(Grafik: ES)
von Diakon Manfred Leitheim (Pfarrgemeinde MOSE)
Im Juni bei einer Wanderung im Erzgebirge hatte mein Freund Martin glücklicherweise eine Wander-App auf seinem Handy. Wir hatten uns verlaufen und im strömenden, eiskalten Regen wohl nicht den Weg auf den Fichtelberg gefunden. – Jetzt ist Heilige Nacht. Wir sind wieder auf dem Weg, haben „Tür und Tor“ sind weit auf gemacht für den Herrn der Herrlichkeit, der möchte bei uns einziehen, möchte uns sein Heil und sein Leben bringen.
Mit allen Hoffnungen, mit Wünschen und mit aller Sehnsucht, die wir in diesen Tagen mit uns tragen, dürfen wir zur Krippe kommen und in Gottes menschliches Antlitz schauen. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Stimmung – irgendwie feierlich. „Alle Jahre wieder“ bereiten wir uns auf Weihnachten vor – jetzt ist Weihnachten.
Ich habe mir so ein App für Wandertouren gewünscht. Eigentlich müsste es überall von den Kanzeln der Gotteshäuser wie ein „Navigationsgerät“ tönen: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Was aber war noch mal das Ziel? Worauf haben wir uns im Advent vorbereitet? Welche Zielkoordinaten haben wir eingegeben, wenn das hier heute Abend das Ziel sein soll? Oder haben wir uns wieder mal verlaufen? Werden wir auch in diesem Jahr an Weihnachten nicht dort angekommen sein, wonach wir uns sehnen?
Die Trauernden werden heute umso mehr trauern, die Verlassenen sich noch einsamer fühlen, die von ihrer Familie Enttäuschten noch enttäuschter sein, die in Traditionen Erstarrten noch frostiger und die Coolen, die Lässigen noch oberflächlicher … vielleicht, aber das muss nicht immer so bleiben.
Wir dürfen jederzeit umkehren und das Ziel unserer Hoffnung neu eingeben. Auch heute Abend lädt Gott uns ein, wir sollen uns ganz auf ihn, seinen Frieden, sein Heil einlassen. Vielleicht verzögert sich unsere Ankunft dadurch um ein paar Minuten, Stunden, Tage, Jahre, vielleicht – ja fast um eine Ewigkeit. Aber die Richtung stimmt. Da könnt ihr eurem soliden, wenn auch in zweitausend Jahren etwas angestaubtem „Navi“, das sich Kirche nennt, ruhig vertrauen: „Der Himmel ist offen.“