Inklusiver Traumjob „auf der Insel“

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Mit Unterstützung von Jobcoach Kerstin Holzwarth (l.) machte das Ehepaar Majer-Morgenthaler für Sohn Simon einen Arbeitsplatz im eigenen Bistro „Zur Insel“ möglich. (Foto: Andreas Lang)

Familie wechselte ins Gastrogewerbe

Eberbach. (pm) Gäste begrüßen, Bestellungen aufnehmen, Essen und Getränke servieren – das alles ist genau sein Ding. Simon Morgenthaler hatte schon lange von einem Arbeitsplatz in der Gastronomie geträumt.

Seine Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung entsprach nicht seinen Interessen. Um ihm seinen Traumjob zu ermöglichen, gingen die Eltern, Diana und Gerd, einen ungewöhnlichen Weg: Sie wurden von gelernten Juristen zu Gastronomen, eröffneten eine Gaststätte – und erstellten dem Sohn mit Unterstützung von Jobcoach Kerstin Holzwarth einen Arbeitsplatz nach Maß.

„Zur Insel“ heißt das Bistro, das die Morgenthalers Anfang 2025 in der Eberbacher Innenstadt eröffnet haben. „Wir wollten einen gemütlichen Anlaufpunkt mitten in Eberbach schaffen“, erzählt Diana Maier-Morgenthaler und Gerd Morgenthaler ergänzt schmunzelnd: „Eine Insel der Glückseligen.“

Vorteil der Morgenthalers: Das Gebäude mit den Gasträumen befindet sich in ihrem Besitz. Trotzdem war der Schritt ins Gastgewerbe für die ganze Familie ein Abenteuer. Schließlich waren die Eltern als Juristen mit Gesetzen und Rechtsvorschriften weit besser vertraut als mit Ausschank, Servieren und dem Gestalten von Speisekarten.

Mit viel Engagement und der Leidenschaft von Majer-Morgenthaler fürs Kochen gelang die Bistro-Eröffnung. Für Sohn Simon entstand auf diese Weise genau der Arbeitsplatz, den er sich wünschte. Zuvor hatte er es in anderen Gastrobetrieben versucht, aber ohne Erfolg.

Entweder wollten die Betriebe keine Menschen mit Behinderung beschäftigen oder die Anforderungen waren zu hoch für den jungen Mann, der in stressigen Situationen öfter eine Pause braucht. „Auf der Insel“, wie Stammgäste das Bistro gerne nennen, ist er fest eingeplante Servicekraft. Von Donnerstag bis Sonntag ist das Lokal jeweils von 17 bis 22 Uhr geöffnet.

Die späten Arbeitszeiten schrecken Simon Morgenthaler nicht. Im Gegenteil: „Ich mag es, lange zu schlafen“, sagt der junge Mann, der in Eberbach in einer privat organisierten Wohngemeinschaft lebt. Bei Konzerten, die regelmäßig auf der „Insel“ stattfinden, arbeitet er gerne etwas länger. Wird es ihm zu viel, nimmt er sich eine Auszeit auf „seinem“ Stuhl am Tresen, um gleich darauf wieder ins Geschehen einzugreifen.

Dass Simon Morgenthaler als Servicekraft erfolgreich arbeiten kann, ist auch Kerstin Holzwarth zu verdanken. Als Jobcoach der Johannes-Diakonie unterstützt sie Menschen mit Behinderung dabei, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt anzukommen, in dem sie bei Fragen rund um den Arbeitsalltag berät.

Mit Simon Morgenthaler übte sie die nötigen Handgriffe. Und schlüpfte zum Beispiel in die Rolle des Gastes, damit er Begrüßen, Bestellung aufnehmen und Servieren üben konnte. „Ihre Hilfe war für uns gerade am Anfang sehr wichtig“, betont Diana Majer-Morgenthaler. Und auch, wenn Kerstin Holzwarth nur noch selten vorbeischauen muss, „freuen wir uns jedes Mal, wenn sie kommt.“

Nach dem erfolgreichen Start möchte die Familie den Gastbetrieb nun weiter ausbauen. Stammgäste sind bereits gewonnen, der Betrieb im Alltag läuft. Nach den ersten, gut besuchten Konzerten sind jetzt weitere Kulturveranstaltungen geplant, um noch mehr Gäste zu anzuziehen.

Somit stehen für Simon Morgenthaler weitere arbeitsreiche Abende an. Trotzdem kann er sich keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen, wie er sagt. „Auf der Insel“ fühlt er sich bestens aufgehoben.

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