsspange abgelegt. Das ist ein Wettbewerb der Deutschen Jugendfeuerwehr, wo’s so richtig zur Sache geht. Da muss man vorher kräftig trainieren, damit man das Abzeichen auch bekommt.”
Die Jugendflamme und die Jugendleistungsspange sind Wettbewerbe der Deutschen Jugendfeuerwehr bei der die Jugendlichen verschiedene Aufgaben erfüllen und ihr über die Jahre gesammeltes Können und Wissen zeigen müssen. Die Jugendflamme umfasst drei Schwierigkeitsstufen, die Jugendleistungsspange ist das höchste Abzeichen der Jugendfeuerwehren in Deutschland und damit die Königsdisziplin der Jugendfeuerwehr. Wer sich dieses Abzeichen an die Brust heften darf ist mind. 15 Jahre alt und hat bewiesen, dass er wirklich was kann.
Fotoserie zum Artikel – (Fotos: Grimm)
[nggallery id=28]
“Und was sagen Deine Eltern dazu?” – “Meine Eltern sind glücklich, weil sie wissen, dass ich in der Jugendfeuerwehr gut aufgehoben bin und manchmal auch die Uniform dreckig wird, aber sie wissen auch, dass es mir Spaß macht. Und vorallem das Ganze kostet nichts.”, erklärt Frank. “Wieso kostet das nichts? Irgendwer muss doch die Uniformen und das ganze Zeug bezahlen…”.
Die Finanzierung der Jugendfeuerwehren und der Feuerwehren ist Aufgabe der Gemeinde, die für die Ausstattung der Feuerwehren zu sorgen hat. So kostet die Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr keinen Cent und die ehrenamtlichen Jugendfeuerwehrwarte und Jugendgruppenleiter sind immer bemüht, alle Veranstaltungen und Fahrten für die Kinder und Jugendlichen so kostengünstig wie möglich zu organisieren.
“Aber bei uns gibt es gar keine Jugendfeuerwehr”, mischt sich Christian in das Gespräch ein. “Klar, was musst Du auch da wohnen?”, grinst Frank. Tatsächlich existieren 70 Jugendgruppen im Neckar-Odenwald-Kreis. Von 27 Städten und Gemeinden gibt es in 25 eine Jugendfeuerwehr und meist mehrere Jugendgruppen, so dass jeder und jede ab 10 Jahren die Chance hat, aufgenommen zu werden – nach Absprache auch über Gemeindegrenzen hinweg.
“Und wir dürfen unsere Übungen sogar selbst bestimmen”, freut sich Frank. In vielen Jugendfeuerwehren gibt es sogenannte Jugendsprecher oder Jugendfeuerwehrausschüsse, die gemeinsam mit den ausgebildeten Jugendgruppenleitern ihre Aktivitäten planen, organisieren und durchführen. Auf Kreisebene konnte vor einigen Jahren ein Jugendforum etabliert werden, das gemeinsam mit dem Ausschuss der Kreisjugendfeuerwehr verschiedene Veranstaltungen plant und durchführt. Beim letzten Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Höpfingen organisierten die Jugendsprecher des Landkreises eine gruselige Nachtwanderung für über 300 Teilnehmer. Für diese Jugendsprecher findet unter anderem jedes Jahr ein Hüttenwochenende zum Kennenlernen und planen neuer Aktionen statt.
Markus ist immer noch nicht zufrieden mit den Infos: “Ja und dann – wenn Du 18 bist, darfst Du dann bei richtigen Einsätzen dabei sein, bei Bränden und Unfällen und so?” – “Wenn ich will, darf ich mit 17 meine Truppmannausbildung machen und an den Übungen der Erwachsenen teilnehmen, zu Einsätzen darf man erst ab 18 Jahren mit, aber darauf freue ich mich schon.” Seit der Änderung des Feuerwehrgesetzes in Baden-Württemberg 2010, dürfen Jugendliche schon mit 17 Jahren Mitglied der Einsatzabteilung werden und sich als richtiger Feuerwehrmann oder -frau fühlen. Heute wie auch schon vor 55 Jahren sind die Jugendfeuerwehren ein wichtiges Element in der Feuerwehrarbeit. Seiteneinsteiger, die erst mit 18 Jahren zur Feuerwehr kommen, gibt es nur sehr wenige und die Feuerwehren sind mehr als viele andere Vereinigungen auf Nachwuchs angewiesen, um auch in Zukunft einsatzfähig zu bleiben.
“Und warum hast Du das alles nicht schon mal vorher gesagt?”, will Markus jetzt wissen. “Ich habe immer gedacht, dass Euch das nicht interessiert, weil Euch Eure Freizeit wichtiger ist, aber jetzt kannst Du heute Abend doch einfach mal mitgehen, oder?”. Und am Abend kann Frank stolz einen neuen Jugendlichen mit zur Jugendfeuerwehr bringen. Wer weiß vielleicht ist diese(r) eine Jugendliche irgendwann mal eine wichtige Stütze der örtlichen Feuerwehr und kann Leben retten?
INFO: Um die Bevölkerung über die Arbeit der Feuerwehren im Landkreis zu informieren, findet am 23.06.2013 in Mosbach der Kreisfeuerwehrtag unter dem Motto “Abenteuer in Rot” statt. In der Mosbacher Innenstadt können an diesem Tag zwischen 11 und 18 Uhr alle Besucher bei freiem Eintritt an verschiedenen Vorführungen teilnehmen, selbst einen Brand löschen, alte und aktuelle Feuerwehrautos besichtigen, eine Rettungshundestaffel in Aktion und vieles mehr erleben. Für Kinder und Jugendliche gibt es eine Spielstraße mit verschiedenen Stationen und Experimenten, einen Luftballon-Weitflug-Wettbewerb mit hochwertigen Preisen, ein Puppentheater und weitere Attraktionen.
Infos im Internet: