Umdenken im Nachwuchstraining

Umdenken im Nachwuchstraining
Umdenken im Nachwuchstraining

(Foto: bd)

Überzeugender Besuch der DFB-Talentförderung

Wagenschwend. (bd) Die in der DFB-Akademie entwickelte neue Trainingsphilosophie Deutschland stellte BFV-Stützpunktkoordinator Daniel Kufner am Donnerstag beim Vereinsbesuch der DFB-Talentförderung auf dem Sportgelände in Wagenschwend vor.

Über 20 Fußballtrainer sowie eine Trainerin – überwiegend Jugendtrainer aus dem Fußballkreis Mosbach – waren der Einladung gefolgt. Auch ein gutes Dutzend interessierter Zuschauer verfolgte neugierig das Geschehen auf dem Hauptplatz. Organisiert hatte den Besuch Luca di Paolo, der als Stützpunkttrainer des DFB sowie als Seniorencoach des SV Wagenschwend fungiert. Ziel war es, die regionalen Trainerkollegen mit dem neuen Trainingskonzept vertraut zu machen.

Kein „hochtrabendes“ Konzept, sondern Hilfe für die Basis

Wer bei dem Titel Trainingsphilosophie Deutschland eine abgehobene Theorie erwartet hatte, wurde positiv überrascht. Kufner wurde seinem Anspruch, ein praxisnahes Konzept für die Basis – also für dörfliche Vereine und Spielgemeinschaften – zu vermitteln, von Anfang an gerecht.

Früher hätten Kinder schon „20.000 Mal gegen die Wand gekickt“, bevor sie zum ersten Mal ein organisiertes Training besuchten, erklärte Kufner. Auf die Frage, was man früher an trainingsfreien Tagen gemacht habe, kam aus der Gruppe schnell die Antwort: „Gekickt!“ Die heutigen Kinder hingegen wachsen völlig anders auf: Es gibt ein vielfältiges Sportangebot, aber auch dominierende Freizeitaktivitäten wie Smartphones. Während sich das Umfeld stark verändert hat, wird vielerorts noch immer nach veralteten Methoden trainiert.

Der Bolzplatzgedanke kehrt zurück

Das neue Trainingskonzept will verloren gegangene Bolzplatzqualitäten auf den Vereinsplatz zurückholen. Zentrale Prinzipien sind viele Ballaktionen, permanente Beteiligung, verständliche Übungen mit und nie ohne Ball, kleine Spielformen ohne frühe Spezialisierung – idealerweise im Format 5 gegen 5 auf mehreren Feldern.

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„Damit holen wir das zurück, was früher auf der Straße gelernt wurde“, so Kufner. Die drei Grundpfeiler des Konzepts: Freude, Intensität und Wiederholung. Denn, so die Leitidee: Wer Spaß hat, lernt besser.

Demo-Training zeigt Praxisnähe

Wie das Konzept konkret umgesetzt werden kann, zeigten Kufner und Di Paolo in einem 90-minütigen Demonstrationstraining mit den D-Junioren des JSV Limbach-Fahrenbach, betreut von Sascha Eppel. Mit wenigen Anweisungen wurden Regeln vermittelt, der Ball rollte sofort – ganz im Sinne eines spielnahen Lernens.

Mit gezielten Interventionen wie der „shot clock“ oder der klassischen Bolzplatzregel „wer den Ball ins Aus schießt, holt ihn“ wurde das Spiel gesteuert, ohne es zu unterbrechen. Dank sofortiger Ballbereitstellung herrschte durchgehend Bewegung, Standzeiten gab es kaum.

Lernen durch Spiel und Wiederholung

Diese hohe Trainingsintensität sorgt laut Kufner für effektives Lernen. Insbesondere kleine Spielformen fördern nicht nur die Grundtechniken, sondern auch Kreativität und Spielintelligenz. Variabel einsetzbare Übungsformen ermöglichen es Trainer*innen, flexibel auf Situationen zu reagieren. Die Kinder verinnerlichen diese Inhalte und führen sie zunehmend selbstständig aus – ähnlich wie auf dem Bolzplatz.

Auch Spiele auf ein Tor gehören zum Repertoire und stärken das intuitive Spielverständnis.

Theorie trifft Praxis: nachhaltige Eindrücke

Im Anschluss an die Trainingseinheit wurde das Gesehene in einem Theorieteil vertieft. Die Leitsätze „Mehr Aktionen führen zu mehr Qualität“ und „Der Ball muss ins Netz“ bilden dabei die konzeptionelle Grundlage. Trainingsinhalte sollen unabhängig von Alter und Leistungsklasse zunächst einheitlich vermittelt werden; individuelle Anpassungen erfolgen flexibel.

Zwar sei das Organisieren kleiner Spielformen aufwendig, doch der Nutzen sei eindeutig: In einem 7-gegen-7-Spiel kommt ein Kind auf etwa 50 Ballkontakte, im 3-gegen-3 auf über 200. Diese Zahlen belegen, wie stark Kinder von intensiveren Spielformen profitieren.

Große Resonanz auf modernes Konzept

Der abschließende Applaus im Sportheim zeigte deutlich: Kufner hatte sein Publikum erreicht. Viele der anwesenden Trainer bekundeten Interesse an weiterführenden Materialien zur neuen Trainingsphilosophie – ein Zeichen, dass das Konzept den Nerv der Zeit trifft und an der Basis angekommen ist.

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