von Michael Pohl
(Foto: Michael Pohl)
Osterburken. Bei Wolfgang Buck läuft es gerade rund: Großartige TV-Auftritte, Filmmusik für einen Frankenkrimi des BR und eine herausragend gelobte CD-Veröffentlichung beweisen, dass der fränkische Liedermacher aktuell auf dem Höhepunkt seines bisherigen musikalischen Schaffens angelangt ist. „Genau underm Himmel“ ist da nicht nur der gleichnamige Albumtitel, sondern Standortbestimmung. Das freute natürlich auch das Osterburkener Publikum und die Veranstalter der Kulturkommode, denn so stand einem sommerlichen Liederabend auf höchstem Niveau nichts entgegen.
Genießen mit Herz und Sinn, so könnte das Lebensmotto von Wolfgang Buck sein. Wobei ihm Genuss nie Völlerei und Unmaß ist, sondern vielmehr Medizin für Geist und Seele bedeutet und daher geradezu therapeutisch wirkt. Unweigerlich fließt diese lebensbejahende Grundeinstellung natürlich auch in seine Lieder mit ein: „Des vom Schweinebrodn“, eine Abrechnung mit all denjenigen, denen Essen und Trinken nur nackte Nahrungsaufnahme ist, aber gleichzeitig eine Hommage an die Sinnlichkeit und Unwiderstehlichkeit der oberfränkischen Küche.
Entschleunigung als Mittel gegen krankmachende Alltagshetze und hektische Betriebsamkeit. Wolfgang Buck weiß, wovon er singt, hat er doch selbst vor einiger Zeit einen Weg aus der schmerzhaften Erfahrung von innerer Leere und Ausgebranntheit finden müssen – erfolgreich, wie es zum Glück scheint. Lieder wie „Aans nachn annern“ oder „Dudined oh“ (frei übersetzt: „Mach dich nicht ab“), sind nicht nur wohlgemeinte, sondern erfolgreich praktizierte Ratschläge und eindringliche Mahnungen des sympathischen Barden.
Natürlich schaut Wolfgang Buck auch den Ottonormalverbrauchern und Alltagsspießern aufs Maul, ohne dass der Humor dabei zu kurz kommt. Kauzigkeit und Schrulligkeit der Franken werden zum Stilmittel, um den Zuhörern den bizarren allzu gut bekannten Spiegel der Selbstbetrachtung in loriotscher Übertreibung schmunzelnd vorzuhalten. Das beweisen Stücke wie die augenzwinkernde Tagesablaufbeschreibung „Samsdooch“ oder „Hammerned“, eine Satire über die zweifelhaften Servicequalitäten mancher Baumarktfachverkäufer.
Besticht die neue CD mit ausgefeilten und gelungenen Arrangements, kann sich Buck in seinem Soloprogramm auf die klassischen Liedermacherwerkzeuge verlassen: Die Texte gewinnen durch die musikalische Reduzierung an Aussagekraft, der oberfränkische Dialekt erzeugt lautmalerische Bilder und das Gitarrenspiel wird zum unterstreichenden Moment, sei es bei den leisen Tönen oder wenn der Franke es mal richtig krachen lässt. Wer bei Bucks nunmehr dritten Auftritt bei der Kulturkommode dabei sein durfte, erlebte einen nachdenklichen, nicht selten gesellschaftskritischen Liedermacher, der den einen oder anderen erhofften Gute-Laune-Song aus seinem Repertoire gestrichen hat. Eine merkliche Reduzierung auf wesentlichere Inhalte bedeutet dabei insgesamt aber zweifelsohne auch eine höhere qualitative Ausrichtung des Programms, wie das begeisterte Osterburkener Publikum anerkennend eingestand und zufrieden die gern gewährten Zugaben des Künstlers genoss.
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