Reform kann Kliniken gefährlich werden

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(Foto: pm)

Buchen/Mosbach. (pm) Der sozialpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Stefan Teufel besuchte auf Einladung von Minister Peter Hauk die Neckar-Odenwald-Kliniken

Die Krankenhausreform aus der Feder von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist eines der derzeit am heißesten diskutierten politischen Themen. Der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum drohen durch die Reformpläne der Bundesregierung weitreichende Einschnitte, sogar könnte es zu einer Schließungswelle von Krankenhäusern kommen.

Im Neckar-Odenwald-Kreis beobachtet man die Entwicklungen zur angekündigten Reform mit Sorge. Schließlich geht es nicht nur um die Existenz der drei Klinikstandorte in Buchen, Hardheim und Mosbach sondern ganz zentral um die ärztliche Nahversorgung der Menschen vor Ort.

Auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten und Minister Peter Hauk erkundigte sich dieser Tage der sozialpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Stefan Teufel MdL an den beiden Klinikstandorten in Buchen und Mosbach über die aktuelle Situation an den ländlichen Krankenhäusern.

Nach einem Klinikrundgang an beiden Klinikstandorten diskutierten die beiden Landespolitiker mit Vertretern des Aufsichtsrats und der Klinikleitung über aktuelle Entwicklungen in der Sozial- und Gesundheitspolitik.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Neckar-Odenwald-Kliniken und Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises Dr. Achim Brötel schilderte zu Beginn Anpassungen, die man in den vergangenen Jahren an den Neckar-Odenwald-Kliniken habe vornehmen müssen, um hohe Defizite zu verhindern.

„Unsere Neckar-Odenwald-Kliniken sind ein Haus an zwei Standorten. Die Umstrukturierungen vor etwa drei Jahren gingen nicht geräuschlos vonstatten. Aus heutiger Sicht hat es sich aber bestätigt, dass es richtig war, spezielle Kompetenzen nach Fachgebiet an jeweils einem der beiden Standorte zu bündeln.

Aus Effizienzgründen, aber auch zur Vernetzung von Fachwissen zum Wohle der Patienten“, erklärt Brötel im Beisein des Ärztlichen Direktors Dr. Rüdiger Mahler, Klinikgeschäftsführer Frank Hehn, des Kaufmännischen Leiters Harald Löffler und Pflegedienstleiter Kurt Böhrer den beiden Politikern am Standort Mosbach.

Während des Rundgangs gab es durch die Klinikspitze einige Erläuterungen unter anderem zu sozialen Konzepten, Informationsangeboten aber auch zur Gewinnung von Fachkräften.

„Ganz besonders stolz sind wir, dass wir durch attraktive und innovative Ausbildungsangebote im zurückliegenden und voraussichtlich auch in diesem Jahr mindestens 16 unserer 18 Auszubildenden in unseren Häusern übernehmen können“, so Frank Hehn.

Was durch den ärztlichen Direktor Dr. Rüdiger Mahler unterstrichen wurde: „Dass wir so vielfältig ausbilden dürfen ist ein Teil der Zukunftssicherung nicht nur der Kliniken sondern auch der niedergelassenen Ärzte in unserer Raumschaft.“

Wie nah Leben und Tod beieinander liegen zeigte der Rundgang am Klinikstandort in Buchen. Im Zuge der Umstrukturierung wurden am Klinikstandort in Buchen die Palliativstation und die Geburtenstation konzentriert.

Die Geburtenhilfe habe sich zu einem echten Aushängeschild für die Neckar-Odenwald-Kliniken entwickelt. Im vergangenen Jahr haben erfreulicherweise fast 800 Kinder dort das Licht der Welt erblickt. Aktuell sei man in der glücklichen Situation auf neun engagierte freiberufliche Hebammen zurückgreifen zu können.

„Damit sind wir nicht nur exzellent aufgestellt sondern auch weitaus besser unterwegs als viele andere Kliniken“, so die Klinikleitung im Beisein von Chefarzt Dr. Winfried Munz. Wie bereits am Standort Mosbach erwähnt lobte die Klinikspitze auch am Standort in Buchen die gute Zusammenarbeit mit den unmittelbar in der Nachbarschaft niedergelassenen Ärzte.

„Viel von den niedergelassenen Ärzte in der Region haben an unseren Kliniken gelernt. Deshalb sind die Wege kurz“, fasste es der ärztliche Direktor zum Abschluss des Rundgangs zusammen.

