Infos zum geplantem DHL-Paketzentrum

Symbolbild dhl

(Symbolbild – Pixabay)

Fragen und Antworten zum Projekt

Osterburken.  (pm) Die DHL Group kam im Jahr 2021 erstmals auf die Verwaltung der Stadt Osterburken mit der Anfrage zum Bau eines überregionalen Paketzentrums in unmittelbarer Nähe zur Autobahnauffahrt zu. Es soll eines von derzeit 37 Paketzentren in Deutschland werden.

Grundsätzlich ist die DHL-Logistikstruktur so aufgebaut, dass die regionalen Zustellstützpunkte ihre Pakete im nächstgelegenen großen Paketzentrum abends abliefern. Von dort fahren sich dann alle Paketzentren deutschlandweit untereinander an. Dieser Verkehr zwischen den Paketzentren findet abends und nachts statt. Morgens werden die Pakete dann auf die jeweiligen Ziel-Zustellstützpunkte verteilt, von wo aus diese dann weiterverteilt werden bis hin zu den Zustellfahrzeugen.
Das geplante Paketzentrum soll in ca. 800 Metern Entfernung zur Autobahnauffahrt errichtet werden (roter Kreis).

(Foto: pm)
Vertreter von DHL haben das Projekt in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung am 17. Mai 2022 vorgestellt. Das u-förmige Gebäude Paketzentrum soll auf einer Fläche von aktuell ca. 17 Hektar errichtet werden.

Am 24. November 2022 fand eine öffentliche Einwohnerversammlung statt, in welcher Vertreter von DHL und externe Fachbüros das Vorhaben nochmals ausführlich vorstellten.

Da weiterhin offene Fragen, vor allem zur erwarteten Verkehrsbelastung und Arbeitsplatzschaffung vorhanden waren, hat die Verwaltung auf Bitte des Gemeinderats einen Fragenkatalog an die DHL Group übermittelt.

Die Stadtverwaltung Osterburken hat Fragen sowie die Antworten von DHL zusammengefasst und dieser Redaktion überlassen. Nachfolgend dokumentieren wir diese Informationen:

Frage 1: Anzahl der regionalen Fahrzeugbewegungen (Hin- und Rückfahrt) zum geplanten Paketzentrum
Unterjährig ca. 1525 Fahrten/24h, im Starkverkehr: ca. 1892 Fahrten/24h
Diese Zahlen wurden seitens DHL anhand einer komplexen Liste dargestellt. Die Verwaltung wird die Zahlen und deren Bedeutung in der Gemeinderatssitzung am 24.07.2023 (19.30 Uhr, Baulandhalle) erläutern.

Die o.g. Fahrzeugzahlen beinhalten sowohl den Nachtverkehr zwischen den aktuell 37 Paketzentren in Deutschland als auch die morgendlichen und abendlichen Fahrten vom Paketzentrum Osterburken zu den zugeordneten Zustellstützpunkten.

Unsere Frachtführer intern und extern werden über eine Dienstanweisung bzw. vertraglich angewiesen, vorgegebene Fahrtrouten zu nutzen.

Frage 2: Ist-Zustand der jetzigen Regionalverkehre. Welche Standorte werden derzeit von welchem Paketzentrum angefahren?

(Grafik: pm)
Frage 3: Bitte benennen Sie die einzelnen Standorte im Umkreis des angefragten DHL-Paketzentrums (= Einzugsgebiet Osterburken künftig)

Unter Vorbehalt. (Grafik: pm)

Frage 4: Ist eine Spezialzuständigkeit angedacht?
Keine Spezialzuständigkeit angedacht.

Frage 5: Ist eine Bewirtschaftung des LKW-Ruheplatzes vorgesehen
LKW-Ruheplatz mit sanitärer Einrichtung ist möglich. Die Bewirtschaftung ist ebenfalls mit der Stadt noch abzustimmen.

Frage 6: Aktuelle Verteilung des LKW-Verkehrs auf Speditionen und eigene Fahrzeuge?
Hauptlauf durch DHL Freight (Konzern). Vorlauf und Nachlauf: vermutlich mehr als 20 Prozent der Transporte werden mit dem eigenen Fuhrpark durchgeführt. Hinweis: Transporte zwischen den Paketzentren werden von der eigenen DHL Spedition Freight durchgeführt. Der regionale Verkehr von Einlieferungsstandorten (Kunden/Filialabholungen/etc.) zum PZ und vom PZ zu den Auslieferungsstandorten werden mit vermutlich mehr als 20% ebenfalls durch eigene Fahrzeuge/Fahrer durchgeführt.

