Leserbrief: „Es macht einem regelrecht Angst!“

Leserbrief: „Es macht einem regelrecht Angst!“
Leserbrief: „Es macht einem regelrecht Angst!“

(Symbolbild – Ralph/Pixabay)

Wie lange spielt ein Migrationshintergrund eine Rolle?

Die bevorstehende Bundestagswahl beschäftigt die Menschen in der Region. Bei mir und so manchem Freund, Verwandten oder Bekannten, der einen ähnlichen Hintergrund hat wie ich, waren die letzten Wochen und Monate aber auch geprägt von einem seltsam beklemmenden Gefühl – das ich so gar nicht mehr für möglich gehalten hätte, wenn ich ehrlich bin.

Ich bin ein Kind der zweiten Generation von türkischstämmigen Menschen, die vor vielen Jahren nach Deutschland kamen, hier Arbeit gefunden haben und heimisch wurden, hier Kinder bekommen haben. Ich selbst bin über den Sport, meine gesellschaftlichen Kontakte, meine Arbeit (als Staatsdiener) in die Region hineingewachsen, fühle mich schon lange als Teil von ihr.

Zuletzt werde ich aber immer wieder auf meine Herkunft angesprochen, bei allen möglichen Anlässen. Was viele Jahre keine Rolle spielte – plötzlich scheint es wieder eine zu spielen? Die aktuelle Situation, wie offen politische Entscheidungsträger gebasht werden, wie offen mit demokratiefeindlichen Kräften kokettiert wird, ist sehr beunruhigend und macht einem regelrecht Angst. Mit diesem Gefühl bin ich nicht allein, das spiegeln die genannten Freunde und Bekannten ganz ähnlich.

In Gesprächen mit Menschen, die sich mehr oder weniger offen von Populisten leiten lassen, wird mir dann immer mitgeteilt, dass ich ja nicht gemeint sei, wenn es um Abschiebung oder dergleichen geht. Das ungute Gefühl, das die Diskussionen und Vorschläge zu diesem Thema aufkommen ließen, bleibt dennoch. Erschreckenderweise sind es auch Mitbürger, die wie ich einen Migrationshintergrund haben – und dennoch irgendwo eine Alternative sehen, wo eigentlich doch keine ist.

Ich hoffe, dass meine Herkunft zumindest nach der Wahl wieder weniger eine Rolle spielt als zuletzt. Und ich (wieder) ein Odenwälder mit türkischen Wurzeln sein kann, ohne ungutes Gefühl.

Erkan Satilmis
Adelsheim

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