Land erhält neues Koordinatensystem

 Die Koordinaten des Liegenschaftskatasters werden ab 20. Dezember auf ein neues, europaweit gültiges Koordinatensystem umgestellt. Vermessungen erfolgen heute mit Satellitenempfänger und graphikfähigem Feldrechner. (Foto: pm)

Alle Nutzer amtlicher Geobasisdaten sind betroffen – Verzögerungen beim Grundstücksverkehr unvermeidbar

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra) Lange haben sich die amtlichen Vermesser auf diesen Tag vorbereitet: Ab dem 20. Dezember beginnt die Umstellung auf ein neues, europaweit gültiges Koordinatensystem, das europäisch-terrestrische (Koordinaten)-Referenz-System (ETRS89). Die Koordinaten sämtlicher Flurstücke im Land, also auch die der rund 217 000 Flurstücke im Neckar-Odenwald-Kreis, sind davon betroffen. Der Leiter des Fachdienstes Vermessung beim Landratsamt, Thomas Wittlinger, macht mit dem Vergleich zu der Euroeinführung im Jahre 2002 deutlich, wie bedeutend diese Umstellung ist. Damals, so Wittlinger, wurde die Deutsche Mark ersetzt und die Umrechnung erfolgte über einen festen Kurs. So wie bei der Euro-Umstellung die Werte erhalten blieben, bleiben bei der Koordinatenumstellung natürlich auch die Flächen und die Formen der Flurstücke erhalten. Lediglich die Koordinatenangaben ändern sich.

„Bisher haben wir das so genannte Gauß-Krüger-Koordinatensystem genutzt und ab 2018 benutzen wir das europäische ETRS89-Koordinatensystem. Die Umrechnung von alt auf neu ist etwas aufwändiger als die Mark/Euro-Umrechnung und hat deshalb viele vorbreitende Vermessungsarbeiten erfordert. Jetzt aber ist es soweit“, sagt Wittlinger.

Die Koordinaten im System unterscheiden sich deutlich von den alten Koordinaten, außerdem besitzt das ETRS89-System einen sogenannten Maßstabsfaktor. Man kann deshalb nicht gleichzeitig alte und neue Koordinaten verwenden. Die Vermessungsverwaltung gibt deshalb ab Februar nur noch ETRS89-Koordinaten ab. Mit diesen Daten arbeiten dann alle Vermesser sowie Planer, Architekten, Rettungsdienste und Anwender in Geoinformationssystemen.

Die Frage, warum wird überhaupt auf ein neues Koordinatensystem umgestellt, wird den Geodäten in diesen Tagen häufig gestellt. „Die Geobasisdaten des Liegenschaftskatasters sind heute Grundlage für vielfältige Anwendungen, beispielsweise für die Positionsbestimmung im Verkehr, beim Wandern, Radfahren, in der Landwirtschaft oder auch für die Adressangaben im Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Da können die Daten nicht an der Kreis- oder Landesgrenze enden oder in einem anderen Bezugssystem vorliegen. Daher wurde bereits 2007 in einer europäischen Richtlinie vorgegeben, dass die Geobasisdaten bis Ende 2017 europaweit im System ETRS89 bereitgestellt werden müssen“, erklärt Wittlinger. Dann könne die Satellitenmessung auch direkt eingesetzt werden und die Vermesser sind in den meisten Fällen nicht mehr auf örtliche Festpunkte angewiesen, was wirtschaftliche Vorteile bringt.
Ganz ohne Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger wird die Umstellung nicht vonstattengehen. Denn das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) wirft ab 20. Dezember die verfügbaren Computer an und rechnet sämtliche Grenzpunkte in das neue System um. Diese Phase wird voraussichtlich den gesamten Januar andauern. Während dieser Zeit sind Vermessungsarbeiten für das Liegenschaftskataster nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.

Fragen von professionellen Anwendern oder interessierten Bürgern zu dem neuen Koordinatensystem beantwortet der Fachdienst unter 06281/1500 oder vermessung@neckar-odenwald-kreis.de.

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