Frage 7: Welche Sortierkapazität ist vorgesehen und geplant?
Bis max. 40.000 Pakete in der Spitzenstunde. Dieser Wert ist ein technischer Durchsatz.

Frage 8: Anzahl und Verteilung der Arbeitsplätze?
Vorgestellt wurden bisher 80 qualifiziert hochwertige Arbeitsplätze (Techniker/Mechatroniker/Verwaltungskräfte) und 320 Arbeitsplätze in meist angelernten Bereichen in den unteren Lohngruppen). HINWEIS: Beim Tarifabschluss 2023 wurden die Löhne und Gehälter um durchschnittlich 11,5 % erhöht zzgl. einer Einmalzahlung. Die „Paketsortierer“ erhalten 20% und die „Zusteller/innen“ 18 % Lohnerhöhung.

Frage 9: Wie sind die Schichtzeiten und wie viele Mitarbeiter werden in den Schichten arbeiten?
\> Mitarbeiter:Innen stärkste Schicht (Tagesschicht):
Overhead: ca. 50
BetriebsmitarbeiterInnen: ca. 210
TechnikerInnen: ca. 15
LKW-FahrerInnen: ca. 30
\> Schichtzeiten:
Overhead: 7 – 16 Uhr
Tagschicht: 9 – 21 Uhr
Nachtschicht: 21.15 – 7 Uhr

Frage 10: Woher generieren Sie die Beschäftigten in den Starkverkehrszeiten?
Eigene Beschäftigte und bei Bedarfsspitzen (Weihnachten) mit zusätzlichen Leiharbeitnehmern. Grundsätzlich arbeitet die Deutsche Post AG im Bereich der Zeitarbeit mit renommierten und bundesweit vertretenen Zeitarbeitsunternehmen zusammen, mit denen Rahmenverträge abgeschlossen wurden.

Diese Anbieter haben das strenge, konzerninterne Prüfungs- und Complianceverfahren durchlaufen und sind selbst Mitglieder in den großen Branchenarbeitgeberverbänden und damit selbstverständlich auch tarifiert.

Diese Anbieter haben Niederlassungen in den Regionen und rekrutieren ihre Arbeitnehmer/innen in den Regionen. In der Regel sind die Zeitarbeitnehmer/innen, die eingesetzt werden, also in der Region ansässig. Bei Eignung und Interesse der Leiharbeitnehmer/innen werden diese auch in ein Beschäftigungsverhältnis bei der Deutsche Post AG übernommen. Daneben wird ganzjährig mit dem Arbeitsamt, Behörden, Fortbildern usw. zusammengearbeitet, um Mitarbeiter/innen langfristig für den Konzern zu gewinnen.

Frage 11: Arbeiten Sie mit weisungsgebundenen Fremdfirmen zusammen und wenn ja, wie hoch ist der Anteil der Beschäftigten?
Grundsätzlich arbeitet die DHL Group mit eigenem Personal. Saisonale Spitzen/Schwankungen in der Menge werden in geringem Umfang zusätzlich durch Fremdfirmen (Leiharbeitsfirmen) gedeckt.

Frage 12: In der Region herrscht Vollbeschäftigung. Aus welchen Berufsgruppen setzen sich die qualifizierten Arbeitsplätze zusammen? 
Techniker/Mechatroniker/Verwaltungskräfte (z.B. mit kaufmännischer Ausbildung)

Frage 13: Wie hoch ist der Frauenanteil in den Paketzentren Kitzingen, Köngen und Bruchsal? 
Im Durchschnitt in den drei Paketzentren bei 41 Prozent Bruchsal 45 Prozent, Kitzingen 35 Prozent und Köngen 42 Prozent.

Frage 14: Wie hoch ist der Altersdurchschnitt der Beschäftigten in den drei genannten Paketzentren? 
Der Altersdurschnitt beträgt dort ca. 42-43 Jahre.

Frage 15: Wie steht DPDHL zur Einbindung von Inklusion und Integration? Die Region ist durch die Johannes-Diakonie und den Herausforderungen durch die Flüchtlingsströme geprägt. 
Natürlich bieten wir als assoziiertes Unternehmen des Bundes auch Berufe an, bei denen deutsche Sprachkenntnisse nicht im Vordergrund stehen; jedoch wir gemeinsam an besseren Sprachkenntnissen für die Integration arbeiten – z.B. Flüchtlinge. Ebenso wird deutschlandweit mit dem Thema Inklusion umgegangen.

Frage 16: Welche Arbeitszeitmodelle stehen im PZ Osterburken zur Verfügung?
Es bestehen zeitgerechte Arbeitszeitmodelle, z.B. 20h, 25h oder 38,5h pro Woche.

