
Die Lok der Odenwaldbahn ist heute in Mudau zu besichtigen. (Foto: Schwing/Wikipedia)
50 Jahre Heimat- und Verkehrsverein Mudau
Mudau. (lm) Der Heimat- und Verkehrsverein Mudau (HVV) feiert 2025 sein 50-jähriges Bestehen. Unter der Leitung des Vorsitzenden Klemens Schork hat das Vorstandsteam beschlossen, das Jubiläum mit monatlichen Veranstaltungen zu begehen. Den Auftakt machte der Ehrenvorsitzende Hans Slama mit einem emotionalen Vortrag über die Schmalspurbahn „Bembele“, auch bekannt als Entenmörder, Odenwald-Express oder Russerle.
Auftaktveranstaltung in der Grundschule Mudau
Das Thema „Bembele“ lockte zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Aula der Grundschule Mudau, die vermutlich erstmals so viele Gäste beherbergte. „Wir haben mit etwa 50 Personen gerechnet, aber diese Resonanz überwältigt uns“, erklärte Klemens Schork. In seiner Eröffnungsrede dankte er Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger sowie den Akteuren des Abends, Hans Slama und Franz Brenneis.
Die Veranstaltung begann stimmungsvoll mit dem Lied „Die alte Dampf-, Dampf-, Dampfeisenbahn“ und einem humorvollen Filmvorspann. Anschließend wurde ein historischer Film von Werner Hartmann gezeigt, der ein Jahr vor der Stilllegung der Dampflok im Jahr 1964 gedreht wurde. Die Aufnahmen zeigten die geschmückte Dampflok „Tante Borsig 1904“ bei ihrer Abschiedsfahrt.
Die Bedeutung der Schmalspurbahn
Im Anschluss referierte Hans Slama unter dem Titel „Bahngeschichte ist Heimatgeschichte und Kulturgeschichte“ über die zentrale Rolle der Schmalspurbahn für die Entwicklung des Odenwalds. Die Entscheidung für die Strecke Mudau-Mosbach fiel 1902 nach langem Ringen, da sie mehr Ortschaften erschloss und topografisch günstiger war.
Slama verdeutlichte, wie mühsam der Kampf um moderne Infrastruktur wie Bahnverbindungen, Elektrizität und Wasserversorgung war. Während die erste Eisenbahnstrecke im Badischen bereits 1845 eröffnet wurde, dauerte es im Odenwald bis 1905, bis die Schmalspurbahn in Betrieb genommen wurde. Elektrizität folgte zwischen 1920 und 1923, und eine zentrale Wasserversorgung gab es erst ab 1953.
Tourismus und kulturelle Bedeutung
Die Schmalspurbahn förderte nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch den Tourismus. Historische Postkarten, präsentiert von Franz Brenneis, zeigten die reizvolle Landschaft, die Bahnstrecke und die damaligen Hotels und Gasthäuser in Mudau und Umgebung. Das Bahnhofsgebäude, einst ein Schmuckstück mit seinem markanten Turm, ist heute im Besitz von Edeka, jedoch kein repräsentativer Blickfang mehr.
Erinnerung und Wandel
Obwohl die Bahnverbindung nach Mosbach seit 1964 eingestellt ist, erinnert die Lok im Bahnhofs-Schuppen – heute ein beliebter Spielort für Kinder – an diese Ära. Die Karnevalsgesellschaft „Mudemer Wassersucher“ würdigte das „Bembele“ auf ihrem Orden zum Jubiläumsjahr 2024/25. Gleichzeitig wird die ehemalige Strecke seit 1980 als „Wanderbahn“ genutzt, was zeigt, dass die historische Bedeutung der Bahn in Mudau lebendig bleibt.
Das Thema „Bembele“ bleibt für Mudau und seine Bewohnerinnen und Bewohner emotional besetzt und ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen Identität.