Ella Schneider wird als gierige Nymphe Kalypso von „Infinity“ umschwärmt. (Foto: Sophia Scheuermann)
Altheim. (bt) Die letzte Vorstellung des „Sehr komischen Musicals – Odysseus“ war am Sonntag in Altheim in der Kirnauhalle. Es war eine großartiger Abend – nicht zuletzt auch deshalb weil die Darsteller, der Chor und die Musiker noch einmal mit großem Engagement alles gegeben haben. Die Anspannung war dahin und viele Szenen wurden durch die klassischen Slapsticks, die sich die Darsteller in der letzten Vorstellung herausnehmen, noch überzeichnet. In der finalen Szene, bei der die Bewerber sich durch das Spannen des Bogens beweisen müssen… machte es „Knack“ und der Bogen war hinüber. Da blieb dem Odysseus nur noch das lässige Umwickeln des Restes, um zu beweisen, dass er der einzig Wahre sei.
Und das geschah kurz nachdem sein Zwillingsbruder gerade als zweiter Odysseus die Szene gestört hatte. „Wer? Ich?“ „Ich bin`s – Odysseus!“ „Nein ich.“ Selbst der Erzähler Harald Pönitz nahm das „Doppelte Lottchen“ in den Text mit auf: „Hatte nicht Athene ihn als zwei Odyssen verkleidet….“. Für Kalypso, die fünf Prachtexemplare aus den Chören mehr oder weniger wohlwollend inspizierte, rissen sich die Breakdancegruppe „Infinity“ sogar die T-Shirts vom Leib.
50 Mitspieler in Band und Orchester konnten ihre Musik schon wie im Schlaf spielen. Holger Ams, musikalische Leitung, hatte sie alle im Griff – egal ob mit oder ohne Sonnenbrillen. Auch Christian Roos, Komponist des Musicals, folgte seinem „Takt“ – am Flügel. Während Odysseus in den Hades geschickt wurde leuchteten sogar rote und grüne Teufelshörner aus dem Orchester heraus. Damit wurde der furiose rote Lichteindruck noch verstärkt.
In der letzten von insgesamt sechs Vorstellungen (Buchen und Altheim) machten die knapp 140 Künstler der Region aus dem „Komischen Musical“ das „sehr“ komische Musical“. Bichan Maschajechi, Regie, Schöpfer des Wortes und Bühnenbild, erlebte, das was er ein Jahr lang mit dem Ensemble trainiert hatte, eine völlig entfesselte und selbstsichere Bande, die die klassische Geschichte der Odyssee als Video-Abend der Götter aufführten.
Christian Roos verzauberte die Zuhörer mit einer unglaublich vielseitigen Komposition. Eine Ouvertüre mit Gänsehautfaktor, zarte Harfenklänge werden abgelöst von diabolischen Trommeleinlagen. Kalypsos Auftritt ist eine Explosion an Rhythmus, den die Turbo-Street-Danzer „Infinity“ mit ihrer sagenhaften Tanzeinlage mehr als adäquat unterstreichen. Das Solo der Bewerberin „Männer taugen gar nichts!“ führt musikalisch in die Welt der Operette. Die Götter im Olymp sind „Supergötter“ selbstverliebt und frech unterwegs. „Nektar und Ambrosia“ hängt ihnen zum Halse heraus.
Jede Nummer hatte seinen eigenen Reiz und oft luden sie zum Mittanzen ein – was auch immer während der Vorstellung geschah. Nicht nur vor dem Publikum, sondern auch durch die pausierenden Ensemblemitglieder, die die Musik hinter dem Vorhang aus vollen Zügen genossen. Sicher war es eine polarisierende und provozierende Art ein Musical aufzuführen.
Die Joseph-Martin-Kraus-Musikschule hat es damit wieder einmal geschafft, in einer eigenen Produktion mit einem Gemeinschaftsgefühl, das von acht bis knapp 80 reichte, etwas total Neues aufzuführen. Michael Wüst, Leiter der Buchener Musikschule, verantwortet die beiden Männerchöre Cantus M Buchen und MGV Sängerbund Altheim, die stimmgewaltig über der Szene wachten. Es war ein gelungenes Zusammenspiel voller Ironie, das mit frenetischem Applaus belohnt wurde.
„Infinity“ setzte mit einer finalen Zugabe das I-Tüpfelchen, bevor alle die Installation der Bühne wieder aufräumten. „Ende gut alles gut.“ so kann ich als Göttin, die vom Olymp aus des Geschehen betrachten und gestalten dufte, darüber auch berichten. Viele haben hinter und vor den Kulissen mitgewirkt. Vom Schminkteamm bis zur Technik. Auf- und Abbau gehörte auch zur Teamleistung. Der schönste Dank war das Lob des Publikums mit dem alle am Sonntagabend nach Hause gehen konnten.
Ensemble am Sonntag: Erzähler: Herbert Pönitz, Odysseus (Mathias Grollmuss und unerwartetes Double: Martin Grollmuss), Penelope: Theresa Noe, Telemach: Maria Nafz, Nymphe Kalypso: Ella Schneider, Bewerberin: Sarah Pfannenschwarz, Bewerber: Arian Golic, Leo-Hubert Kappes, Christian Jahraus, Zyklop Polyphem: Christine Roos, Mentor Athene: Ann-Christine Ferschel, Theiresias: Katalina Feldmann Ahlbory, Sirenen: Sonja Ehrenfried, Emma Gremminger, Chiara-Sophie Heinrichs, Anna Hemberger, Nicole Hornig, Lea Knaus, Luca-Miskovic, Luisa Reichert, Laura Roos, Julia Blank, Lisanne Hololka, Marie Kunsmann, Götter: Arian Golic (Hermes), Justus Röderer (Aiolos), Josephine Philipp, Andrea Scheuermann, Beate Tomann (Poseidon).
Orchester, Band und die Männer Chöre Cantus M Buchen / MGV Sängerbund Altheim harren der Dinge, die da kommen sollten. (Foto: Tomann)