45 Jahre Lebenshilfe Buchen

45 Jahre Lebenshilfe Buchen
45 Jahre Lebenshilfe Buchen

Unser Bild zeigt (v.li.) Landrat Dr. Brötel, 1. Vorsitzender Bernd Rathmann, Werner Weigand, Sigrid Ender, Rita Neuberger, Beigeordneter Benjamin Laber, Petra Mairon, 2. Vorsitzender Gerhard Gramlich, Birgit Palamar, Gerhard Schwing, Bürgermeister Roland Bürger und Dekan Balbach. (Foto: Martin Hahn)

Hainstadt. (mh) 45 Jahre Lebenshilfe Buchen und Umgebung e. V. – Grund genug für eine Feierstunde und einen Tag der offenen Tür im Lebenshilfezentrum in Hainstadt. „Es ist völlig normal, verschieden zu sein“ – dieses Zitat von Richard von Weizsäcker steht sinnbildlich für die wertvolle Arbeit, die dieser Verein seit nun schon 45 Jahren leistet.

Vorsitzender Bernd Rathmann konnte am Samstagabend zahlreiche Gäste und Ehrengäste zur Feierstunde begrüßen. Für die musikalische Umrahmung im vollbesetzten Lebenshilfezentrum sorgten, wie konnte es auch anders sein, die eigene Hausband „Happytones“. Neben Landrat Dr. Achim Brötel konnte Rathmann Buchens Bürgermeister Roland Burger und Beigeordneten Benjamin Laber genauso willkommen heißen wie Dekan Johannes Balbach, Diakon Mario Michelli und Kirchengemeinderat Klaus Heller von Kirchgemeinden.

Familiär, wertschätzend und harmonisch, so könnte man die Atmosphäre an diesem Abend am ehesten beschreiben. Rathmann, der diesen Verein seit nunmehr 2013 führt und der vom Landrat in dessen Rede das Prädikat „unkaputtbar“ erhielt, hat einen großen Anteil daran. In Bezug auf „äußerliche Behinderungen“ sagte er, dass die eigenen inneren Werte immer unangetastet bleiben würden.

Er bedauerte in seiner Rede den allgemeinen Rechtsruck, der unsere Demokratie gefährden würde. Entsprechende Politiker würden Inklusion als „Irrweg“ bezeichnen – Formulierungen, die an altes „NS-Vokabular“ erinnern. Die Lebenshilfe dagegen setze auf „gemeinsam stark durchs Leben“.

Nicht zuletzt bei den gerade stattgefundenen Paralympics in Paris konnte man sehen, zu welchen Höchstleistungen Menschen mit Behinderung fähig seien. Unsere Aufgabe sei es, diesen Menschen Schutz und Hilfe zuteilwerden zu lassen und Vorurteile in der Bevölkerung abzubauen.

Bernd Rathmann ging anschließen auf die Geschichte der Lebenshilfe ein: Bereits 1965 gab es im Landkreis Buchen einen Zusammenschluss betroffener Eltern, betreuender Mediziner und Pädagogen, der zehn Jahre Bestand hatte. Die Lebenshilfe Buchen wurde 1979 mit 41 Personen gegründet, Mitbegründer und dann Ehrenvorsitzender war Friedrich Longin, der den Verein 18 Jahre lang leitete. Vom einstigen Gründerteam sind noch bis heute Irene Radloff und Werner Weigand aktiv. Nach Friedrich Longin folgten als Vorsitzende Werner Weigand, Eveline Müller, Ursel Johmann, Lioba Lang, Walter Knauf und seit 2013 Bernd Rathmann.

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Aktuell hat der Verein 232 Mitglieder und man betreue den gesamten nördlichen Teil des Neckar-Odenwald-Kreises. Man habe sich in dieser Zeit auch aktiv für die Einrichtung des Schulkindergartens „Pusteblume“ und der Werkstätte für Behinderte in Buchen der Johannesdiakonie eingesetzt. Anschließend ging er auf eine Vielzahl von Aktivitäten, von Weihnachtsfeiern über Frauen- und Familientreffs bis hin zu „familienentlastende Dienste“ ein.

