
(Foto: Liane Merkle)
Mudau/Preunschen. (lm) Schon von weitem waren Kampfgeräusche zu vernehmen, die sich beim Näherkommen an die Burgruine der Wildenberg abwechselten mit Klängen mittelalterlicher Musik. Besonders prägend waren dabei die Töne eines Dudelsacks.
Endlich in den Mauern der Stauferburg ankommen, bot sich den interessierten Wanderern am vergangenen Wochenende ein buntes Bild mittelalterlicher Historie, wobei sie mit „Hypocras“, einem besonders schmackhaften Würzwein, von den Akteuren willkommen geheißen wurden.
Fachlich fundierte Führungen durch die Burg, ein Zeltdorf vergangener Tage, Ausrüstungsgegenstände wie Schwerter, Morgenstern, Pfeile und Bogen, Visiere, Tongeschirr, Schaukämpfe mit Schwert und Morgenstern, aber auch musikalische Darbietungen hatten sich vom Verein „Burglandschaft“ Geschäftsführer und Geologe Dr. Jürgen Jung mit seiner Ehefrau Sabine, Dr. (des) Katja Focke als Prähistorikerin, MA Regine Klein als Kunsthistorikerin sowie MA David Enders als Archäologe, unterstützt vom ehemaligen Turnierritter Tobias Schwarz mit dem Ehrennamen Berthold von Wildenberg einfallen lassen, um mit einer ersten kleinen Werbeaktion für die Wildenburg deren Attraktivität zu steigern.
Die „Burglandschaft“ betreut mittlerweile über 60 Burgen und Schlösser in Spessart und Odenwald mit dem Ziel, sie durch eine fachlich fundierte Netzwerkarbeit zu unterstützen, zu fördern und durch gemeinsame Initiativen in der Region, aber auch für den Tourismus bekannter zu machen.
Die „Wildenburg“ im Geo-Naturpark Bergstrasse-Odenwald, heute im Besitz des Fürstenhauses zu Leiningen, gehört mit zu den bedeutendsten Burganlagen Deutschlands. Sie zeigt noch heute den Prunk und den höfischen Glanz ihres Erbauers Ruprecht von Dürn ebenso wie die glanzvolle Epoche deutscher Geschichte in der Zeit der Staufer, des Rittertums und der Minne.
Wie den Info-Tafeln an der Burg zu entnehmen ist, betragen ihre monumentalen Ausmaße von 90 x 39 Metern das Dreifache der sonst üblichen Burganlagen. Schon der Eingangsbereich beeindruckt durch das wuchtige, mit kleinen Ecksäulen verzierte Stufenportal sowie die kreuzgewölbte Eingangshalle der darüber liegenden Burgkapelle, deren Chor malerisch nach außen über die Ringmauer herausragt.
„Diese Burg schuf Ruprecht von Dürn“ steht übersetzt am Innentor als Bauinschrift, doch daneben gibt die reiche Ausstattung des Wohnbaus mit Kaminen, geschmückten Säulenbasen, blattverzierten Würfelkapitellen, Ornamenten und Plastiken Aufschluss über Bedeutung und Ansehen des Besitzers.
Weiter ist zu erfahren: „All dies aber wird übertroffen von der Größe und Pracht des Palas. Ein riesiger Saal von über 200 Quadratmetern mit einem gewaltigen Kamin von etwa 9 Quadratmetern Feuerfläche, der in seiner Größe von keinem anderen Kamin der Stauferzeit übertroffen wurde sowie den Doppelfenstern mit ihren tiefen Nischen und beiderseitigen Sitzbänken, die sich rings um den Saal fortsetzen“.
Nicht zu vergessen diente die „Burg Wildenberg“ – wie sie eigentlich heißt – Wolfram von Eschenbach als Vorlage für seine Beschreibung der Gralsburg in seinem Ritterepos „Parzival“. Man darf gespannt sein, wann und wie die nächste Aktion der „Burglandschaft“ auf der Wildenburg zwischen Preunschen und Buch abläuft.