von Thomas Müller
(Foto: Dr. Edmund Link)
Waldauerbach. Wasser ist seit je her eine Grundvoraussetzung allen Lebens! Nur dort wo es Wasser gab, war über viele Jahrtausende auch Leben möglich. Umso leichter ist zu verstehen, dass sich gerade an Wasserquellen Menschen ansiedelten. Hier war Wasser schnell und ausreichend verfügbar, denn ein modernes Wassernetz wie wir es kennen, gab es noch nicht. Mit dem fortschreitenden Wohnkomfort war man aber nicht mehr auf diese natürlichen Wasserquellen, bzw. Brunnen angewiesen und so gerieten sie mehr und mehr in Vergessenheit, bis sie letztendlich ganz von der Natur zurückerobert wurden. Dieses Schicksal wiederfuhr auch dem Brunnen „am Trieb“ in Waldauerbach, der für die Bewohner des ehemaligen Waldauerbacher „Müller-Gutes“ in den vergangenen Jahrhunderten der lebensnotwendige Wasserspender war.
Für die Schweine diente dieser Brunnen bis zum Ende des täglichen Viehtriebes als Tränke. Die Hausschweine nutzen ihn als Zwischenstadion zum nahe gelegenen Waldstück der Gemeinde, denn die Schweinemast mit Eicheln, Bucheckern und Kastanien, bot über Jahrhuderte vor allem im Herbst eine wertvolle Mastunterstützung und sorgte zudem für eine besonders gute Fleischqualität. Von daher kommt auch der Name „Brunnen am Trieb“. Entsprechend „schweinisch“ sah es lange Zeit um diesen Platz herum auch aus!
Zudem wurde das talwärts fließende Brunnenwasser entlang seines Wasserlaufes zur Wiesenbewässerung „eingewendet“ und sorgte so, während langer Trockenperioden, für saftige Wiesen und gute Erträge. Hierfür gab es übrigens allerorts strenge Regularien wer Wassernutzungsrecht hatte, wie dieses umzusetzen ist und welche Aufgaben an dieses Wasserrecht gebunden waren. Auf diese Weise war die Pflege der Brunnenanlage zudem gesichert.
Mit dem steigenden Wohnkomfort wurde die Brunnenanlage überflüssig und geriet, wie bereits erwähnt, allmählich in Vergessenheit. Den jüngeren Waldauerbachern war sie sogar gänzlich unbekannt. Der Brunnen war seit Jahren von Buschwerk und Hecken umgeben, die Mauerfugen durch Wurzelwerk zerstört, der alte Sandsteintrog zerbrochen und der Wasserlauf durch Erdansammlung im Brunnenbereich zugeschwemmt.
Auf Initiative des Vereins Örtliche Geschichte Schloßau/Waldauerbach und dank finanzieller Unterstützung der Joachim- und Susanne Schulz-Stiftung, konnte in den vergangenen Wochen der Platz um diesen Brunnen wieder auf Vordermann gebracht werden. Mit Hilfe der Familie Nicolai, aus dem Weiler Ünglert, wurde die Brunnenstube komplett zerlegt. Eine Kernbohrung durch Dieter Müller sorgte für einen leichten und gesteuerten Wasseraustritt. Dieser konnte danach als Wasserlauf in einen Sandsteintrog umgeleitet werden, der hierfür von Reinhard Hemberger aus Schloßau gestiftet wurde. Dank zahlreicher ehrenamtlicher Arbeitsstunden der Waldauerbacher Vereinsmitglieder und durch den Einsatz vieler Helfer aus der Waldauerbacher Dorfgemeinschaft, wurde auch der Platz um den Brunnen wieder hergerichtet. Hierfür galt es einen alten Baum und das Buschwerk zu entfernen, sowie die Sandsteine um den Brunnen neu zu setzen. Eine Linde bildet inzwischen einen zentralen Blickfang. Mit einer derzeit gleichmäßigen Schüttung von mehr als 200 Litern je Std., fließen jährlich ca. 2 Mio. Liter Wasser zu Tal.
Alles in allem wurde ein gemütlicher Platz mit einem sehr schönen Blick über das Dorf Waldauerbach geschaffen, der jeden Besucher zur Rast einlädt. So hat auch wieder mancher Maler und Fotograf Gelegenheit, um Waldauerbach aus diesem neu geschaffenen, einmaligen Blickwinkel zu porträtieren. Man war sich einig, dass dieser vorbildlich gestaltete Platz gerne als Musterbeispiel für ähnlich gelagerte Projekte des Vereins herangezogen wird.