Pilotprojekt des Landkreises mit dem Fraunhofer Institut in Alzenau geplant
Landrat Reinhard Frank (rechts) war zusammen mit Vertretern des Landratsamtes in der Fraunhofer Projektgruppe IWKS in Alzenau, um eine mögliche Zusammenarbeit beim Recycling von Elektroschrott zu erörtern. (Foto: mtk)
Main-Tauber-Kreis. (mtk) Ressourcenknappheit ist ein zentrales Thema für die globale wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung geworden. Die Rohstoffe für die Herstellung liebgewonnener Elektronik wie beispielsweise Smartphones werden knapper und dadurch immer teurer. Wie können diese sogenannten Seltenerd-Metalle oder auch Gewürzmetalle recycelt werden? Dieser Frage widmete sich ein Gespräch mit Vertretern des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis mit der Führungsspitze der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Alzenau.
Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung in Würzburg, Prof. Dr. Gerhard Sextl, hat im Frühjahr im Rahmen eines Wirtschaftsgespräches, das die Wirtschaftsförderung des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis organisiert hatte, einen Vortrag zum Thema „Künftige Energiequellen“ gehalten. Inspiriert von Sextls Ausführungen hat Landrat Reinhard Frank einen Besuch in der Fraunhofer-Projektgruppe in Alzenau initiiert, um eine mögliche Zusammenarbeit zu erörtern. „Wir möchten Türöffner und Vorreiter beim Einsammeln und Recyceln sein“, erklärte Landrat Frank. „Warum sammeln wir nicht einfach den wertvollen Elektronikabfall, organisiert durch unseren Abfallwirtschaftsbetrieb?“, fragte Frank.
Im bayerischen Alzenau und dem benachbarten Hanau in Hessen befasst sich eine Forschergruppe der Fraunhofer-Projektgruppe mit dem Thema „Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie“. Gefördert wird der Aufbau der Projektgruppe durch die bayerische Staatsregierung und die hessische Landesregierung für einen Zeitraum von fünf Jahren.
„Aus einer Tonne Stein einer guten Goldmine lässt sich rund ein Gramm Gold gewinnen. Aus einer Tonne Elektronikschrott hingegen kann man 100 Gramm Gold recyceln“, sagte Prof. Dr. Sextl. Unter dem Schlagwort Recycling 2.0 fasste Sextl die verschiedenen neuen Wege der Rückgewinnung von wertvollen Rohstoffen zusammen. Die Forscher haben sich in sechs große Themenfelder aufgeteilt. In Alzenau geht es um Biowerkstoffe, Lebensmittel, Elektrik, Elektronik sowie Schlacken, Schlämme und Deponien. Im hessischen Hanau dreht sich die Forschung um Magnetwerkstoffe, Magnetische Kühlung und Energiesysteme und Beleuchtung beziehungsweise leuchtende Materialien.
„Derzeit gehen wir im optimalen Fall auf die kommunalen Recyclinghöfe und bringen unsere defekten oder ausgebrauchten Elektronikgeräte zurück. Leider landet aber noch zu viel wertvoller Schrott in der grauen Tonne“, erläuterte der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes Main-Tauber-Kreis, Dr. Walter Scheckenbach. Derzeit werden rund acht Kilogramm Elektroschrott pro Kopf und Jahr im Main-Tauber-Kreis eingesammelt. Ziel der Landesregierung ist es, dass in Zukunft 17 bis 19 Kilogramm pro Kopf gesammelt werden.
Wie viel Elektronikschrott tatsächlich im Restmüll landet, soll durch eine Restmüllanalyse festgestellt werden. Durchgeführt werden soll die Analyse von Wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten der Fraunhofer-Projektgruppe. Kommt die Analyse zu dem Ergebnis, dass tatsächlich noch viel Elektronikschrott im Hausmüll entsorgt wird, könnte man beispielsweise die blaue Tonne, mit der im Main-Tauber-Kreis das Altpapier gesammelt wird, auch als Sortiergefäß für den Elektronikschrott verwenden. „Nachdem das Papier die Tonne nicht verschmutzt, könnte man einen Tag nach dem Einsammeln des Altpapieres die Tonne mit Elektroschrott befüllen und abholen lassen“, erklärte Dr. Scheckenbach.
Parallel zur Analyse des Restmülls soll eine Projektskizze erstellt werden. „Es wäre ein zukunftsweisender Schritt, wenn der Main-Tauber-Kreis in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Projektgruppe im Bereich Recycling eine Vorreiterrolle einnehmen könnte“, erklärte Landrat Frank in dem Gespräch.
„Was wir heute machen ist schon gut, aber unsere nächste Generation wird viel besser recyceln“, stellte Prof. Dr. Sextl fest und gab Landrat Reinhard Frank mit auf den Weg, dass Elektronikschrott, der heute noch nicht aufgearbeitet werden kann, separat deponiert werden sollte, damit die nächste Generation auf die wertvollen Rohstoffe besser zugreifen kann. „Schreddern ist das schlechteste, was man machen kann, weil der Aufwand damit extrem hoch wird, daraus noch die Wertstoffe zu separieren“, erläuterte Sextl abschließend.