Volkhard Menzel berichtete in den Neckar-Odenwald-Werkstätten über seine Arbeit als Genesungsbegleiter. Rehabilitation war ein wichtiges Thema in Menzels Vortrag. (Foto: Andreas Lang)
Johannes-Diakonie war Gastgeberin des „Recovery College“
Mosbach. (pm) Bei der jüngsten Veranstaltung des „Recovery College“ stand Volkhard Menzel mit seinem ungewöhnlichen Lebensweg im Mittelpunkt. Der Mosbacher arbeitet als Genesungsbegleiter Ex-In am Klinikum Weinsberg, wobei „Ex-In“ für „experienced involvment“ steht.
Der englische Ausdruck beschreibt die Beteiligung von krankheitserfahrenen Personen an der Behandlung. Auch Volkhard Menzel hilft psychisch erkrankten Menschen, nachdem er selbst wegen einer psychischen Erkrankung immer wieder Klinikaufenthalte und Rehabilitationen durchlaufen hatte.
Im Vortrag stellte er den rund 50 Zuhörenden nicht nur seinen Beruf vor, sondern machte Betroffenen auch Mut. Gastgeber waren die Neckar-Odenwald-Werkstätten der Johannes-Diakonie, in denen Menschen mit psychischer Erkrankung arbeiten.
Lena Schell vom Begleitenden Dienst der Neckar-Odenwald-Werkstätten informierte zunächst über die Idee des „Recovery College“. Dieses Konzept beinhaltet Lern- und Austauschmöglichkeiten zu Themen der psychischen Gesundheit und ist in Form des „Recovery College NOK“ auch in der Region präsent. Wesentlicher Teil des Konzeptes sind Erfahrungsberichte von Menschen mit Krankheitserfahrung.
Im Rahmen der Vortragsreihe „Was der Seele gut tut“ des „Recovery College NOK“ berichtete Volkhard Menzel von seinen Erfahrungen. Als junger Mensch erlebte er eine erste schwere Phase seiner schizoaffektiven Erkrankung inklusive eines ersten mehrmonatigen Klinikaufenthalts.
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Unterbrochen von relativ stabilen Phasen folgten zwei weitere Klinikaufenthalte in den Jahren danach. Diese seien für ihn „die Hölle“ gewesen, berichtete Menzel. Dennoch verlor er weder die Hoffnung, noch seinen Humor, „ganz wichtig für die Rehabilitation, denn Lachen ist die beste Medizin.“
Dank einer guten Behandlung und eines stabilen Umfeldes mit Familie und Freunden habe er den Weg aus der Krise und Schritt für Schritt zurück ins Leben gefunden. Besonders schön sei es gewesen, nach Jahren wieder eine eigene Wohnung zu beziehen, berichtet Menzel. „Das hat in mir richtig Euphorie ausgelöst.“
Doch Volkhard Menzel brachte nicht nur die Geschichte seiner erfolgreichen Behandlung mit, sondern berichtete auch, wie ihm der Sprung auf den Arbeitsmarkt gelang und eine neue Aufgabe erwuchs.
Er absolvierte die Ausbildung zum Genesungsbegleiter und arbeitet seit 2020 in dieser Funktion am Zentrum für Psychiatrie in Weinsberg, begleitet Patienten zu Therapiestunden, informiert und hört zu. „Mein Vorteil ist: Ich weiß, wie es den Patienten geht“, erklärte Menzel. „Das schätzen die behandelnden Fachleute sehr.“
Allen von psychischer Erkrankung betroffenen Menschen riet Menzel in seinem Vortrag, positiv zu bleiben und den Blick nach vorne zu richten. Er habe die Erfahrung gemacht: „Die Erkrankung ist kein Ende, sondern ein Neuanfang.“