(Symbolbild – Gerald Altmann/Pixabay)
Wichtige Kinderschutzarbeit vorgestellt
Obrigheim. (pm) Bereits viermal hatte Melanie Arnold, Leiterin der Beratungsstelle für Kinderschutz beim Landratsamt (BfK), dem Jugendhilfeausschuss des Neckar-Odenwald-Kreises Einblick in die Arbeit ihres Teams gegeben – aber noch nie so umfassend wie am vergangenen Montag. Eindrucksvoll zeigte sie, wie sich die aus Kreismitteln, Bundes- und Landesgeldern sowie Spenden finanzierte Einrichtung zu einem breiten Netzwerk zum Schutz von Kindern entwickelt hat.
„Leider ist Kinderschutz ein Feld, bei dem auch wir schon längst fernab von einem Zustand sind, den man vielleicht früher einmal als Insel der Glückseligen beschreiben konnte. Im Gegenteil. Die Realität hat uns auch da inzwischen mit voller Wucht eingeholt“, ordnete Landrat Dr. Achim Brötel zu Beginn der Sitzung ein. Er freue sich, dass die „extrem segensreichen Aktivitäten“ der 2013 gegründeten Stelle einmal in Gänze vorgestellt werden.
Frühzeitige Unterstützung für belastete Familien
„Unser Ziel ist es, Familien in belasteten Situationen frühzeitig zu unterstützen und passgenaue Hilfen anzubieten, um Kindeswohlgefährdungen zu verhindern“, betonte Melanie Arnold. Die Beratungsstelle arbeite auf Grundlage des Bundeskinderschutzgesetzes. Diese Rahmenbedingungen bilden die Basis für die vielfältigen Aufgaben der BfK mit den drei Hauptbereichen Kinderschutzberatung, Frühe Hilfen und Netzwerkkoordination.
Ein zentraler Baustein sei die Kinderschutzberatung, die sich an alle richtet, die mit Kindern, Jugendlichen oder Familien arbeiten – etwa in Schulen, Kitas, Jugendhilfeeinrichtungen oder anderen Institutionen. Die Beratung erfolgt anonym und kann telefonisch, online oder persönlich in Anspruch genommen werden. „Im Jahr 2024 haben wir insgesamt 145 Beratungsprozesse begleitet. Bis September waren es bereits 100 Beratungen“, so Arnold. Die Dokumentation diene nicht nur der Qualitätssicherung, sondern auch der Verbindlichkeit im Umgang mit Kindeswohlgefährdungen.
Frühe Hilfen als wichtiger Präventionsbaustein
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Frühen Hilfen, die niederschwellig angeboten werden. Im Vordergrund stehen hier die Beratung von Familien und die Vermittlung von Gesundheitsfachkräften. „2024 haben sich 70 Familien angemeldet und wir haben 38 Einsätze begleitet. Bis September waren es bereits 70 angemeldete Familien und 36 neue Einsätze“, erklärte Arnold. Die Frühen Hilfen seien ein zentraler Bestandteil der präventiven Arbeit, um Risiken für das Kindeswohl frühzeitig zu erkennen. Seit 2022 gibt es zudem die „Frühe Hilfen-Lotsin“, die Familien in besonderen Lebenssituationen unterstützt.
Netzwerk Kinderschutz „Elternhaus“
Die Beratungsstelle koordiniert auch das Netzwerk Kinderschutz „Elternhaus“, das Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen zusammenbringt. „Unser Netzwerk besteht aus 70 Mitgliedern, darunter Institutionen und Kommunen. Durch diese Kooperationen können wir einen guten Informationsaustausch gewährleisten“, erklärte Arnold. Regelmäßige Fortbildungen und eine enge Vernetzung tragen dazu bei, den Kinderschutz strukturell zu verbessern. „Wir klären auf, was Kindeswohlgefährdung bedeutet, wie der Schutzauftrag funktioniert und welche Unterstützung es im Landkreis gibt.“
Ein besonderes Angebot sind Familienbesuche in bislang neun Gemeinden, bei denen Familien mit Neugeborenen über regionale Unterstützungsangebote informiert werden. Die Hauptarbeitsbereiche der BfK zielen darauf ab, belastete Familien frühzeitig zu erkennen und passende Hilfen anzubieten, fasste Arnold zusammen.
Anerkennung für engagierte Arbeit
Entsprechend beeindruckt zeigten sich die Ausschussmitglieder und bestärkten das Team. Gelobt wurden nicht nur die engagierte Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die langfristig auch Kosten spare, sondern auch das lebendige Netzwerk und die praxisnahe Herangehensweise – etwa auf der Geburtsstation des Krankenhauses in Buchen. Auch die Familienbesuche vor Ort hätten sich bei vergleichsweise geringem Verwaltungsaufwand sehr bewährt. Solche Angebote würden nur selten abgelehnt, waren sich Ausschuss und Melanie Arnold einig.
Neue Richtlinien für Begleiteten Umgang
Im weiteren Verlauf der Sitzung beschloss der Ausschuss neue Richtlinien zur Durchführung des sogenannten Begleiteten Umgangs, einem Angebot der Jugendhilfe, das künftig eine angepasste Vergütung vorsieht. Für die Bereitstellung der Sitzungsräumlichkeiten dankte Landrat Dr. Brötel der Ersten Bürgermeisterstellvertreterin Luise Wörner und dem zukünftigen Bürgermeister Thorsten Sienholz, die gemeinsam zu Beginn die Ausschussmitglieder begrüßt und die Gemeinde vorgestellt hatten.
