Waldbrunn: Keine Gefahr durch Kläranlage

Schaumberg in der Kläranlage Waldkatzenbach. (Foto: privat)

Laut Gemeinde und Landratsamt keine Gefahr für Umwelt und Menschen

Derzeit entdecken Bürger in verschiedenen Städten und Gemeinden der Region buntes Wasser. Und das hat nichts mit Fasching, der fünften Jahreszeit und mit dem damit einhergehenden, gesteigerten Alkoholkonsum und veränderten Sinneswahrnehmungen zu tun.

So fuhr letzte Woche die Feuerwehr durch Dossenheim, Neuenheim und Handschuhsheim und warnte die Bürger davor, das Trinkwasser zu verwenden. Zuvor hatten mehrere Bürger gemeldet, dass blaues Trinkwasser aus ihren Leitungen läuft. War zunächst nur die Dossenheim betroffen, erstreckte sich die Warnung am späten Vormittag auch auf mehrere Heidelberger Stadtteile. Kurz vor 16 Uhr wurde die Warnung aufgehoben. Die Ursache ist trotz intensiver Suche bis heute unbekannt, Stattdessen wurde diese Woche bekannt, dass das Trinkwasser in Dossenheim erneut verunreinigt ist und gechlort werden muss.

Während man also an der Bergstraße Schwierigkeiten mit gefärbtem Trinkwasser hat, meldete uns ein Leser, der häufig Spaziergänge rund um Waldkatzenbach unternimmt, dass unterhalb der 1988 in Betrieb genommenen Kläranlage weiße Schaumberge, trübes Wasser, Toilettenpapier und Fäkalien durch die Eisigklinge in Richtung Höllbach geschwemmt werden.
Solche Schaumberge kennen ältere Neckaranrainer noch aus den 60- und 70-Jahren, als Kläranlagen noch selten waren und der Chemikalienmix für haushohe Schaumberge sorgte. Dass diese Erscheinungen nun in einem FFH-Gebiet auftreten, sorgt für Unmut beim Entdecker. Aber auch der Naturschutzverband Initiative Hoher Odenwald (IHO) ist darüber besorgt, da insbesondere der Höllbach als Nahrungsgrundlage zahlreicher seltener Vogelarten dient. Darunter ist der Bach auch für den seltenen Schwarzstorch von existenzieller Bedeutung. Diese Nahrungsquelle
wird durch die Schaumberge und Verschmutzungen möglicherweise gefährdet, wie auch in einer IHO-Stellungnahme zum Managementplan für das FFH-Gebiet Odenwald Eberbach deutlich wird. Dort stellt die IHO fest:

“Großes naturschutzfachliches Konfliktpotenzial erzeugt die teils ungenügende Klärung des in den Bach fließenden Abwassers. Hier ist insbesondere die Eisigklinge zwischen Unterhöllgrund und Waldkatzenbach zu nennen: Vermutlich führt eine ungenügende Dimensionierung der Kläranlage unterhalb des Waldkatzenbacher Unterdorfs dazu, dass bei Starkregen ein Ventil (Überlaufventil?) geöffnet wird, wodurch ein abrupter Abfluss von Wassermassen erfolgt, die riechbar und sichtbar nicht ausreichend geklärt sind. Dieses Abwasser fließt durch die Eisigklinge direkt in den naturnahen Abschnitt des Höllbach- Unterlaufs, was gewässerökologisch und im Sinne der FFH-Unterschutzstellung inakzeptabel ist, gerade auch unter dem artenschutzrechtlichen Aspekt, dass hier Schwarzstorch, Graureiher usw. ihre Nahrungsreviere besetzen.”

Vor dem Hintergrund der uns vorliegenden Aussagen, die durch Fotos, aber auch durch die Ausführungen der IHO, stellten wir eine schriftliche Anfrage an die Gemeinde Waldbrunn und an die Aufsichtsbehörde bei Landratsamt.
Bürgermeister Markus Haas teilt uns umgehend mit, dass die Klärwärter sofort mit dem Landratsamt Kontakt aufgenommen und momentan dabei sind, die Ursache für die Schaumberge und die Fäkalien abzuklären. Dass man Toilettenpapier im Bach finde liege am Regenüberlauf, teilt Haas weiter mit. Bei stärkeren Regenereignissen öffne sich ein Überlaufventil, um die Anlage zu entlasten. Dann fließe stark verdünntes Abwasser ungereinigt in den Bach, was aber erlaubt sei, stellt das Gemeindeoberhaupt mit. Er sei jedoch kein Fachmann, weshalb er darauf verwies, dass die Gemeinde eng mit dem Landratsamt zusammenarbeite und die Sachlage untersuche und beobachte.

Das Landratsamt ging auch auf unsere Fragen ein und ließ uns wissen, dass das Landratsamt am 07. Januar 2019 davon erfahren habe, dass es am Samstag zuvor, also am 05. Januar, an der Kläranlage Waldkatzenbach „Unregelmäßigkeiten gegeben hatte“. Weiter teilt uns das Landratsamt mit, dass am besagten Samstag bei einem routinemäßigen Kontrollgang keine Auffälligkeiten festgestellt wurden. Nachdem Fotos aufgetaucht waren, die die Schaumberge zeigen, fand in den frühen Morgenstunden des Dreikönigstags eine weitere Kontrolle statt. Um 7:00 Uhr in der früh waren jedoch weder in der Eisigklinge noch in der Kläranlage Schaumreste zu sehen, so das Landratsamt. Auch Wasseranalysen zeigten keine Auffälligkeiten. Das Landratsamt teilte uns mit, dass es sich „offensichtlich um ein einmaliges Ereignis handelte und weder Ursache noch Verursacher festgestellt werden konnten und offensichtlich keine Schäden (z. B. Fischsterben) in der Eisigklinge und im Höllbach festgestellt wurden“, weshalb man von weiteren Ermittlungen absah. Der Gemeindeverwaltung wurde empfohlen, die Bevölkerung darauf hinzuweisen, keine über dem häuslich üblichen Gebrauch anfallenden Reinigungs- und Waschmittelabwässer über die Kanalisation zu entsorgen.

