Tierheim hat finanzielle Schwierigkeiten

Tierheim hat finanzielle Schwierigkeiten
Tierheim hat finanzielle Schwierigkeiten

Bubba wurde Mitte Oktober in einer zugeklebten Box vor dem Tierheim ausgesetzt – ohne Informationen, ohne ein Wort. Der Kater ist mittlerweile kastriert, hat seine Erstimpfung erhalten und wartet auf ein neues Zuhause. (Foto: pm)

Tierschutz gibt es nicht umsonst

Dallau. (mw) Seit 1962 bereits gibt es den Tierschutzverein Mosbach und Umgebung e.V., 1966 wurde das Tierheim in Elztal-Dallau erbaut.Im vereinseigenen Tierheimwerden Fund- und Abgabetiere liebevoll betreut, medizinisch versorgt und für ihre Vermittlung vorbereitet. Die Zuständigkeit des Vereins erstreckt sich über den gesamten Neckar-Odenwald-Kreis mit 27 Kommunen sowie die Stadt Eberbach.

Der Verein wird von einem vierköpfigen Vorstand ehrenamtlich, d.h. nach Feierabend und am Wochenende, geführt und hat zwölf Mitarbeitende angestellt, die sich in Voll- und Teilzeit an 365 Tagen des Jahres um die rund 90 Katzen, zehn Hunde sowie Kleintiere kümmern.

Finanziert wird die Fundtierunterbringung und Tierschutzarbeit durch Mitgliedsbeiträge, Vermittlungsgebühren, Gemeindeanteile und vor allem durch Spenden. Die Unterstützung durch Ehrenamtliche ist eine wichtige Stütze, für die der Verein sehr dankbar ist.

Durch Kostensteigerungen in allen Bereichen (Futter- und Streukosten, Tierarzt, Personal, Energie, Versicherungen), mehr als 180 Kastrationen von Streunerkatzen in diesem Jahr und immer mehr Tieren aus Beschlagnahmungen und schwierigen Situationen sowie vielen Hunden und Katzen mit langwierigen und kostspieligen Tierarztbehandlungen – alleine in den letzten Wochen standen vier große Operationen an – steht der Verein aktuell vor großen finanziellen Herausforderungen.

„Es ist immer knapp. Große Sprünge, Anschaffungen oder bauliche Verbesserungen waren auch in den letzten Jahren kaum möglich.“, erläutert die erste Vorsitzende Stefanie Lörsch: „Wir konnten uns in den letzten zwei Jahren durch Vermächtnisse über Wasser halten, in diesem Jahr hat sich die Situation allerdings besonders dramatisch zugespitzt.“ Auch die zweite Vorsitzende Claudia Kühner – ebenfalls seit über zehn Jahren im Vorstand – zeigt sich über die Entwicklung besorgt: „Wir spüren, dass der Euro bei vielen Menschen zweimal umgedreht wird.“

Abonnieren Sie kostenlos unseren NOKZEIT-KANAL auf Whatsapp.

Gemeinsam mit den beiden anderen Vorstandskolleginnen Meike Wendt und Melanie Winter werden das ganze Jahr über Spendenaktionen und -aufrufe sowie Feste und Flohmärkte wie z.B. die Tierweihnacht am 29. November organisiert und beworben, um Einnahmen zu generieren. Die aktuell fehlende Summe ist jedoch aus eigener Kraft nicht zu stemmen.

Der Tierschutzverein hofft deshalb auf die großzügige Unterstützung der Menschen in der Region. „Wenn jeder der 160.000 Einwohner*innen in unserem Zuständigkeitsgebiet nur 50 Cent spenden würde, könnten wir unsere Rechnungen bedienen, aufatmen und mit frischem Mut ins neue Jahr starten“, zeigen sich die Verantwortlichen zuversichtlich. De Facto können aktuell nur noch die allerwichtigsten Ausgaben z.B. für Futter geleistet werden, alles andere – z.B. nicht lebensnotwendige Behandlungen beim Tierarzt – muss geschoben werden, bis der Verein finanziell wieder etwas Luft hat. Das betrifft leider auch das eigentlich so wichtige Kastrationsprojekt, das Dank der erlassenen Katzenschutzverordnungen Fahrt aufgenommen hat.

