Balsbacher Schwestern ziehen aus Altersgründen nach Gengenbach
Balsbach. (nsch) Mit dem Wegzug der Clarissen-Kapuzinerinnen gehen in Balsbach, in Pfarrei, Seelsorgeeinheit, politischer Gemeinde Limbach und in der Region 66 Jahre Klostergeschichte zu Ende.
Anfang der 1930er-Jahre ließ Pfarrer Otto Lenz an sein Elternhaus auf dem landwirtschaftlichen Anwesens seines Bruders Karl, eine Marienkapelle anbauen, um im Ruhestand (ab 1947) hier täglich die Heilige Messe lesen zu können. Schon damals äußerte er in der Schrift “Das Werden der Pfarrkuratie Wagenschwend“, die zugunsten der Kapelle verkauft wurde, den Gedanken, später einmal einen Schwesternkonvent aufzunehmen und entsprechende Gebäulichkeiten zu errichten.
An Weihnachten 1949 war es dann soweit. Der Konvent der Clarissen-Kapuzinerinnen aus Dresden-Klotzsche, der 1947 dem politischen Druck in der damaligen Ostzone weichen musste und vorübergehend in Oberzell bei Würzburg Unterkunft gefunden hatte, wurde von den Gebrüdern Lenz in ihrem Elternhaus aufgenommen. In den Folgejahren entstand der Klosterkomplex mit dem letzten Bauabschnitt im Jahre 1993. Die Kapelle und das Wohnhaus wurden nach dem Tode von Karl und Otto Lenz (1964) im Januar 1966 abgerissen und an selbiger Stelle die Filial- und Klosterkirche „Christkönig“ errichtet mit der Benediktion durch Dekan Volkert im Jahre 1967 und der Konsekration durch Erzbischof Herrmann Schäufele im Herbst 1969.
Der seelsorgerliche Dienst in diözesaner Beauftragung oblag nach Pfarrer Lenz Pfarrkurat Andreas Leimbach, Pfarrkurat und Pfarrer Ottmar Volz und danach Pater Franz Müller, der im Rahmen der Aushilfetätigkeit der Spiritaner aus Buchen bereits um 1960 nach Balsbach gekommen war, im Ruhestand hier wohnte und auf dem Klosterfriedhof beerdigt ist. Seit 1994 versehen die Steyler Patres aus Mosbach um Geistlichen Rat Pater Karl Mack diesen priesterlichen Dienst.
In Balsbach, der Filiale der Pfarrei „Heilig Kreuz“ Wagenschwend, entwickelte sich durch das Kloster und die vor Ort im kirchlichen Bereich Verantwortlichen nach und nach ein in vielen Bereichen eigenständiges kirchliches Leben und ein herzliches Miteinander. Zahlreiche und verschiedenste Besuchergruppen und Einzelpersonen aus der näheren und weiteren Umgebung nahmen und nehmen den Kontakt zum Kloster im Rahmen des kontemplativen Ordenscharakters und der Klausur wahr, wovon zum Ende eines jeden Jahres die Weihnachtsbriefe des Konvents zeugten. Die täglichen Gottesdienste zu festen Zeiten auch am Sonntag sind und waren ein besonderes Angebot innerhalb der Seelsorgeeinheit Elztal/Limbach /Fahrenbach und innerhalb der Region.
Das Kloster bot auch ein ideales und aussagekräftiges Ambiente für die kirchenmusikalischen Projekte des Balsbacher Kirchenchores und Gesangvereins „Liederkranz“ (u. a. Musicals, Konzerte zum Kirchenjahr) und auch für Veranstaltungen zahlreicher Gastchöre wie jüngst für die Auftritte der St. Petersburger Sängerknaben und von Maranatha.
Das segensreiche Wirken der Schwestern vollzog sich in der gelebten Spiritualität der kontemplativen franziskanischen Ordensgemeinschaft „in der Nachfolge der hl. Clara im Herzen der Kirche“, wie es eine Schrift des Klosters formuliert, und wird auch im Haus Bethanien in Gengenbach andauern.
Nach 66 Jahren endet in Balsbach das Klosterleben. (Foto: Norbert Schwing)