(Foto: Gianluca Manzi)
Arbeitsplan für 2026 beschlossen
Dittigheim. (pm) Zur vierten Delegiertenversammlung der IG Metall Tauberbischofsheim kamen 43 Delegierte aus Betrieben des Main-Tauber-Kreises und des Neckar-Odenwald-Kreises in der Turnhalle Dittigheim zusammen. Die Delegierten aus den Betrieben entscheiden über zentrale Weichenstellungen der IG Metall Tauberbischofsheim.
Finanzlage und Mitgliederentwicklung
In seinem Geschäftsbericht stellte Harald Gans die finanzielle Situation der Geschäftsstelle als stabil dar. Die Finanzen könnten sich sehen lassen, ebenso der Arbeits- und Geschäftsplan für das Jahr 2026, der bereits mit dem Ortsvorstand, der Bezirksleitung Baden-Württemberg und dem Vorstand der IG Metall abgestimmt und genehmigt wurde.
Kritischer falle hingegen der Blick auf die Mitgliederentwicklung aus. Austritte seien häufig die Folge von Betriebsschließungen und Personalabbau. Zudem verliere die IG Metall langjährige Mitglieder der sogenannten Boomer-Jahrgänge durch Renteneintritt, Betriebswechsel oder auch durch Todesfälle. Die derzeitigen Neuaufnahmen könnten diese Entwicklung noch nicht vollständig ausgleichen, auch wenn sie sich insgesamt positiv entwickelten.
Erfolgreiche Jugendarbeit
Gianluca Manzi, Gewerkschaftssekretär mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit, berichtete von einer erfolgreichen Arbeit mit jungen Mitgliedern. Insbesondere Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr seien sehr gut organisiert. Der Ortsjugendausschuss habe bereits die Jahresplanung für 2026 beschlossen, die sich unter anderem mit Betriebsrats- und JAV-Wahlen, dem Azubi-Cup sowie Begrüßungsrunden für neue Auszubildende befasse. Die Zusammenarbeit mit der Jugend mache große Freude, da sich die Auszubildenden engagiert und aktiv einbrächten, so Manzi.
Tarifpolitik in den Betrieben
Im Bereich der Tarifpolitik berichteten die zuständigen Betriebsbetreuer aus verschiedenen Betrieben der Region. Der Werkzeugbau in Walldürn sei eng an das Unternehmen huaju alutech in Neckarsulm angebunden, das wiederum teilweise zu Rheinmetall gehöre. Die geplante Veräußerung der Fahrzeugsparte durch Rheinmetall betreffe auch den Standort Walldürn. Die Beschäftigten hätten in einer Mittagspause deutlich gemacht, dass sie sich nicht ohne Perspektive verkaufen lassen wollten und forderten vom Eigentümer klare Aussagen zur Zukunft.
Bei Eirich in Hardheim befinde man sich in der achten Verhandlungsrunde zu einem Zukunftstarifvertrag auf der Zielgeraden. Ziel sei es, sich möglichst nah an den Flächentarifen zu orientieren. Über konkrete Inhalte der Verhandlungen wolle man erst nach Abschluss und in Abstimmung mit den Mitgliedern informieren.
Abonnieren Sie kostenlos unseren NOKZEIT-KANAL auf Whatsapp.
Bei Magna Spiegel habe der Arbeitgeber tarifliche Abweichungen sowie eine deutliche Reduzierung der jährlichen Sonderzahlungen gefordert. Betriebsrat und IG Metall ließen die wirtschaftliche Situation derzeit durch einen Berater prüfen. Im Januar sollen die Mitglieder über die Ergebnisse informiert und in die Entscheidung über das weitere Vorgehen einbezogen werden.
Für die Holz- und Kunststoffindustrie stehe der Zeitplan für die kommenden Flächentarifverhandlungen fest. Im Januar treten Arbeitgeberverband und IG Metall in die dritte Verhandlungsrunde ein. Die Mitglieder haben eine Forderung von fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt beschlossen.
Für Leiharbeitsbeschäftigte gilt ab dem 01. Januar 2026 ein neuer Entgelttarifvertrag, der zwischen der DGB-Tarifgemeinschaft und dem Gesamtverband der Personaldienstleister vereinbart wurde. In mehreren Stufen steigen die Entgelte bis April 2027 deutlich an. Auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie der Mitgliedervorteil erhöhen sich entsprechend.