Die Gründung der „Lebenshilfe Big-Band“ im Jahr 2004, zwischenzeitlich unter dem Namen „Happytones“ bekannt, war genauso ein Highligt wie der Erwerb der Lebenshilfegebäude, leerstehende Asylantenheime, im Jahr 2006. Der damalige Vorsitzende Walter Knauf hatte den Kauf und Sanierung mit zahlreichen Unterstützern und Helfern nach vorne gebraucht. 2014 wurden dann die Einweihung der beiden Häuser und das 35-jährige Jubiläum gefeiert.

Mit dem Verbindungsbau erhielt der Gebäudekomplex 2018 sein aktuelles Aussehen. Man wurde in Hainstadt immer, dies betonte Rathmann, „mit offenen Armen“ empfangen. Mit diesem tollen Team habe man auch die schwere Coronazeit überstanden – die Freude „nach Hygienekonzepten“ sei anschließend umso größer gewesen. Abschließend ging er auf verschiedene weitere Angebote wie den Seniorentreff für Menschen mit Behinderung und Freizeiten für schwerstbehinderte Menschen ein. Das Investitionsvolumen alleine seit 2006 waren rund eine Million Euro, „ich versichere“, so Rathmann weiter, „jeder Euro kommt den Aufgaben der Lebenshilfe zugute“.

Es sei die Aufgabe des Staates, Menschen mit schlechteren Ausgangschancen zu helfen und genauso müsse der jenen auf die Finger klopfen, die ihre eigene Stellung auf Kosten der Allgemeinheit ausnützen würden. In Hinblick auf das anstehende Feierwochenende lud er ein dabei zu sein „wenn wir gemeinsam Inklusion in unserer Gesellschaft erlebbar machen“.

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Landrat Dr. Achim Brötel überbrachte in seinen Grußworten die herzlichen Glückwünsche des Landkreises zum 45. Geburtstag. „Was die Lebenshilfe anpackt, gelingt einfach“, so sein Kompliment. Es gehe nicht um Einzelinteressen, sondern um das große Ganze. Menschen mit Behinderung gehörten einfach dazu.

Buchens Bürgermeister Roland Burger bezeichnete die Leistung der Lebenshilfe als „bewundernswert“. Hier gehe es nicht um „schneller, weiter, höher“ sondern um die wertschätzende Betreuung von Menschen mit Behinderung. Die Tage der offenen Tür, Weihnachtsmärkte und die Auftritte der „unnachahmlichen“ Happytones zeigen dies immer wieder.

Ein zentraler Meilenstein für die Entwicklung der Lebenshilfe sei die Entwicklung des Lebenshilfezentrums gewesen. Hier habe die Stadt, wie auch bei dem Ausbau des Spielplatzes, gerne geholfen und unterstützt. Abschließend konnte Burger im Auftrag der Schützengesellschaft Buchen einen Scheck über 651,50 €, der Sammelbetrag des Schützenmarkt-Frühschoppens, überreichen.

Nach einer gewohnt schwungvollen Überleitung der hauseigenen Band Happytones unter Leitung von Martin Grollmuss freuten sich die beiden Vorsitzenden auf die Ehrungen verdienter Mitglieder.

Paul und Sigi Ender, Gerhard Schwing und Birgit Palamar wurden für ihre langjährige und überaus engagierte Mitarbeit gelobt und zu Ehrenmitgliedern ernannt. Ob als Tüftler oder Kassenwart, Finanzgenie oder Kreativbastler, alle hätten über Jahre hinweg zum Erfolg der Lebenshilfe beigetragen.
In seinem Schlusswort bedankte sich zweiter Vorsitzender Gerhard Gramlich „aus Sicht der Lebenshilfe-Mitglieder“ bei den Betreuern, mit denen man „lachen, tanzen, weinen, spielen und singen“ könne. „Wir spüren, dass wir willkommen sind“.

Die Happytones schafften es anschließen im Handumdrehen, alle Gäste zum Mittanzen und mitschunkeln zu bewegen. Sogar die „Altrocker“ kamen bei einer Interpretation das Gassenhauers „We will rock you“ mit einer länzenden Soloeinlage von „Sänger Theo“ voll auf ihre Kosten. Das anschließende gemütliche Beisammensein war der gelungene Abschluss dieser harmonischen Feierstunde.

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