Frage 17: Wie hoch ist die Fluktuation in den drei Paketzentren Kitzingen, Köngen und Bruchsal?
Diese Zahl liegt bisher nicht vor, da sie nicht erfasst wurde. Werden wir schnellstmöglich nachreichen.

Frage 18: Osterburken ist Schulstadt und alle Schulen laufen im Ganztagsbereich. Die bereits ansässigen Firmen engagieren sich bei der Dualen Hochschule Mosbach/Bad Mergentheim. Hat die Deutsche Post DHL Group hier eigene Konzepte, um sich im Bereich der Schulen/Ausbildung/Fortbildung/Hochschule zu engagieren? 

Die Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort, Hochschulen usw. sind ein Pfeiler der Zusammenarbeit, um uns bei jungen Menschen als attraktiver Arbeitgeber zu empfehlen. Aktuell kooperieren wir mit der Dualen Hochschule BW an den Standorten Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Heilbronn und Lörrach, sowie mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Andere Standorte und Studiengänge wären denkbar. Für zukünftige Formen der Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort sind wir offen. Pro Jahr werden ca. 200 Dual Studierende deutschlandweit eingestellt.

Frage 19: Wie viele Ausbildungsplätze/Praktikumsplätze werden in welchen Bereichen im Paketzentrum Osterburken angeboten? 
Bis zu zwei duale Studierende während ihrer Praxisphase, bis zu zwei Ausbildungen pro Jahr im Bereich Mechatronik und Kauffrau/-mann für Büromanagement, bei Bedarf z.B. Schülerpraktika möglich und erwünscht.

Frage 20: Neue Technologien; wie stellt sich DPDHL dieser Thematik und zu den Aussagen, dass menschliche Arbeitsplätze z.B. in der Sortierhalle in 10 Jahren durch Robotik ersetzt werden? 
Die Robotik gewinnt, speziell im Bereich der Logistik immer mehr an Bedeutung. Grundsätzlich muss der Konzern bei dem Paketvolumen automatisierte Fördertechnik einsetzen, um eine effiziente Bearbeitung von Sendungen zu ermöglichen. In Teilabschnitten können durch Robotik Sortierleistungen übernommen werden, jedoch keine vollständige Sortierung ersetzen. Die Menschen als Arbeitskräfte werden auch weiterhin benötigt.

Frage 21: Wird Robotik bereits an Standorten eingesetzt, gibt es Beispiele? Nein.

Frage 22: Fallen in Zukunft Arbeitsplätze weg?
Antwort wird nochmals im Gemeinderat erläutert.

Frage 23: Wasserstoff/Wasserstoffnutzung/Flächennutzung: Wie steht DPDHL dazu, diese Innovationen zu unterstützen und im PZ Osterburken zu nutzen?
Die DHL Group sieht eine Flächennutzung von ca. 18 Hektar vor und hat selbst einen hohen Energieverbrauch. Im Sommer der letzten Jahre wurde das Projekt „Hy Five“ mit der Produktion von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff in Schwäbisch Gmünd ins Leben gerufen. Das Projekt setzt auch auf die Nutzung des Wasserstoffs für den Gütertransport im LKW-Bereich.

Das Thema Wasserstoff/Pilotprojekte ist in der Einwohnerversammlung vorgestellt worden. Es gibt bereits heute DPDHL-LKW-Pilotprojekte mit Wasserstoffnutzung. Wohin die nachhaltige Reise künftig letztendlich hingehen wird, darüber streiten sich wohl die Expert/innen als auch die Politik. Sollte es Angebote zum beiderseitigen Nutzen für eine bilaterale Kooperation geben, dann würde sicherlich auch konzernseitig darüber nachgedacht.

Frage 24: Gebäude- und Verkehrsflächen – Größe der vorgesehenen befestigten Flächen auf dem DHL-Gelände? 
Halle: 29.251,78 m² plus Verwaltungstrakt, Abstellplätze/Verkehrsflächen: 100.090,43 m².

Frage 25: Welche durchschnittliche Ertragsmesszahl (Bodenzahl) hat der Ackerboden (15 ha) am angefragten Standort? 
Evtl. Anfrage beim Landwirtschaftsamt. Ergänzung der Stadtverwaltung: Die durchschnittliche Ertragsmesszahl beträgt je nach Berechnungsmethode ca. 55. Die Fläche ist somit eine landwirtschaftlich gut nutzbare Fläche.