Zu Beginn der anschließenden Diskussion führte Frank Hehn einige Sachverhalte an, die die Krankenhausführung aktuell umtreiben. Während man bei der aktuellen Maßgabe des Defizits im Soll liege sei der Blick in die Zukunft ungewiss.

Hauptgründe für die getrübte Zukunftsprognose seien Auswirkungen der Inflation, Energiekrise und der Tarifabschlüsse, aber ganz besonders auch die im Raum stehende Krankenhausreform.

„Zu Beginn der Energiekrise wurden von der Bundesregierung finanzielle Unterstützungspakete ins Schaufenster gestellt, welche so nie von den Kliniken abgerufen werden konnten“, sagte Brötel und verwies ebenso darauf, dass man aufgrund des Nachhinkens der Krankenkassen auch Corona noch nicht finanziell überwunden habe.

„Vor einer umfassenden Krankenhausreform müssen von der Bundesregierung zunächst einmal bisher offene Rechnungen beglichen werden. Geschieht das nicht werden Reformen für gewisse Klinikstandorte, gerade solche im Ländlichen Raum gar nicht mehr erlebbar“, befürchtet Peter Hauk wofür er Zuspruch der Klinikspitze erfuhr.

Der gesundheitspolitische Sprecher Stefan Teufel MdL unterstrich sogleich die prinzipielle Offenheit gegenüber einer Krankenhausreform nur müsse eine solche eben auch einen möglichst „kostendeckenden Klinikbetrieb“ möglich machen. Dafür werden wir uns als CDU-Landtagsfraktion auch mit den Kollegen auf Bundesebene weiter einsetzen.

Letztlich brauche es zu einer Krankenhausreform auch die Zustimmung aus Baden-Württemberg, spätestens im Bundesrat. „Ist bis dahin nicht jeglicher Zweifel an der Krankenhausreform ausgeräumt und die Finanzierung des Pakets nicht geklärt wird Baden-Württemberg den Plänen der Bundesregierung nicht zustimmen“, so Teufel unter breiter Zustimmung.

Gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Achim Brötel unterstrich Stefan Teufel die bisher schon ausgereizte Effizienz der Krankenhausstrukturen in Baden-Württemberg.

Auf 100.000 Einwohner kommen aktuell 488 Krankenhausbetten. So wenige wie sonst nirgends in Deutschland und trotzdem sind 29 Prozent der Kliniken in Baden-Württemberg von Insolvenz gefährdet. „Wenn die Lage bei uns schon trotz diverser Anstrengungen und Verzichte so gefährdet einzustufen ist will man sich gar nicht ausmalen welche Auswirkungen der Kurs von Karl Lauterbach auf den Rest der Gesundheitsversorgung in Deutschland haben könnte“, so Teufel.

Eine Ungerechtigkeit machte er mit Blick auf die eingezahlten Krankenkassenbeiträge aus: „In Baden-Württemberg ist die Summe der eingezahlten Krankenkassenbeiträge bundesweit mit am höchsten, da wird man doch auch eine ordentliche Leistung erwarten dürfen.

Schon zweimal, wenn man Anstrengungen und Hirnschmalz in die Krankenhausstruktur steckt, wie das auch im Neckar-Odenwald-Kreis der Fall ist“, bestätigt Stefan Teufel die Meinung der Klinikspitze. Mit Hochdruck wolle er sich in den kommenden Wochen deshalb dafür einsetzen, dass eine Krankenhausreform den bisherigen baden-württembergischen Kurs nicht mit wenigen Pinselstrichen zum Umsturz bringt.

„Durchaus hat unsere bisherige Kritik an der Krankenhausreform für erstes Umdenken beim Bundesgesundheitsminister gesorgt. Die Länder sollen nun enger in die Diskussion eingebunden werden, das ist unser gutes Recht. Wir werden weiter für eine auskömmliche Finanzierung und ein patientenfreundliches Gesundheitsangebot vor Ort kämpfen“, versichert Teufel.

Der Austausch endete nach weiteren Diskussionspunkten wie der Behandlungsvielfalt durch Telemedizin, die Verantwortung der Krankenkassen sowie der erfolgreichen Einführung der Landarztquote auf Drängen der CDU-Landtagsfraktion.

 

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