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Osterburken (kv) Das Beste kommt zum Schluss: Mit einem Themenabend zur Künstlichen Intelligenz (KI) setzte die Mediathek Osterburken kürzlich einen besonderen Akzent im Jahresprogramm. Im Mehrgenerationen-Treff begrüßte Mediathekleiterin Petra Berger eine hochkarätig besetzte Referentenrunde sowie zahlreiche interessierte Gäste. Im Mittelpunkt der Premiere stand der praktische Einsatz von KI im beruflichen und privaten Umfeld.
KI als Werkzeug für kreative und journalistische Arbeit
Den Auftakt gestaltete Michael Pohl von der Kulturkommode, der anschaulich zeigte, wie er Künstliche Intelligenz sowohl in seiner Vereinsarbeit als auch als Konzertfotograf und Fotojournalist nutzt. Anhand zahlreicher Beispiele wurde deutlich, wie KI heute bereits bei der Beantwortung von E-Mails, der Erstellung von Fotos und Videos, der Bildbearbeitung sowie bei der Umwandlung von Text- und Tonformaten eingesetzt werden kann. Zeitersparnis, Automatisierung und kreative Unterstützung standen dabei ebenso im Fokus wie Herausforderungen rund um Datenschutz, Urheberrecht, Qualität der Inhalte und ethische Fragestellungen.
Künstliche Intelligenz als Effizienztreiber im Unternehmen
Steffen Michalowski erläuterte, wie AZO Künstliche Intelligenz unternehmensweit integriert hat. Vom Vertrieb über Engineering und Softwareentwicklung bis hin zur 24-Stunden-Rufbereitschaft komme KI zum Einsatz, um Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Eine zentrale Rolle spiele dabei das Wissensmanagement. Mit einer eigens entwickelten Plattform werde das Know-how der Mitarbeitenden systematisch erfasst und gezielt verfügbar gemacht. Für die Weiterentwicklung dieser Lösung wurde die customAIzed GmbH mit Sitz in Osterburken gegründet, wobei stets auch die Vorgaben des EU AI Acts berücksichtigt werden.
Von ELIZA bis zum eigenen Sprachmodell
Der IT-Experte Mathias Zettler spannte den Bogen von den historischen Meilensteinen der KI-Forschung bis in die Gegenwart. Er erinnerte an den Turing-Test von 1950 und an das Programm ELIZA, das bereits in den 1960er Jahren die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine über natürliche Sprache demonstrierte. Der sogenannte ELIZA-Effekt, bei dem Chatbots menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden, stelle heute ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Gleichzeitig sei die Technik so weit fortgeschritten, dass große Sprachmodelle inzwischen auch lokal und ohne Cloud betrieben werden können. In seiner beruflichen Praxis gehe es vor allem darum, KI-gestützte Wissensportale miteinander zu verknüpfen.
Mathematische Wurzeln und Grenzen der KI
Bernhard Six, ehemaliger Informatiklehrer und Dozent, führte das Publikum noch weiter zurück in die Geschichte. Bereits mehrere tausend Jahre alte Algorithmen zeigten, dass intelligente Lösungsansätze kein modernes Phänomen sind. Moderne KI-Ansätze hätten sich zunächst aus der logischen Anwendung entwickelt, etwa mit der Programmiersprache Prolog.
Den Durchbruch ins öffentliche Bewusstsein habe jedoch erst ChatGPT im November 2022 gebracht. Große Sprachmodelle prägten seither das Bild von KI, während zukünftige Entwicklungsschritte vor allem in Medizin, Biologie, autonomem Fahren und der Industrie erwartet würden. Die grundsätzlichen Grenzen der KI seien jedoch mathematisch definiert.
Paradigmenwechsel für Schule und Bildung
Aus schulischer Perspektive sprach GTO-Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel von einem tiefgreifenden Paradigmenwechsel. Schulen müssten sowohl die Chancen der KI, etwa für individuelle Förderung, nutzen als auch den Risiken begegnen. Am Ganztagsgymnasium Osterburken sei die Bildungspartnerschaft mit AZO ausgebaut worden, zudem hätten Schülerinnen an qualifizierten Online-Kursen teilgenommen. Mit der KI-Plattform fobizz stünden neue Möglichkeiten für den Unterricht zur Verfügung. Gleichzeitig seien neue Formen der Leistungsbewertung notwendig, die über reines Auswendiglernen hinausgehen. Eindrucksvoll demonstriert wurde dies durch die prägnante Zusammenfassung der Schulordnung mithilfe von KI.
Gelungener Auftakt und Ausblick
Initiator Klaus Vogel zeigte sich in seinen Dankesworten begeistert vom Niveau der Vorträge. Der Abend sei nicht nur ein gelungener Einstieg in ein weltbewegendes Thema gewesen, sondern eines der Highlights im Jahresprogramm der Mediathek. Für den zweiten Teil in Form einer Podiumsdiskussion seien bereits zahlreiche Anknüpfungspunkte gesammelt worden. Bis dahin soll das KI-Netzwerk weiter wachsen und in der neuen Mediathek erste KI-Workshops für Jung und Alt angeboten werden.
