Viele Huddelbätz-Ruten gebunden

(Foto: Liane Merkle)

Buchen. (lm) Die Stimmung in der Narrhalla-Scheuer war gut, das Birkenreisig war gesammelt und wartete in einem großen Berg auf seine Verarbeitung, die Anwesenden kannten sich und freuten sich auf den schönen Brauch des gemeinsamen Rutenbindens.

Obwohl die FG-Scheuer wirklich viel Platz bietet, war es kuschelig eng, denn zahlreiche Mitglieder und Freunde der Fastnachtsgesellschaft „Narrhalla“, darunter Bürgermeister Roland Burger und Urgesteine wie Altbürgermeister Josef Frank, Roland Schell oder Walter Jägle, waren der Einladung von Herbert Schwing als 1. Vorsitzenden der FG Narrhalla Buchen gefolgt.

Man genoss das gemeinsame Vesper und die schönen Gespräche und freute sich auf den sehr interessanten und kurzweiligen Vortrag von Wulf Wager unter dem Motto „Pelzmärtle und Narrengeschell – Gang durchs brauchtümliche Jahr“.

Der Chefredakteur der Zeitschrift „Narri-Narro“, dem Fachblatt für Freunde europäischer Fastnachtskultur, gelang es, mit viel Humor und bewundernswertem Fachwissen in fast zwei Stunden einen groben Überblick über die unglaubliche Brauchtumsvielfalt im „Ländle“ Baden-Württemberg zu vermitteln.

Klar wurde dabei zum Einen, dass das wesentliche Merkmal der Bräuche ihr Wandel ist, und dass sie einen gesunden Gegenpol zur Schnelllebigkeit der Zeit bilden und dabei das Jahr einteilen und gleichzeitig verleihen sie auch die regionale Identität.

Eine solche regionale Besonderheit ist das Binden der Huddelbätz-Ruten in der letzten Raunacht des Jahres. Und wohlgemerkt heißt es Ruten, nicht Besen. Denn wie Uwe Ristl erläuterte sind Besen zum Saubermachen, aber mit den Ruten – speziell aus Birkenreisig – streichen die Huddelbätzen das Böse aus den Menschen und steigern die Fruchtbarkeit.

Doch zurück zu Wulf Wager, der zunächst die Besonderheit der 12 Raunächte „zwischen den Jahren“ erläuterte, die übrig bleiben, wenn man die lunaren und solaren Kalender miteinander vergleicht. Die besondere Magie der Raunächte werden für viele Rituale genutzt, wie zum Ausräuchern von Räumen, zur Segnung, Wettervorhersage und vieles mehr.

Man geht stark davon aus, dass auch die Huddelbätz-Ruten durch das Binden in der letzten Raunacht eine besondere Magie in sich tragen. Wager startete seinen Rundgang durch die vielfältigen Bräuche mit Martini, wenn die Pacht bezahlt wird, St. Martin die Hälfte seines Mantels gab, die Kinder das Licht vor sich hertragen und die erste Fastenzeit beginnt.

Man erfuhr, dass Santa Claus nichts mit dem Heiligen Nikolaus zu tun hat, sondern eine Phantasiegestalt von Coca-Cola ist, und dass sich die Bräuche um den Heiligen ländlesweit sehr voneinander abheben. Sehr oft wird der „Gute“ von einigen „Bösen“ begleitet, wobei Strohfiguren immer wieder eine große Rolle spielen, ebenso wie die Zwanzigjährigen.

So wird das Christkind an Heiligabend von Pelzern oder Pelzmärtle flankiert. Natürlich sind viele Bräuche bekannt, ob nun die spätere Baseler Fastnacht, Fackel- und Funkenfeuer, Scheibenschlagen oder auch der „Summerdaag“ in Heidelberg mit den Sommertagsstecken, der Schäferlauf und das Fischerstechen in Ulm, aber wer hat schon mal vom Zwiebelorakel an Silvester gehört?

Oder von der Bedeutung der Palmenstangen, oder weshalb – außer der Bedeutung der Fruchtbarkeit – an Ostern die Eier sinnbildlich geworden sind. Sie waren nach der langen Fastenzeit einfach in Mengen vorhanden. Und dann natürlich „Fastnacht“, und wieder Strohfiguren und teuflische Masken und Ruten, die das Böse vertreiben sollen.

Aber auch ganz glatte Masken zur Wahrung des schönen Scheins, wenn man einmal im Jahr unter Wahrung der Anonymität der Obrigkeit die Wahrheit sagen darf. Wulf Wager begeisterte mit seinem Vortrag und erntete großen Beifall. Und dann übernahm Uwe Ristl wieder das Mikrofon und erläuterte das Rutenbinden für alle Newcomer und für Larissa Anton, die als Laien-Fachfrau zu diesem Thema einen neuen Videofilm erarbeitet, der voraussichtlich in zwei Jahren auf den Markt kommt.

Nach Angaben von Ristl müssen drei Birkenzweige à ca. drei Zoll mit Bast dreimal verdreht gebunden werden. Und dann hieß es nur noch „Binden frei!“ – und es wurde eine lange Nacht, um alle Huddelbätzen mit Ruten zu versorgen.

 

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