Historischer Bahnhof saniert

Historischer Bahnhof saniert
Historischer Bahnhof saniert

Unser Bild zeigt (v.li.) Gemeinderat Daniel Kohler, Ortsvorsteher Siegfried Barth, der ehemalige Sanierungsberater Paul Kessler, Ehrenbürger und BM i.R. Ekkehard Brand, BM Thomas Ludwig, Thomas Schließmann, Barbara Schmitt v. Bauamt, Architekt Hans-Jürgen Stetter, Bauamtsleiter Roland Bangert im historischen Treppenhaus des Gebäudes. (Foto: Liane Merkle)

Seckach. (lm) Es war ein langer und steiniger Weg bis zur Einweihung des perfekt sanierten und vollkommen neuem und nachhaltigem Zweck zugeführten ehemaligen Bahnhofsgebäude in Seckach, das seit unglaublichen 158 Jahren das Ortsbild prägt.

Umso strahlender die Gesichter der Festgäste, darunter Ehrenbürger und Bürgermeister i.R. Ekkehard Brand, Investor und Neueigentümer des Gebäudes – Thomas Schließmann, Paul Keßler als langjähriger Sanierungsberater der Gemeinde, Hans-Jürgen Stetter als Architekt für die Sanierung der Außenhaut des Gebäudes, die Gemeinderäte Daniel Kohler und Siefried Barth sowie Roland Bangert und Barbara Schmitt vom Bauamt, die sich auf Einladung von Bürgermeister Thomas Ludwig in dem wunderschön sanierten Gebäude eingefunden hatten.

Doch zunächst ging der Bürgermeister auf die Historie des Bahnhofsgebäudes, der Bahnlinie und ihren Auswirkungen auf das damalige 800-Seelendorf Seckach ein. Demnach waren die Anfänge dem damaligen Pfarrer bereits ein Dorn im Auge gewesen und seine Äußerungen von der Kanzel entsprechend.

Dennoch verläuft die Bahnlinie bis heute direkt hinter der Kirche und zweifelsfrei waren die neuen Verbindungen ab 1866 von Heidelberg nach Würzburg, nach Buchen, Hardheim, Walldürn, Amorbach und Miltenberg ein wirtschaftlicher Segen für Seckach.

Bis weit nach dem 2. Weltkrieg war die Eisenbahn sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr das unumstrittene Verkehrsmittel Nr. 1 in Deutschland und dementsprechend pulsierte auch in Seckach das wirtschaftliche Leben im, am und rund um den Bahnhof.

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Doch mit dem Siegeszug des Autos im Individualverkehr begann ein schleichender Rückgang der Fahrleistungen in allen Beförderungsarten, es wurden viele Strecken stillgelegt und weitere unrentable Infrastruktur aufgegeben. In Seckach betraf das u.a. auch das Empfangsgebäude am Bahnhof.

Nachdem die Post schon im Jahre 1974 ausgezogen war, wurden bahnseitig immer mehr Abfertigungsbefugnisse gestrichen und 1992 schloss mit der Fahrkartenausgabe auch die letzte öffentliche Nutzung dieses schmucken Gebäudes.

Doch die Gemeinde wollte das Gebäude nicht brachliegen lassen und wurde Mieter. Die Räumlichkeiten dienten der Unterbringung von Flüchtlingen, als offener Jugendtreff und man war der Meinung, dass dieses ortsbildprägende Gebäude nicht verkommen sollte. Man wollte ein Negativ-Image der Kommune unbedingt verhindern.

In diesem Zusammenhang beschloss der Gemeinderat, sich im Jahr 2000 dem sog. „Bahnhof-Standorte-Programm“ des damaligen Raumordnungsverband Rhein-Neckar anzuschließen, auf der Suche nach einer zukunftsweisenden Nutzung des Gebäudes, die teils überholt, aber teils auch durchaus interessant klangen.

Doch „wer macht´s und wo kommt das Geld her?“ Mit der zweiten Aufnahme ins Landessanierungsprogramm und zahlreichen guten Maßnahmen in Folge zeichnete sich Hilfe ab, und das Prinzip „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ wurde mustergültig vollzogen wurde.

„Doch das ehemalige Empfangsgebäude blieb eine harte Nuss und das lag insbesondere an seiner Lage und an seinem Zuschnitt: so weist es zwar über 1.000 qm Nutzfläche auf, aber auf vier Ebenen“. Doch die Gemeinde ließ nichts unversucht und hatte tatkräftige Unterstützung von Sanierungsberater Paul Keßler.

