Großes Interesse an medizinischen Themen

Live-Ultraschall mit Blick in den Babybauch – ein echtes Highlight bei der diesjährigen Kinderhochschule. (Foto: pm)

Bei der 10. „Kinderhochschule Medizin“ über 120 Teilnehmer

Buchen/Mosbach. (pm) An den ersten beiden Ferientagen freiwillig lernen? Für mehr als 120 Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren war das keine Frage, sie kamen zu den beiden Vorlesungstagen der „Kinderhochschule Medizin“ in Buchen und Mosbach. Nach pandemiebedingtem Ausfall 2020 und zwei Onlinevorlesungstagen 2021 freute sich Privatdozent Dr. Harald Genzwürker, Ärztlicher Direktor der Neckar-Odenwald-Kliniken und Organisator der Kinderhochschule, zahlreiche junge „Studierende“ vor Ort begrüßen zu dürfen.

„Ich freue mich jedes Jahr auf diese Veranstaltungen – und natürlich auch darüber, dass es uns immer wieder gelingt, wichtige medizinische Themen altersgerecht rüberzubringen.“ Interessierte Eltern, Großeltern und ältere Geschwister konnten die Vorlesungen an beiden Veranstaltungsorten per Live-Übertragung verfolgen, „damit sie hinterher auch mitreden können“, ergänzte Dr. Genzwürker.

Den Auftakt machte Genzwürker als Chefarzt der Anästhesie selbst und erklärte in seinem Vortrag „Wie macht der Narkosearzt, dass man schläft?“ die Abläufe rund um einen operativen Eingriff aus Sicht seines Fachgebietes.

Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten schon auf eigene Erfahrungen mit Operationen zurückblicken und meldeten sich eifrig, wenn der Mediziner seine Zuhörer mit Fragen einband. Eines stellte der Chefarzt im Rahmen des Vortrags klar: „Wir machen vielleicht „Hammer-Narkosen“, also richtig gute, aber mit einem Hammer arbeiten wird nicht!“

Vielmehr kommen moderne Medikamente zum Einsatz, und das Anästhesieteam aus Ärzten und Pflegekräften wird mit reichlich Medizintechnik bei der Arbeit unterstützt, sodass weit über 5.000 operative Eingriffe jedes Jahr in Buchen und Mosbach mit hoher Sicherheit durchgeführt werden können.

Kleiner Wermutstropfen: ohne einen „Pieks“ geht es leider nicht – aber für Kinder kann der mit einer „Zaubersalbe“ erträglicher gemacht werden. Nebenbei wurde erklärt, warum es für eine Vollnarkose von Vorteil ist, wenn Patienten „eine große Klappe haben“, also der Mund weit aufgeht.

Wichtig war auch die Botschaft, dass nicht jeder Patient im OP schläft, sondern auch mit Teilnarkosen Eingriffe z.B. an Armen oder Beinen durchgeführt werden können.

Bereits in der Pause trafen die jungen Studierenden auf die Referentinnen des nächsten Vortrags, Tanja Hautzinger als Hygienefachkraft der Neckar-Odenwald-Kliniken und ihre in Ausbildung befindliche Kollegin Carolin Wendel. Das Thema „Kampf den Keimen“ wurde unmittelbar vor den Toiletten ganz praktisch mit Tipps zum richtigen Händewaschen eingeführt.

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Mit einer speziellen Creme und Schwarzlicht-Boxen konnte überprüft werden, ob tatsächlich alle Bereiche der Hände mit genügend Wasser und Seife in Kontakt kamen. Beim Vortrag unterstützte dann auch noch ein Video aus der „Sendung mit der Maus“ dabei, die Wichtigkeit des richtigen Händewaschens besser zu verstehen.

Keime, also Bakterien & Co, werden von vielen Menschen als „klein und gemein“ bezeichnet. Tatsächlich finden sich einige fiese Krankmacher unter diesen Winzlingen, aber die beiden Referentinnen brachten den Kindern nahe, dass Bakterien auch überlebenswichtig sind.

Jeder Mensch trägt auf und in sich etwa 1,5 kg kleiner Helfer, ohne die beispielsweise der Darm gar nicht richtig funktionieren könnte.

