Regionalbahntakt Lauda – Osterburken bleibt

Den Vertrag zur Verstetigung des Regionalbahn-Stundentakts unterzeichneten (sitzend, 2. bis 4. von links) Landrat Christoph Schauder (Main-Tauber-Kreis), Verkehrsminister Winfried Hermann und Landrat Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis), flankiert von MdB Nina Warken und Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. Mit ihnen freuten sich weitere Landtagsabgeordnete, die Bürgermeister der Kommunen an der Bahnstrecke sowie Vertreter der Bürgerinitiative „Frankenbahn für Alle“. (Foto: Christoph Obel)

Verkehrsministerium und Landkreise unterzeichnen Vereinbarung

 Boxberg. (pm) Verkehrsminister Winfried Hermann sowie die beiden Landräte Christoph Schauder (Main-Tauber-Kreis) und Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis) haben am Mittwoch in Boxberg den Vertrag für die Verstetigung des Probebetriebs unterzeichnet.

Der bisherige zeitlich befristete Betrieb des Regionalbahn-Stundentakts auf der Frankenbahn zwischen Lauda und Osterburken wird zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 in einen dauerhaften Regelbetrieb überführt. Auf diese Lösung hatten sich das Verkehrsministerium Baden-Württemberg und die beiden Landkreise im März grundsätzlich geeinigt.

Inzwischen haben beide Kreistage der Mitfinanzierung zugestimmt. Darüber hinaus wurde vereinbart, die Modernisierung der Bahnstationen schnell voranzubringen.

An der Vertragsunterzeichnung nahmen außerdem Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, die Bundestagsabgeordnete Nina Warken, die Landtagsabgeordneten Jan-Peter Röderer, Erwin Köhler und Klaus Ranger, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Kommunen an der Bahnstrecke, die Fraktionsvorsitzenden der beiden Kreistage sowie Vertreter der Bürgerinitiative „Frankenbahn für Alle“ teil.

„Die aktuellen Extremwetterereignisse zeigen uns, wie wichtig die Mobilitätswende hin zu klimaschonenden Formen der Fortbewegung ist. Denn der CO2-Ausstoß im Verkehr ist nach wie vor zu hoch. Deshalb ist es wichtig, dass mehr Menschen bereit sind, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Ein besseres Angebot auf der Frankenbahn erhöht dafür den Anreiz. Gerade in ländlichen Regionen ist es wichtig, die Verkehrswende hin zu klimaschonender Mobilität voranzubringen.

Das Land unterstützt gerne den Stundentakt im Regelbetrieb. Mein Dank gilt den Landräten Brötel und Schauder, die sehr für diese Verbesserung gekämpft haben. Ich danke auch den beiden Landkreisen Main-Tauber und Neckar-Odenwald, die für die Nutzung der Bahn in ihrer Region werben und sich finanziell stark engagieren.“

Der Landrat des Main-Tauber-Kreises, Christoph Schauder, dankte allen Beteiligten für die konstruktiven und zielführenden Gespräche. Dabei sei jeweils der Wille spürbar gewesen, zu Lösungen zu kommen. „Ein Auslaufen des Probebetriebs wäre ein fatales Signal an die Bevölkerung gewesen, denn ein attraktiver ÖPNV darf kein exklusives Privileg von Ballungsräumen sein, sondern muss auch bei uns vorangebracht werden. Ich habe es immer wieder betont, dass wir es alle gemeinsam schaffen werden, den ÖPNV im Ländlichen Raum weitervoranzubringen. Die Unterzeichnung der Vereinbarung heute ist hierfür der bisher wichtigste Meilenstein.“

Der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Achim Brötel, sagte: „Ich bin sehr froh, dass es uns gemeinsam doch noch gelungen ist, den gordischen Knoten zu durchschlagen. Der Probebetrieb allein war zwar schon ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu vorher.

Aber: Alles, was nur auf Probe eingerichtet ist, lähmt umgekehrt natürlich auch eine dauerhafte Zukunftsperspektive für die Frankenbahn. Genau diese Perspektive brauchen die Menschen in der Region aber dringend. Dafür ist jetzt die erforderliche Grundlage geschaffen. Das ist für mich der eigentliche Erfolg. Deshalb wünsche ich mir, dass künftig noch sehr viel mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen und damit den Beweis antreten, dass die Verkehrswende auch im ländlichen Raum gelingen kann.“

Die nun getroffene Vereinbarung sieht zunächst weiter eine finanzielle Beteiligung der Landkreise in Höhe von 40 Prozent der Gesamtkosten vor. Diese betragen rund 3,6 Millionen Euro pro Jahr. Wenn die Fahrgastzahlen in zwei aufeinander folgenden Halbjahren auf mindestens 400 pro Tag steigen, sinkt der Anteil der Kreise um die Hälfte auf 20 Prozent. Ab 500 Fahrgästen in zwei aufeinander folgenden Halbjahren entfällt er komplett.

Zur Qualitätssicherung und zum Ausbau der Infrastruktur soll ein Lenkungskreis des Ministeriums und der beiden Landkreise eingerichtet werden. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass die Modernisierung der bestehenden vier Bahnstationen Rosenberg, Eubigheim, Wölchingen und Königshofen und die Reaktivierung der stillgelegten Bahnstationen rasch vorangebracht wird. Eine schrittweise Umsetzung des Landesstandards – also mindestens ein Stundentakt auch am Wochenende – wird geprüft, sobald die Finanzierung allein durch das Land zu tragen ist.

Der Probebetrieb mit Regionalbahnen war zunächst auf drei Jahre von Dezember 2019 bis Dezember 2022 ausgelegt und wurde dann um ein Jahr bis Dezember 2023 verlängert. Vorangegangen waren bis 2019 langjährige Verhandlungen und Aktionen. Im Rahmen einer konzertierten Aktion des Main-Tauber-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises, aller am Streckenabschnitt zwischen Osterburken und Lauda gelegenen Städte und Gemeinden sowie der Bürgerinitiative „Frankenbahn für Alle“ war es 2019 gelungen, einen stündlichen Probebetrieb mit Regionalbahnen zwischen Osterburken und Lauda einzurichten.

Dieser stand jeweils montags bis freitags zur Verfügung. Daran beteiligten sich die beiden Landkreise finanziell. Für den Main-Tauber-Kreis bedeutete dies eine jährliche Belastung von rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr, für den Neckar-Odenwald-Kreis von rund 362.000 Euro. Diese Aufteilung ergab sich daraus, dass der größere Teil der Strecke durch den Main-Tauber-Kreis führt.

Nur wenige Monate nach dem Start des Probebetriebs am 16. Dezember 2019 sorgte die Corona-Pandemie dann dafür, dass die Fahrgastzahlen überall dramatisch einbrachen und sich fast zwei Jahre lang kaum erholten, auch auf der Frankenbahn. Vor diesem Hintergrund hatten die beiden Landkreise dem Vorschlag des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg zugestimmt, den Probebetrieb zunächst um ein Jahr bis Dezember 2023 zu verlängern.

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