Prämie vom Kulturstaatsminister für das Gefängnisprojekt
Der Gefangenenchor der JVA Adelsheim. (Foto: pm)
Bei seiner Livepräsentation im Schloss Genshagen zur Preisverleihung des BKM-Preises „kulturelle Bildung 2013“ ist das Musiktheaterprojekt „Apollo18!“ mit Jugendstrafgefangenen aus der JVA Adelsheim und Musikern des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg begeistert beklatscht worden.
Matthias Wolf vom baden-württembergischen Kultusministerium schüttelte den singenden Häftlingen die Hand und sagte strahlend: “Ich bin stolz auf Euch!” Die Belobigten nahmen’s freudig-gelassen hin, merkte man ihnen doch an, welch großen Spaß ihnen selbst der Auftritt gemacht hat, da war der Jubel der Zuschauer nur noch das i -Tüpfelchen.
Die jungen Choristen sangen gemeinsam mit der Mezzosopranistin und künstlerischen Leiterin Paula Fünfeck unter dem Dirigat der musikalischen Leiterin des Projektes Anna-Sophie Brüning, Werke von Claudio Monteverdi, Orazio Vecchi und Johann Sebastian Bach, was für staunende Gesichter und ungläubiges Nachfragen im Schlossgarten sorgte. Ein Teilnehmer sprach ein dadaistisches Gedicht in ein Megaphon hinein und erregte verblüffte Heiterkeit. Begleitet wurde der kleine Chor von sechs Musikern des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg, die sich weder vom Wind, der ihnen die Notenblätter entführen wollte, noch von einem der Kälte wegen verstimmten Cello entmutigen ließen.
Mit dem BKM-Preis Kulturelle Bildung zeichnet der Kulturstaatsminister Neumann seit 2009 vorbildliche Projekte aus, die sich der kulturellen Vermittlung widmen. Voraussetzung ist, sie sind innovativ, wirken nachhaltig und erreichen Menschen, die bisher kaum oder gar nicht von solchen Angeboten profitieren. Aus mehreren Hundert Vorschlägen wurden 120 Projekte einer Fachjury vorgelegt. Diese wählte dann die Finalisten aus, die ihre kulturelle Arbeit am vergangenen Dienstag bei der Verleihung noch einmal präsentierten. Außer den drei Siegerprojekten der Jungen Oper Stuttgart, des internationalen Jugendkunst- und Kulturhauses „Schlesische 27“ und des Sport- und Jugendclubs Hövelriege aus Nordrhein-Westfalen waren sieben weitere Einrichtungen nominiert worden, darunter das Adelsheimer Projekt Apollo18!, welches seit knapp zwei Jahren existiert. Von den Geehrten, unter denen sich so renommierte Institutionen befanden wie die Bremer Shakespeare-Company und das Stuttgarter Opernhaus, war es sicher das mit Abstand jüngste und mit den geringsten finanziellen Mitteln ausgestattete Projekt.
Beim Symposium und den Präsentationen der zehn nominierten Projekte kamen die Häftlinge mit vielen Kulturprofis in Berührung und überzeugten auch in den Diskussionen. Bei einer internen Abstimmung unter den Mitbewerbern schnitt das Projekt gar als haushoher Favorit ab.
„Wir können jetzt viel individueller und genauer mit den singenden Insassen arbeiten als noch vor einem Jahr“, so Anna-Sophie Brüning und Paula Fünfeck, die das gewachsene Grundvertrauen und den mittlerweile zum Kult gewordenen Chor dafür verantwortlich machten.
Nun freut sich die JVA Adelsheim als Träger der Initiative über eine Prämie von 5000 Euro, die das Projekt bestens gebrauchen kann, hat es doch für die Zukunft viel vor.
Mitte Dezember soll es nach Auskunft des Anstaltsleiters Rainer Goderbauer wieder eine Aufführung unter dem Titel „Der Knast hat heute geschlossen“ oder „Wie kommt die Taube ins Hafthaus?“ geben.