Wer helfen möchte, kann über IBAN DE45 6606 9103 0025 0103 29 spenden. Auch eine Mitgliedschaft im Verein,die Übernahme einerPatenschaft für einen Hund oder eine Katze und ein Einkauf auf der Amazon-Wunschliste des Vereins wäre eine schöne und wichtige Form, die Tierschutzarbeit in der Region zu unterstützen. Weitere Infos finden sich auf www.tierheim-dallau.de.

Hintergrund

„Oft hören wir, dass wir doch genug Geld mit der Vermittlung der Tiere „verdienen“, doch die Rechnung geht bei weitem nicht auf, wie folgendes Beispiel verdeutlicht“, erklärt Vorsitzende Lörsch. Eine Familie kommt ins Tierheim und verliebt sich in die Katze Minka. Sie adoptiert sie und gibt ihr ein schönes neues Zuhause. Ein Happy End, wie Tierschützer es sich wünschen. Als Vermittlungsgebühr zahlt die Familie 150 Euro an das Tierheim.

Hört sich vielleicht viel an, in der Realität stehen dem jedoch ganz andere Beträge gegenüber: Minka war eine Fundkatze und musste nach Aufnahme im Tierheim erst mal für einige Wochen in Quarantäne. Beim Tierarzt wurde sie gegen Parasiten behandelt, kastriert, geimpft und gechippt – Kostenpunkt alleine für die medizinischen Behandlungen rund 300 Euro, für die Betreuung während der Quarantänezeit rund 240 Euro. Die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung im Katzenhaus belaufen sich auf 100 Euro pro Monat – Minka wartete drei Monate im Tierheim auf ein neues Zuhause. In Gesamtsumme kommen so rund 840 Euro zusammen, bis Minka vermittelt und ein geliebtes neues Familienmitglied wird.

Und das ist nur im besten Fall so, denn viele aufgenommene Tiere kommen als Unfallopfer oder haben gesundheitliche Probleme und benötigen eine OP, dann steigen die Kosten noch mehr an. In einzelnen Fällen können sich so die Kosten für ein Tier auf mehrere Tausend Euro belaufen, z.B. bei Bulldogge Leo mit 2.540 €, weil er eine Kehlkopf-OP in einer spezialisierten Klinik benötigte, um wieder richtig atmen und somit eine lebenswerte Zukunft haben zu können. Die OP und Behandlung von Rüde Hasi, der über das Veterinäramt kam, kostete 2.730 €. Die Liste geht z.B. mit Cane Corso-Mix Scooby-Doo, dem ein Auge entfernt werden musste, weiter, dem alten Labrador Oliver, der auf einem Parkplatz in desolatem Zustand gefunden wurde und dem kleinen Kater Bonito, dessen langwierige Behandlung am Ende auch schwindelerregend hohe Kosten nach sich zog.

Hinzu kommt, dass einige Tiere kaum vermittelbar sind. Etwa Hündin Käthe, die vor drei Jahren an einen Zaun an der Landstraße ausgesetzt wurde. Käthe ist bei Bezugspersonen eine absolut liebe und verschmuste Hündin, aber eben halt auch sehr groß und schwarz. Mit ihren knapp 60 kg fand sie bis heute kein Herrchen oder Frauchen. Oder der rote Kater Finn, der über das Veterinäramt kam, Epilepsie hat und dauerhaft Medikamente benötigt – unvermittelbar. Der Kleine durfte auf eine liebevolle Dauerpflegestelle ziehen, d.h. er ist aus dem Tierheim raus, aber der Tierschutzverein trägt weiterhin die Kosten.

All diese Tiere verdienen es, dass man sich um sie kümmert und sie versorgt, aber das kostet leider auch sehr viel Geld. Sowohl die Mitarbeitenden des Tierheims als auch die ehenamtlichen Vorstände des Trägervereins freuen sich deshalb über jegliche Unterstützung!

Umwelt

Von Interesse