Betriebspolitische Herausforderungen
In der Betriebspolitik wurde über die erneute Insolvenz der Firma Ruppel berichtet, bei der die Produktion bereits Ende November eingestellt wurde. Viele Mitglieder seien bereits bei der Arbeitsagentur gemeldet und würden weiterhin von der IG Metall betreut, etwa bei Fragen zu Weihnachtsgeld oder Insolvenzforderungen.
Bei Magna PT in Rosenberg bleibe die Situation angespannt. Der Eigentümer wolle den Standort weiterhin verkaufen, ein Interessent sei vorhanden. Für die Beschäftigten bedeute dies eine anhaltende Unsicherheit. Unklar sei, ob ein möglicher Verkauf tatsächlich zu einer nachhaltigen Verbesserung der Auftragslage führe. Vor diesem Hintergrund forderten die Beschäftigten die Anerkennung des bestehenden Sozialplans für den Fall weiterer Entlassungen oder einer möglichen Betriebsschließung sowie zusätzliche freiwillige Programme zum Abbau des Personalüberhangs. Die Verhandlungen gestalteten sich laut Gewerkschaftssekretärin Birgit Adam schwierig und langwierig.
Entlastung und Vorbereitung der Betriebsratswahlen
Nach der Aussprache zu den Berichten bescheinigte die Revision der Geschäftsführung und dem Ortsvorstand eine ordnungsgemäße Kassenführung. Beide Gremien wurden einstimmig entlastet.
Im Frühjahr 2026 finden die turnusmäßigen Betriebsratswahlen statt. Die Geschäftsstelle Tauberbischofsheim hat hierfür mehrere Veranstaltungen geplant. Den Auftakt bildete ein Workshop für potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten im Dezember 2025. In den kommenden Monaten folgen weitere Informations- und Schulungsveranstaltungen sowie Seminare zur Einführung in die Betriebsratsarbeit.
Arbeitsplan 2026 und politisches Engagement
Harald Gans und Antonio Caliendo stellten den Arbeitsplan der Geschäftsstelle für 2026 vor. Dieser umfasst unter anderem Themen wie Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliedergewinnung, politische Arbeit sowie die anstehenden Betriebsrats-, JAV- und Schwerbehindertenwahlen. Alle Themen stünden unter dem Eindruck schwieriger betrieblicher Rahmenbedingungen. In vielen Industriebetrieben in Baden-Württemberg verschärfe sich der Ton zwischen Arbeitgebern und Interessenvertretungen, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen gerieten zunehmend unter Druck. Die IG Metall Baden-Württemberg habe daher einen Aktionsplan aufgelegt, um sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen und guten Arbeitsbedingungen einzusetzen. Die Delegiertenversammlung unterstützte diese Initiative mit einem gemeinsamen Bekenntnis.
Ralf Latterner, Betriebsratsvorsitzender bei Grammer in Hardheim, und Birgit Adam berichteten zudem über die sozialpolitische Offensive der IG Metall. Sie betonten die Bedeutung politischen Engagements für den Erhalt von Arbeitsplätzen, sozialer Sicherheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Die IG Metall setze sich unter anderem für eine faire Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen, eine solidarische Finanzierung der Sozialsysteme, den Erhalt der abschlagsfreien Rente nach 45 Versicherungsjahren, eine armutsfeste Pflegeabsicherung, bessere Unterstützung pflegender Angehöriger sowie für einen gleichberechtigten Zugang zur medizinischen Versorgung unabhängig vom Einkommen ein.
Auszeichnungen und Dank
Wie in jedem Jahr wurde der Pokal für die stärkste Mitgliedergewinnung vergeben. Den ersten Platz belegte erneut die Firma Mafi aus Tauberbischofsheim, gefolgt von Ersa aus Wertheim und Weinig aus Tauberbischofsheim. Antonio Caliendo dankte den Betriebsräten und Vertrauensleuten für ihr großes Engagement. Besonders hervorgehoben wurde auch der Betriebsratsvorsitzende Andreas Rehberger vom Werkzeugbau Walldürn, der bei einem Organisationsgrad von 90 Prozent kaum noch Potenzial für weitere Mitgliedergewinne habe.
Zum Abschluss bedankte sich Harald Gans im Namen der Geschäftsstelle und des Ortsvorstandes für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr und wünschte den Teilnehmenden eine frohe Weihnachtszeit sowie einen erfolgreichen Start ins Jahr 2026.