Erschreckendes Bild aus der Eisigklinge. (Foto: privat)
Was das mehrfach erwähnte Toilettenpapier betrifft, hängen diese Verunreinigungen mit Regenwasserentlastungen zusammen, bei denen per Spülstoß die Kanäle gereinigt werden. Diese Stoffe sind laut Landratsamt „in erster Linie eher ein ästhetisches Problem, das durch den freiwilligen Einbau eines Feinsiebrechens verhindert werden könnte.

Auch beim NABU Waldbrunn haben wir die Bilder vorgelegt und vom 1. Vorsitzenden Ernst Stephan Auskunft erhalten.

Ernst Stephan, bedauerte, dass er die Verhältnisse der Kläranlage Waldkatzenbach nicht kenne, weshalb er sich nur grundsätzlich äußern könne.
Der NABU Deutschland habe sich schon 2018 im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie grundsätzlich zu den Erfordernissen beim Gewässerschutz geäußert. Ziel dieser Richtlinie sei „Erreichen des guten ökologischen und chemischen Zustands aller natürlichen Oberflächengewässer in der EU“. Die Umsetzung der Richtlinie sei aber defizitär, stellt der NABU fest. Demnach soll nicht nur die Qualität der Einleitung aus Kläranlagen betrachtet werden, sondern auch der Zustand der Gewässer. Dies erfordere gerade bei kleinen Gewässern einen effizienten Gewässerschutz, da die Verdünnung des belasteten Abwassers dort sehr gering ist. Dies werde laut NABU Deutschland bisher nur in Einzelfällen berücksichtigt.
Baden- Württemberg hat schon länger ein Förderprogramm aufgelegt, um kleinere Kläranlagen an größere anzuschließen, teilt und Ernst Stephan weiter mit. Dies deshalb, weil größere Kläranlagen eine bessere Reinigungsleistung aufweisen. Außerdem seien sie weniger störanfällig und die Abwasserreinigung deutlich günstiger möglich sei.
Abschließend teilt Ernst Stephan mit, dass Eisigklinge und Höllbach als kleine Oberläufe zu betrachten sind, weshalb ein Schutz durch den Anschluss an eine größere Kläranlage in der Nähe ökologisch sinnvoll und technisch durchaus machbar seien.

„Saubere Gewässer sind für die Artenvielfalt von enormer Bedeutung. Sie bieten einen abwechslungsreichen Lebensraum für Kleinlebewesen, Insektenlarven, Libellen, Fische, Amphibien, Vögel, aber auch Pflanzen“. Wie bereits aus der IHO-Stellungnahme hervorgeht, dient das Gewässer vielen, auch streng geschützten Arten als Nahrungsfundort. Am Ende der Nahrungskette steht dann wieder der Mensch, der die Schadstoffe ebenfalls aufnimmt und daran erkrankt. Aktuell wurden sowohl Glyphosat, als auch Mikroplastik im menschlichen Organismus gefunden. Auch Hormone und Antibiotika gelangten so schon in den menschlichen Körper. Wie sich diese Fremdstoffe auswirken ist noch weitestgehend unbekannt.

Auch aus diesem Grund hat der NABU die Kampagne gestartet: „Gewässerschutz nicht verwässern!” und richtet sich damit entschieden gegen eine drohende Aufweichung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

Trotz eindeutiger Fotos mit Schaumbergen in der Eisigklinge und in der Kläranlage scheint die 1988 eröffnete Anlage laut den Stellungnahmen der Gemeinde sowie des Landratsamtes gesetzeskonform zu funktionieren und keinerlei Gefahr für die Umwelt und für Menschen vorgelegen zu haben.

Umwelt

Bewegungsjagd gegen die Schweinepest
Umwelt

Bewegungsjagd gegen die Schweinepest

(Symbolbild – Pixabay) Eberbach/Dielbach. Am Samstag, den 16. November 2024, findet in der Zeit von 8 Uhr bis ca. 15 Uhr, eine revierübergreifende Bewegungsjagd zur Vorbeugung der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest in den den Revieren Eberbach IV – Lautenbach und Oberdielbach statt. Der Bereich umfasst das Gebiet B 37 von Eberbach nach Lindach, über die Grenze Lindach/Zwingenberg nach Oberdielbach und über die Alte Dielbacher Straße zurück nach Eberbach. Die Bevölkerung, insbesondere Fußgänger, Jogger, Fahrradfahrer und Waldbesitzer/Selbstwerber werden eindringlich gebeten, sich aus Sicherheitsgründen während der Drückjagd nicht in diesen Gebieten aufzuhalten. Die Zufahrtswege sind zumeist mit Absperrhinweisen versehen. Auch der “Neckarsteig”-Wanderweg […] […]

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