Aus der Wirtschaft in die Kommunalpolitik
Neckarsulm/Heilbronn. (snp) Am 31. Oktober jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag des im Jahr 2005 verstorbenen Dr. Hans Hoffmann, der als Bürgermeister von Neckarsulm (1955-1967) und Oberbürgermeister von Heilbronn (1967-1983) einige Jahrzehnte das Zeitgeschehen prägte.
Hans Hoffmann wurde am 31. Oktober 1914 in Lübbenau (Spreewald) als drittes Kind des Schulrektors und ehrenamtlichen Bürgermeisters Hugo Hoffmann geboren. Nach dem Abitur in Oranienburg und Dienst im Stettiner Flakregiment studierte er Rechts- und Staatswissenschaften unter anderem in Königsberg, Bonn und Leipzig. 1938 beendete er dieses in Freiburg i. Br. als Diplom-Volkswirt, promovierte und arbeitete dann als Direktionsassistent bei AEG in Sofia.
Im Zweiten Weltkrieg war Hoffmann als Offizier unter anderem von 1940 bis 1941 in der Bergwerksverwaltung Oberschlesien (Kattowitz) tätig. 1943 heiratete er in Karlsruhe seine Frau Ruth, mit der er zwei Kinder hatte. Nach Kriegsende floh Hoffmann 1945 aus der Kriegsgefangenschaft, war dann Geschäftsführer einer Ziegelei bei Erfurt, anschließend bis 1947 Personalchef in der US-Militärregierung Karlsruhe und bis 1954 Geschäftsführer der Tankanlagen und Pumpen GmbH in Karlsruhe. Nach einer kurzen Zeit als Wirtschaftsberater bewarb er sich schließlich 1955 um das Amt des scheidenden Neckarsulmer Bürgermeisters Dr. Erwin Wörner.
Hoffmann war evangelisch, kommunalpolitisch unerfahren und SPD-Mitglied – im katholischen Neckarsulm erwartete ihn ein harter Wahlkampf, den er am 06. Februar mit knapp 53 Prozent gegen Josef Ege (Ravensburg) für sich entschied. Seine am 01. Mai beginnende Amtszeit trug wesentlich zum Aufschwung Neckarsulms bei. Unter seiner tatkräftigen Leitung setzten sich Wiederaufbau und Modernisierung der im März 1945 zerstörten Innenstadt fort. Zu den Erfolgen seiner Amtszeit zählten die Sicherung der Wasserversorgung Neckarsulms, die Baulandumlegung und ein Baulückenprogramm zur Beseitigung der Wohnungsnot, der Bau des Hallenbades sowie die Gründung des Zweiradmuseums im wieder aufgebauten Deutschordensschloss (1956).
Hoffmann förderte den Sport – unter anderem mit Anlagen im Pichterich und in Amorbach, Volkshochschule und Stadtbücherei – aber auch 1958 die Begründung einer der bundesweit ersten Städtepartnerschaften mit Carmaux (Frankreich), auf die 1963 die Partnerschaft mit Bordighera (Italien) folgte. So setzte der „Mann aus der Wirtschaft“ entscheidende Impulse für den Aufschwung Neckarsulms, unterstützt vom Gemeinderat und einer konstant schlanken Verwaltung. Dass die Bürgerschaft seine Leistungen anerkannte, zeigte sie bei Hoffmanns Wiederwahl am 3. Februar 1963: Ohne Gegenkandidat gewann er diese mit 99,6 Prozent der gültigen Stimmen. Vier Jahre später aber zog es Hoffmann nach Heilbronn, weil ihn, wie er sagte, „die größere Aufgabe reizte“.
Nachdem die erste Wahl im Juni 1966 wegen eines Formfehlers annulliert worden war, wurde Hoffmann am 21. Mai 1967 mit 57,4 Prozent zum Oberbürgermeister von Heilbronn gewählt. Von seinem Amtsantritt am 07. September an trieb er die Entwicklung Heilbronns an. Als Kommunalpolitiker behielt er die Denkweise der Wirtschaft bei – als „erster Wirtschaftsförderer der Stadt Heilbronn und weitsichtiger Hüter der städtischen Finanzen“ und „Stadtmanager“ wurde er später gewürdigt. Unter seiner Leitung und durch geschickte Eingemeindungsverhandlungen wurde Heilbronn Großstadt und entwickelte sich zum Oberzentrum der Region. Mit dem Bau von Kindergärten, Schulen, Sporthallen, Straßen sowie des Theaters verbesserte sich die städtische Infrastruktur, die Innenstadt entwickelte sich zur Einkaufsstadt. Die Interessen der Stadt vertrat Hoffmann in zeitweise sieben Aufsichtsräten.
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Der effizient arbeitende Stadtchef wurde 1975 mit 55,4 Prozent im Amt bestätigt. 1983 trat Hoffmann nach 16 Jahren in den Ruhestand. Für seine Verdienste hatte er 1977 den Ehrenring der Stadt Heilbronn und 1980 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Bei seiner Verabschiedung zeichnete ihn Ministerpräsident Lothar Späth für den Ausbau Heilbronns mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland aus.
Respekt flößte Hoffmann im Beruf unter anderem wegen seiner Bestimmtheit, Schlagfertigkeit und Streitliebe ein, im Umgang mit Menschen war er eher rational und distanziert. Im Privatleben zeigte er sich als charmanter, guter Unterhalter und hervorragender Hobbykoch. Dass Hoffmann dieses streng vom Berufsleben trennte, zeigte die nicht unumstrittene Tatsache, dass sein erster Erstwohnsitz auch als Heilbronner Oberbürgermeister immer Neckarsulm blieb.
1990 starb seine Ehefrau Ruth, die für ihn während seines herausfordernden Berufslebens ein wichtiger Ruhepol gewesen war. Am 27. Januar 2005 starb Dr. Hans Hoffmann in Heilbronn – beerdigt aber wurde er am 2. Februar auf dem Alten Friedhof in Neckarsulm.
Dr. Hans Hoffmann (Foto: Stadtarchiv Neckarsulm)