Positive Jugendkultur hinter Gittern?

Baden-Württemberg Stiftung fördert Kooperation von JVA Adelsheim und Projekt Chance in Modellprojekt

1 Foto FörderndeGruppenkultur JVA Adelsheim

Psychologe Prof. Dr. Larry Brendtro bei seinem Vortrag, der auf internationaler Forschung und jahrzehntelanger Erfahrung in der Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen basierte. (Foto: pm)

Adelsheim. (pm) Zum Start eines von der Baden-Württemberg Stiftung mit 840.000 Euro geförderten, bundesweit einmaligen Modellprojekts in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Adelsheim fand am Montag ein Fachtag für die Mitarbeitenden der JVA statt. In den kommenden drei Jahren soll schrittweise mit den jungen Strafgefangenen daran gearbeitet werden, eine so genannte ‚fördernde Gruppenkultur‘ in zunächst einem Hafthaus des geschlossenen Vollzugs aufzubauen. Ziel ist, die Jugendlichen in den Haftwohngruppen anzuleiten, ihre Konflikte gewaltfrei zu lösen und subkulturelle Einflüsse der Jugendlichen untereinander so weit wie möglich zu vermeiden. Insgesamt steht soziales Lernen im Mittelpunkt, auch für die Zeit nach der Entlassung. Umgesetzt wird das Projekt in Kooperation mit Mitarbeitenden des Projekt Chance im CJD Creglingen, wo im ‚Strafvollzug in freien Formen‘ mit dem pädagogischen Ansatz der ‚Positive Peer Culture‘ (positive Jugendkultur) bereits seit 2003 viel Erfahrung gesammelt werden konnte. Der Fachtag mit dem US-amerikanischen Psychologen Prof. Dr. Larry Brendtro gab den Startschuss für das intensiv vorbereitete dreijährige Modellprojekt.  

Dass viele Hoffnungen in das Modellprojekt gelegt werden und der Start, nicht zuletzt nach Ausschreitungen in der JVA im letzten Sommer, zum richtigen Zeitpunkt kommt, machten sowohl die Leiterin der JVA Adelsheim, Katja Fritsche, als auch die Leiterin der Abteilung ‚Gesellschaft und Kultur‘ der Baden-Württemberg Stiftung, Birgit Pfitzenmaier, in ihrer Begrüßung deutlich. „Das gezielte Fördern von positiven Werten im Umgang miteinander ist bereits in der Kriminalpräventionsarbeit äußerst wichtig,“ so Pfitzenmaier, „aber selbstverständlich auch innerhalb der Gefängnismauern, insbesondere im Hinblick auf die Wiedereingliederung der jungen Menschen in die Gesellschaft.“

Auch für das Projekt Chance im CJD Creglingen, das seit seiner Gründung im Jahre 2003 mit dem pädagogischen Ansatz der PPC im ‚Strafvollzug in freien Formen‘ arbeitet, bedeutet das Modellprojekt in Adelsheim Neuland. Anstatt im überschaubaren Kloster im Creglinger Ortsteil Frauental werden künftig CJD Mitarbeitende in den Strukturen einer großen Justizvollzugsanstalt gemeinsam mit den dortigen Mitarbeitenden daran arbeiten, subkulturelle Einflüsse der Jugendlichen untereinander so weit wie möglich zu vermeiden und soziales Lernen in der Gruppe zu unterstützen, so die Zielformulierung. Dazu gehört vor allem die respektvolle Auseinandersetzung miteinander und das gewaltfreie Lösen von Konflikten.

„Eine erste Herausforderung wird darin liegen, die Jugendlichen für das Projekt zu gewinnen“, so die Einschätzung von Georg Horneber, Leiter des Projekt Chance. Denn selbstverständlich gebe es bisher bereits gute Freizeit-, Sport und Gesprächsangebote in der JVA. Jedoch würden sie mitunter nicht in der gewünschten Weise wahrgenommen: aus Angst vor anderen Gefangenen, aus Misstrauen oder aufgrund von Missbrauch der Angebote infolge subkultureller Gruppendynamiken unter den Gefangenen.

Um dies zu verbessern bedürfe es daher keiner neuen Angebote durch Erwachsene, sondern es einer neuen, fördernden Kultur des Zusammenlebens in der Gruppe der Gleichaltrigen. Die jungen Häftlinge befinden sich in einer Lebensphase, in der die Gleichaltrigen (die „Peergroup“) und deren Gruppenprozesse maßgeblich sind für das soziale Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen. Einen gezielten, positiven Einfluss auf die Peergroup soll der Aufbau einer fördernden Gruppenkultur anhand des pädagogischen Ansatzes der „Positive Peer Culture“ ausüben.

Die Erkenntnisse darüber, was Kinder und Jugendliche für eine gesunde Entwicklung benötigen sind nicht neu. Trotz kultureller Unterschiede weltweit gibt es universelle menschliche Werte und Bedürfnisse, die auch PPC in den Mittelpunkt stellt: der Wunsch nach Teilhabe und Zugehörigkeit mit gleichzeitiger Entwicklung einer unabhängigen Persönlichkeit. Ebenso der Wunsch, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und sich um andere Menschen zu kümmern, anderen zu helfen.

PPC basiert auf der Tatsache, dass Gruppen von Menschen, egal welchen Alters, eine starke Kraft und Dynamik entwickeln können – im positiven, wie im negativen Sinne. Selbstverständlich kann man auf verschiedene Arten erreichen, dass z.B. Jugendgruppen „gut funktionieren“. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass weder autokratisch, noch im Laissez-faire-Stil geführte Gruppen in dem Maße Loyalität und gegenseitige Empathie entwickeln, wie dies bei „demokratisch“ geführten Gruppen der Fall ist. Es gilt, den Team-Gedanken hervorzuheben und das Gestalten des Miteinanders zur gemeinsamen Sache aller zu machen.

Der Ansatz von PPC ist eine erfolgversprechende Möglichkeit der gesetzlich verlangten erzieherischen Ausgestaltung des Jugendstrafvollzugs. Innerhalb klarer Grenzen liegt der Fokus nicht auf den Schwächen, sondern auf den jeweiligen Stärken und Fähigkeiten der Jugendlichen. Der Einzelne soll sich seiner Stärken bewusst werden und sie zum Wohle aller einsetzen. Das Engagement des Einzelnen für die Gruppe wird konsequent gefordert und gefördert – Mitarbeit, Mitbestimmung und Mitgestaltung sind zugleich Recht und Pflicht.

Dass der Aufbau einer positiven Jugendkultur auch mit „schwierigen Jugendlichen“ funktionieren kann, die sich bisher eher von negativer Gruppendynamik beeinflussen ließen, zeigt sich seit fast zwölf Jahren im Projekt Chance. Ob es gelingt, dies auf die Strukturen einer Justizvollzugsanstalt zu übertragen und damit die erwarteten Effekte zu erzielen, wird durch eine Projektevaluierung überprüft.

Infos im Internet:

www.bwstiftung.de

www.jva-adelsheim.de

www.cjd-creglingen.de   

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