Gesprächsabend – „positiv zusammen leben“

HIV und AIDS im Bürgerzentrum Erlenbach/Ravenstein

Ravenstein. (lra) Elisabeth Ehret vom Fachdienst Gesundheitswesen des Landratsamtes hatte sich im Vorfeld keine Illusionen gemacht: „Ein unbeschwertes Wunschthema ist das natürlich nicht.“ Trotzdem hatten sich erfreulich viele interessierte junge Erwachsene im Bürgerzentrum Erlenbach eingefunden zum Gesprächsabend zum Thema HIV und AIDS im Schatten des Welt-AIDS-Tages, der immer am 1. Dezember begangen wird.

Als Zuständige für die AIDS-Prävention im Landkreis „beackert“ Elisabeth Ehret dieses Arbeitsfeld hauptsächlich in Schulen ab der 7. Klasse. Um auch junge Erwachsene ansprechen zu können, entstand die Idee, zu einem Gesprächsabend mit Diskussionsrunde einzuladen. Ravensteins Bürgermeister Hans-Peter von Thenen und Erlenbachs Ortsvorsteher Bernd Ebert sowie der Jugendtreff Geb-Keller, dessen Mitglieder die Bewirtung übernahmen, zogen mit und ermöglichten so die Umsetzung der Idee in lockerer Atmosphäre.

Im Mittelpunkt des Abends stand  Eva M. (Name geändert), eine Betroffene, die ehrenamtlich bei der AIDS-Hilfe Unterland e.V. tätig ist. Sie lebt seit 28 Jahren mit der Diagnose HIV-positiv und berichtete ohne Umschweife über ihr Leben mit der AIDS-Erkrankung. Deutlich wurde dabei, dass die Gesellschaft in Deutschland auch heute noch weit davon entfernt ist, offen und positiv mit dieser Diagnose umzugehen. „Mit einer Stigmatisierung muss man einfach rechnen“, so Eva M., die wie viele deshalb nur das engere Umfeld  ins Vertrauen gezogen hat. Weil es nach ihrer Erfahrung immer noch „sehr viele Mythen zu dieser Erkrankung“ gibt, hat sie sich auf die Fahnen geschrieben, Aufklärung aus erster Hand zu betreiben. Ein Ansinnen,  das von den Gästen mit großem Respekt und vielen Nachfragen honoriert wurde.  „Ihre Anwesenheit hat das Ganze lebendig und greifbar gemacht. Ohne sie wäre es nur halb so interessant gewesen“ so der Kommentar eines Anwesenden.




Natürlich nutzte auch Elisabeth Ehret die Gelegenheit, um Informationen zum HIV-Test des Fachdienstes Gesundheitswesen zu liefern, der kostenlos, absolut anonym und mit einer Beratung stattfindet. Position bezog Ehret gegen die landläufige Meinung, dass HIV und AIDS heute „keine Themen“ mehr seien, was vor allem auf der Tatsache beruht, dass die Medien nur noch wenig darüber berichten. Susanne Heering, stellvertretende Fachbereichsleiterin für Jugend und Soziales beim Landratsamt, lieferte ergänzend Fakten: „Immer noch stecken sich auch in Deutschland viel zu viele Leute an; nach Daten des Landesgesundheitsamtes lagen die geschätzten Neuinfektionen in Deutschland 2012 ähnlich wie in den Vorjahren bei 3.400 und für Baden-Württemberg bei 303. Von Entwarnung kann also keine Rede sein.“ Zusätzlich sei mit einer sehr hohen Dunkelziffer zu rechnen, denn nur ein Drittel aller Neuinfektionen wird bereits im ersten Jahr nach der Infektion erkannt. Weitere zwei Drittel werden erst wesentlich später, d.h. dann, wenn klinische Symptome auftreten, festgestellt –  und stecken in dieser Zeit unwissend vielleicht weitere Menschen an. „Hier sehen wir einen dringenden Handlungsbedarf, vor allen im der Prävention“, so Elisabeth Ehret übereinstimmend mit Eva M. und Susanne Heering: „Im Falle eines Falles sollten junge Männer und auch Frauen ein Kondom in der Tasche haben und natürlich auch benutzen. Denn letztendlich muss jede und jeder die Verantwortung für sich selbst übernehmen.“

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