Frage 26: Ist ein Parkhaus vorgesehen? 
Das Thema Parkhaus ist in den bisherigen Planungen nicht vorgesehen. Wir würden aber nach dem „Aufstellungsbeschluss“ in Abstimmung mit der Stadtverwaltung im Detail prüfen, ob ein Parkhaus erforderlich ist.

Folgende Fragen wurden außerdem zusätzlich an die Verwaltung gerichtet:

Frage 27: Würde die von DHL beanspruchte Fläche für ein Paketzentrum (ca. 18 ha) planerisch und genehmigungsrelevant angerechnet werden auf die vom RIO angestrebte und notwendige Erweiterungsfläche? 
Zum heutigen Zeitpunkt ist hierzu keine verlässliche und belastbare Aussage des Regionalverbands zu bekommen. Laut Auskunft des Verbandes werden Flächen für ein so bedeutendes Logistikprojekt grundsätzlich besonders betrachtet und eingeordnet.

Zumal ein Vorhaben wie das Paketzentrum und dessen Funktion nicht nur der Belegenheitskommune bzw. dem interkommunalen Bereich zugutekommt, sondern sich weit darüber hinaus auswirkt. Dies wird bei der Beurteilung entsprechend berücksichtigt. Daher wird der weitere sonstige Bedarf an Gewerbeflächen immer im Einzelfall und entsprechend der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung zu betrachten sein.

Die Bedarfsberechnung unterscheidet sich auch deutlich vom Verfahren der Flächenausweisung für den Bereich Wohnen. Dort wird der Bedarf rechnerisch anhand der Entwicklung der Bevölkerungszahlen und sich daraus ergebender Zahlen und Tabellen ermittelt.

Die Verwaltung wird sich darüber hinaus intensiv dafür einsetzen, dass die ohnehin geplante RIO-Erweiterung aufgrund des DHL-Vorhabens nicht geschmälert wird. Durch einen etwaigen Bau des DHL-Paketzentrums wird lediglich der überregionale Logistikbedarf und eben nicht der sonstige Erweiterungs- und Ansiedlungsbedarf von anderem Gewerbe und Industrie gedeckt.

Denn ein DHL-Paketzentrum hätte regionalplanerisch einen großen Effekt auf die darum liegende gesamte Raumschaft und verbessert deren Infrastruktur. Die Standortkommunen dürfen deshalb durch ein „Sonderprojekt“ nicht benachteiligt werden. Diesen Effekten wird sich der Regionalverband nicht einfach verschließen können.

Frage 28: Geht die Verwaltung davon aus, dass in der Stadt Osterburken bzw. im Umfeld genügend Wohnraum für eine evtl. Unterbringung von Beschäftigten z.B. aus den EU-Ostblockstaaten aus Rumänien, Bulgarien, Polen usw. zur Verfügung steht bzw. bereitgestellt werden kann? Als Beispiel sei die Situation bzw. Problematik bei Kaufland, Möckmühl genannt. 
Sicher würde der Druck auf den Wohnungsmarkt durch die Ansiedlung eines DHL-Paketzentrums in Osterburken und den umliegenden Kommunen steigen. Wie in der Antwort zu Frage 27 dargelegt, würde eine solche Ansiedlung den Wachstumsbedarf im Bauland erhöhen, weshalb sich die Verwaltung dafür einsetzen wird, diesen Bedarf regional- und flächennutzungsplanerisch zugesprochen zu bekommen.

Sollte sich die Stadt Osterburken für das Paketzentrum aussprechen, bedeutet dies den Startschuss für umfangreiche Verwaltungs- und Prüfungsverfahren. Als nächster Schritt müsste ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst werden, dem schließt sich einige Zeit später nach Erarbeitung eines Planungskonzepts ein Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Träger öffentlicher Belange an.

Daraufhin würden wiederum umfangreiche Raumordnungs-, Regionalplanungs-, Zielabweichungs- und Flächennutzungsplanverfahren ausgelöst werden. Wenn diese abgeschlossen sind, kann die eigentliche Offenlage des Bebauungsplanentwurfs und die formelle Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen. In diesem Zuge werden z.B. auch artenschutz-, naturschutz-, umweltschutz-, bodenschutz- und wasserrechtliche Belange geprüft. Erst nach Fertigstellung des Bebauungsplanverfahrens könnte DHL einen Bauantrag für das Paketzentrum einreichen.

Der Gemeinderat wird am Montag, 24.. Juli  eine Grundsatzentscheidung über Anfrage von DHL zur Ansiedlung eines Paketzentrums treffen. Die Gemeinderatssitzung findet um 19.30 Uhr in der Baulandhalle, Adolf-Zimmermann-Platz 1, 74706 Osterburken statt. Die Bevölkerung ist hierzu herzlich eingeladen.

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