Die 4a der Grundschule Obrigheim. (Foto: pm)
„Hou!“ – Dialektstunde in “Owweringe” begeistert Grundschüler
Von Isabell Arnstein.
Obrigheim. Eine ganz besondere Deutschstunde erlebten die Viertklässler der Grundschule Obrigheim, oder wie man im Dialekt sagt: „in Owweringe“. Im Rahmen eines vom Heimatverein Obrigheim vermittelten Workshops zum Thema „Unser Dialekt – wo kommt er her und wie hört er sich an?“ brachte die bekannte Dialektsprecherin Heidrun Eyermann den Kindern ihre sprachliche Heimat näher – mit Witz, Herz und viel Lokalkolorit. Verkleidet als “Schorsch“ ging es als erstes um “De owwerische Gruß” und warum man sich hier mit “Hou!” begrüßt. Sie hatte sofort die Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer.
Unterstützt wurde Eyermann dabei von einem kleinen Team aus Sprachliebhabern, das den Kindern nicht nur die Besonderheiten des “Owwerischer Dialekts” näherbrachte, sondern auch deren Bedeutung für Identität und kulturelles Selbstbewusstsein. Hans Slama, der Initiator des überregionalen Mundartwegs, bei dem auch Obrigheim, Asbach und Mörtelstein eigene Mundartstationen haben und Dr. Isabell Arnstein, Sprachwissenschaftlerin aus Buchen, die das pädagogische Grundgerüst an diesem Vormittag lieferte.
„Unser Sprooch isch gar net sou schwer zu versteh´“, betonte Eyermann. “Im Gegedail, wer en Dialekt schwetze kann, der hot e „Zusatzqualifikation“, er isch mehrsproochich unn driewernaus isch doch des e Bewahre unn Weidergewwe, e Pfleg vun Kultur.” Dass es besser ist, mehr Wörter als weniger zu kennen, das leuchtete den Kindern schnell ein. Dies trifft auf die eigene Mundart genauso zu wie auf Kenntnisse in einer anderen Muttersprache, die manche Kinder auch gut in dieser Deutschstunde einbringen konnten.
Vereinzelt kannten die Kinder noch ein paar Begriffe aus ihrem Obrigheimer Dialektgebiet, aber weit wichtiger ist das geweckte Interesse durch diese Workshops, denn die Schülerinnen und Schüler kamen aus dem Fragen gar nicht mehr heraus. “Biwwele, Hingele, Gais, Mus, Haffe, Kees, Gaul, Gutsel, Kärsche, …” selten oder noch nie gehörte Wörter für die Kinder, die im Rahmen des Workshops kultur- und sprachhistorisch den Kindern auf spielerische Art nahe gebracht wurden.
Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, den Kindern zu vermitteln, dass Mehrsprachigkeit – ob Dialekt, Hochdeutsch oder Fremdsprache – ein Gewinn ist. „Wer Dialekt spricht oder zumindest kennt, hat ein feineres Sprachgefühl und kann mir Sprache oft besser umgehen.“, schloss Dr. Arnstein die Stunde und ermutigte, die “Ohren offen zu halten” für neue Wörter, die man vielleicht in seinen Wortschatz aufnehmen möchte.
Die Veranstaltung reiht sich in eine Serie von passgenauem Unterricht zum ortseigenen Dialekt an Grundschulen im ländlichen Raum ein, die im aktuellen Schuljahr an einigen Grundschulen im Neckar-Odenwald- und Main-Tauber-Kreis stattfinden können. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg fördert im Rahmen des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum das Projekt. Möglich gemacht wurde die Veranstaltung darüber hinaus auch durch die Bürgerstiftung Mosbach.

Die 4b der Grundschule Obrigheim mit Klassenlehrerin Saskia Bernhard. (Foto: pm)