Entscheidend ist das Gleichgewicht und „die Untermieter müssen am richtigen Platz in der richtigen Menge untergebracht sein“, damit keine Krankheiten entstehen. Natürlich spielten bei diesem Vortrag auch Hygieneschutzmaßnahmen wie Schutzmasken eine Rolle. Auch Schutzimpfungen wurden thematisiert.

Am zweiten Tag begannen die Vorlesungen ebenfalls mit einem sehr kleinen Wesen: etwa 0,2 mm groß ist die Eizelle, die sich zu Beginn der Schwangerschaft in der Gebärmutter einnistet, wusste Dr. Winfried Munz, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Buchen und Mosbach, zu berichten.

Sein Thema „Wie wächst das Baby im Bauch?“ stellte er anschaulich mit zahlreichen Bildern dar, in welchen die Entwicklung eines kleinen Wesens über neun Monate nachvollzogen werden konnte. Allerdings blieb es nicht beim Vortrag, sondern die Kinder konnten gemeinsam mit dem engagierten Geburtshelfer sogar einen Blick auf ein echtes Baby werfen.

Dazu war ein Ultraschallgerät bereitgestellt worden. Mitarbeiterin der Neckar-Odenwald-Kliniken Tihana Matoric gewährte den Studierenden in der 20. Schwangerschaftswoche einen Blick in ihren Babybauch. Die Ultraschallbilder waren auf der großen Leinwand zu sehen.

Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer durften sogar selbst bei der Untersuchung helfen. Die erkennbaren Bewegungen des kleinen Wesens sorgten dabei für viele große Augen – ein ganz besonderer Moment bei der Kinderhochschule Medizin.

Wie es mit dem Wachstum weitergeht, erklärte Dr. Bernd Gritzbach, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie oder „Knochen-Doc“ danach in seinem Vortrag. „Vom Baby zum Erwachsenen“ durchläuft der Körper viele Veränderungen. Aus wenigen Knochenkernen und Knorpeln entwickeln sich die Knochen, wie er an Röntgenbildern und einem mitgebrachten Skelett veranschaulichte.

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Er wusste aber auch von Rekorden zu berichten: die 28-jährige Jyoti Amge aus Indien ist mit 62,8 cm der kleinste lebende Erwachsene, und der 39 Jahre alte Sultan Kösen aus der Türkei mit 251 cm der größte.

Trotz Ferien gab es dann eine Rechenaufgabe: wer wissen möchte, wie groß sie oder er wird, zählt die Größe von Mutter und Vater zusammen und teilt das Ergebnis durch zwei. Für Mädchen werden dann noch 6,5 cm abgezogen, für Jungen dazugezählt, und schon kann man abschätzen, wie lange das Wachstum voraussichtlich noch andauert. Natürlich durften Tipps für eine gesunde Ernährung zur Abrundung des Knochenwachstums nicht fehlen.

„Das Interesse und die Begeisterungsfähigkeit sowie die tollen Fragen unserer Nachwuchsstudierenden sind jedes Jahr großartig“, zog Priv.-Doz. Dr. Genzwürker ein Resümee der zehnten Kinderhochschule Medizin.

Die Termine für 2023 stehen bereits fest: an den ersten beiden Ferientagen, also am 27. und 28. Juli laden die Mediziner der Neckar-Odenwald-Kliniken wieder in die Stadthalle Buchen und ins Ärztehaus Mosbach ein.

„Die Themen geben wir rechtzeitig bekannt!“, verspricht Genzwürker – Infos rund um die Organe Lunge und Herz sind auf jeden Fall dabei.

Die erhobenen Eintrittsgelder oder vielmehr Spendenbeiträge kommen in vollem Umfang dem Ambulanten Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis zugute, der sich über eine Spende von 500 Euro freuen konnte.

Der Betrag konnte durch Spenden einiger Eltern sogar noch auf 600 Euro erhöht werden. Eine Ferienaktion für Kinder unterstützt damit auch wieder andere schwerkranke Kinder und deren Familien.

Bilder und Infos rund um die Kinderhochschule Medizin gibt es auf der Homepage unter www.kinderhochschule-medizin.de oder auf Facebook unter fb.me/KinderhochschuleMedizin

Der Ambulante Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald durfte sich bei der 10. Kinderhochschule Medizin wieder über eine Spende freuen. (Fotos: pm)

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