Tariflohn erst in sieben Jahren

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Erst nach Warnstreiks der IG Metall war die Unternehmensleitung zu Zugeständnissen bereit. (Symbolbild – Bruno/Pixabay)

AZO GPC und IG Metall einigten sich Tarifvertrag

Osterburken. (pm) Seit Monaten verhandelten der Betrieb AZO Global Product Center in Osterburken mit der IG Metall in Tauberbischofsheim über einen Tarifvertrag für die rund 220 Beschäftigten. Am Mittwoch letzter Woche wurde nach Aktionen und Warnstreik ein Ergebnis erzielt.

Die AZO GmbH & Co KG hatte Anfang des Jahres die Produktion und angegliederte Abteilungen ausgegliedert in eine eigene AZO Global Product Center GmbH & Co KG. Damit waren die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten nicht mehr per Tarifvertrag geregelt.

Bereits im Zuge des Betriebsübergangs diskutierten die IG Metall-Mitglieder immer wieder die Frage des Tarifvertrages und so starteten am 27. März 2023 die Tarifverhandlungen. Die Forderungen der IG Metall (IGM) waren „Heranführung an 100 Prozent Fläche der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg“.

Die Verhandlungen verhärteten sich beim Thema der Entgeltheranführung. Während der Arbeitgeber stets eine Heranführung nur an 90 Prozent der Flächenentgelte über viele Jahre verteidigte, verfolgte die IG Metall das Ziel der 100 Prozent Entgeltlinie der Fläche Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. „Es war sehr schwierig, diesen Knoten zu lösen. Unseren Mitgliedern war es aber wichtig, die 100 Prozent realistisch erreichen zu können.“

Als nach neun Verhandlungsrunden immer noch keine Annäherung in Sicht war, rief die IG Metall zunächst während der Mittagspause zu einer Aktion direkt vor dem Werkstor auf. Die Rosenberger Straße wurde halbseitig gesperrt, die Beschäftigten konnten sich mit Grillwürstchen und Getränk zur Mittagspause einfinden. In zwei Kundgebungen berichtete Birgit Adam von der IG Metall über den Stand der Verhandlungen und die Beschäftigten machten ihrem Unmut Luft.

Aber auch der anschließende 10. Juli brachte noch nicht die erhoffte Bewegung in den Verhandlungen und so rief die IG Metall am Dienstag, den 18. Juli, um 11.00 Uhr zum Warnstreik auf. Für diesen Tag stand ab 11.00 Uhr die Produktion.
Direkt vor den Toren der Geschäftsführungsbüros forderten die Streikenden 100 Prozent Fläche. „Die Zeit war reif, die Beschäftigten wollten endlich Ergebnisse sehen und folgten bereitwillig dem Aufruf“, schaut Adam zurück.

Am Mittwoch wurde dann verhandelt bis spät in die Nacht. Um ca. 2.00 Uhr war die Einigung erzielt. Bis in spätestens sieben Jahren, bis zum 01. Juli 2030, werden die Mitglieder das AZO Global Product Center GmbH & Co. KG bei den Entgelten auf 100 Prozent Fläche angekommen sein.

„Den Mitgliedern war klar, dass AZO nicht auf einen Schlag die 100 Prozent zahlen kann, aber mit diesem Tarifergebnis gibt es eine klare Regelung für die Heranführung, jedes Jahr wird es nach komplexer Formel mehr Geld geben und so wird man in sieben Jahren bei der dann geltenden Fläche angekommen sein, beim Leistungsentgelt übrigens schon 2027.

Die Heranführung ist damit planbar für die Beschäftigten und auch für den Arbeitgeber“, so die Verhandlungsführerin der IG Metall. Neben dem Thema Entgelt wurden weitere Themen geklärt und geregelt: Arbeitszeit, Altersverdienstsicherung, Krankengeldzuschuss, zuschlagspflichtige Arbeitszeit, Rufbereitschaft, Beschäftigungssicherungselemente mit Arbeitszeitreduzierung mit und ohne Aufstockung, Urlaubsabkommen, Einmalzahlung des T-Zug, Weihnachtsgeld, Tarifvertrag zur Leiharbeit und Mobiles Arbeiten, sowie der Schutz der IG Metall Vertrauensleute.

„Nicht erreichen konnten wir die Altersteilzeit und auch auf die Einmalzahlung des Trafobausteins müssen wir zukünftig verzichten. Und nicht in allen Punkten haben wir 100 % unserer Forderung erreicht. Aber alles in allem sind wir mit diesem Paket der Fläche einen großen Schritt nähergekommen. Jetzt lag die letzte Entscheidung bei den Mitgliedern“, bestätigt Adam.

Am Dienstag waren die Mitglieder nun eingeladen, sich das Ergebnis anzuschauen und über Annahme bzw. Ablehnung abzustimmen. Eine Ablehnung hätte sicherlich einen harten Arbeitskampf mit weiteren Warnstreiks bis zu einem möglichen Erzwingungsstreik bedeutet.

„Aber es kam anders“, berichtet Christian Gehrig, Betriebsratsvorsitzender und Tarifkommissionsmitglied bei AZO „Die Mitglieder waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Sie haben schnell verstanden, dass der Gewinn deutlich größer ist als der Verlust und so gab es eine hohe Zustimmung zu dem Ergebnis und viel Lob für unsere Arbeit.“

Einige konnten dem Ergebnis nicht zustimmen und kritisierten, dass es keine Regelung zur Altersteilzeit gibt. „Das ist soweit vollkommen in Ordnung. Wir haben eine gute Altersteilzeitregelung nicht durchsetzen können. Ein Kompromiss, der an dieser Stelle auch weh tut“, bestätigt Adam.

Insgesamt sei man aber zufrieden mit dem Ergebnis und freue sich darüber, dass Arbeitgeber und Verhandlungskommission doch noch zueinander gefunden habe. „Jetzt sind noch ein paar Nacharbeiten zu erledigen und dann können Arbeitgeber, Betriebsrat und Beschäftigte sich auch wieder dem Tagesgeschäft widmen.

Die Beschäftigten tun dieses in der Gewissheit, bei einem modernen Arbeitgeber zu arbeiten, bei dem es in absehbarer Zeit möglich ist, 100 Prozent der Fläche der Metall- und Elektroindustrie zu verdienen“ resümiert Adam von der IG Metall Tauberbischofsheim.

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