Eine städtebauliche Studie für den gesamten südlichen Ortseingang wurde erstellt, 2008 kaufte man die Immobilie nach einem Beschluss von 2003 und begann mit intensiven Marktoffensiven auf der Suche nach einem Investor. Das schien im Sommer 2012 zu fruchten als die Dreger Immobiliengruppe aus Aschaffenburg zusammen mit weiteren Investoren, einer renommierten regionalen Brauerei und einem aufstrebenden Bäcker-/ Catererbetrieb aus einer Nachbarkommune wollten, was an persönlichen Schicksalsschlägen eines Mitstreiters scheiterte.

Inzwischen hatte das Gebäude einiges von seinem Prestige eingebüßt und so entschied der Gemeinderat 2016 mit großer Mehrheit, umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an dem Gebäude vorzunehmen. Wie professionell diese Arbeiten für rd. 400.000 Euro an Dach, Fassade, neuen Fenstern, aber auch im Gebäudeinneren nach Wassereintritt unter Planung und Bauleitung von Architekt Hans-Jürgen Stetter gelungen waren, bestätigte dankbar Thomas Schließmann.

Dieser hatte sein Interesse erstmals 2018 bekundet, und bereits bei der ersten Besichtigung Kompetenz und Einfühlungsvermögen für das historische Gebäude bewiesen, sich aber aufgrund der großen Herausforderung noch ein wenig Bedenkzeit erbat, denn er war in Auerbach gerade mit einem sehr viel kleineren Objekt beschäftigt gewesen.

Andere Interessenten waren mit größerem Mundwerk, aber wenig Tatkraft unterwegs gewesen. Mit der nach langem Suchen gelungenen Neubesetzung der Hausarztpraxis Dr. Helmut Bender durch die Allgemeinärztin Eddy Yamile Ruiz Gonzalez, was nicht ewig im Privathaus ihres Vorgängers möglich war, kam für die Gemeinde die Aufgabe, geeignet Räumlichkeiten in der Größenordnung von etwa 120 – 140 qm – möglichst barrierefrei – zu finden, hinzu.

Als sich Thomas Schließmann im Sommer 2020 wieder meldete, fand er die Idee, im Empfangsgebäude eine Arztpraxis einzurichten, ebenfalls verfolgenswert und plante zusammen mit seinem Architekten Arno Seeber auf der Gleisebene eine gut 145 qm große barrierefreie Arztpraxis und bis ins Dachgeschoss insgesamt acht Wohnungen.

Wie viele bürokratische Hürden noch zu überwinden waren, erstaunte nicht nur die Gemeinde Seckach. Da war zu klären, weshalb laut Deutsche Bahn AG das „Betreten des Bahnsteigs aus dem EG heraus oder über den Bahnsteig in dieses hinein“ nicht gestattet sei oder weshalb für diese Fläche die komplette Verkehrssicherungs-, Räum- und Streupflicht für die Reisenden morgens 4.45 Uhr bis 30 Minuten nach dem letzten Zug, um 1.15 Uhr Thomas Schließmann zuständig sein soll.

Hier dankte der neue Eigentümer des Gebäudes noch einmal der Gemeindeverwaltung, die ihn immer und jederzeit unterstützt und überaus hilfreich zur Seite gestanden habe. So seien alle Hürden letztlich bezwungen worden. Der neue Investor konnte für sein Vorhaben Mittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) beantragen, sie wurden im März 2022 bewilligt, Anfang August 2022 traf dann nach dem ganzen Hickhack mit der Bahn endlich auch die Baugenehmigung ein und im September wurde der notarielle Kaufvertrag geschlossen.

Bereits zwei Monate später begann der Bauherr mit dem Entrümpeln des Gebäudes und ab Anfang 2023 rückten nach und nach seine Handwerker für den Innenausbau an. Abgesehen von Restarbeiten war bis Ende 2023 schon so gut wie alles fertig und Eddy Yamile Ruiz Gonzalez hätte im Dezember umziehen können, aber es fehlte noch der Telekom-/ Internetanschluss und die Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung für den Umzug der Praxis von der Hinteren Gasse in die Bahnhofstraße.

Für so etwas ist eine Präsenzsitzung des zuständigen Zulassungsausschusses erforderlich, doch diese findet nur vier Mal im Jahr statt und fiel zusammen mit der Ankündigung Telekom am Aschermittwoch. Danach wagte die Medizinerin den Umzug und kann seitdem in den neuen, geräumigen, barrierefreien und verkehrstechnisch ideal gelegenen Praxisräumen im Bahnhof praktizieren.

Mit einem nochmaligen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, dass man sich in Seckach nach einer sehr problembehafteten Zeit darüber freuen kann, zwei große örtliche Herausforderungen endlich erfolgreich gemeistert haben, wurde das historische Bahnhofsgebäude offiziell seiner neuen Bestimmung übergeben.

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