Dorfkirchen werden nicht einfach verschwinden

Dorfkirchen werden nicht einfach verschwinden
Dorfkirchen werden nicht einfach verschwinden

Im Gespräch über den Erhalt von historischen Dorfkirchen (v.li.) MdL Dr. Albrecht Schütte, Dekan Folkhard Krall, Bauleiter der Landeskirche Jochen Rapp, Jürgen Streib, Bettina Zeus, Silke Becker, Bernhard Eckert, Sebastian Damm, Bürgermeisterstellvertreter Timo Hinninger, Minister Peter Hauk und Oberkirchenrat Martin Wollinsky. (Foto: pm)

Minister Hauk diskutiert mit Kirchen-Vertretern

Mörtelstein. (pm) „Wir haben eine gute Versicherung und die bleibt auch bestehen“, betonte Martin Wollinsky, Finanzchef der evangelischen Landeskirche in Baden, beim Gespräch in Mörtelstein. Für die dortige Kirchengemeinde war das eine große Erleichterung, denn seit die Landeskirche ihre Gebäude in Ampelfarben einteilt, gilt die kleine Kirche im Dorf als gefährdet. Die Einstufung „gelb“ bedeutet, dass sich die Landeskirche künftig nicht mehr an Sanierungskosten beteiligen kann. Offen war bislang, ob solche Gebäude weiterhin versichert sind. Diese Frage konnte Wollinsky nun klären. Außerdem kündigte er an, dass die Kirchengebäude regelmäßig von Bausachverständigen überprüft werden und weiterhin Rücklagen gebildet werden sollen.

Hauk: Dorfkirchen sind Identität und Kultur

Landwirtschaftsminister Peter Hauk (MdL) hatte die Vertreter der Landeskirche zu einem Gespräch eingeladen. Er betonte die Bedeutung der Kirchen für das Dorfbild und als identitätsstiftende Orte, selbst für Menschen, die keine Gottesdienste mehr besuchen. Mit Sorge sieht Hauk, dass die Kirche ihre finanzielle Verantwortung zurückfahren möchte. Da viele Dorfkirchen unter Denkmalschutz stehen, sei ihr Erhalt auch für die Landesregierung von Interesse, die hier immer wieder durch Kofinanzierungen helfe.

Kirchengemeinden als Stütze der Demokratie

Dr. Albrecht Schütte, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, unterstrich den gesellschaftlichen Wert aktiver Kirchengemeinden. Diese stärkten durch Wertevermittlung und Zusammenhalt die Demokratie.

Engagement in Mörtelstein

Die kleine Kirchengemeinde Mörtelstein überzeugte die Gäste durch ihr hohes Engagement. Bereits vor zwei Jahren hatten sich die Kirchengemeinderätinnen Bettina Zeus und Silke Becker öffentlich für den Erhalt der Dorfkirche eingesetzt. Mit Unterstützung aus der Bürgerschaft wurde ein barrierefreier Zugang geschaffen, das ehemalige Gemeindehaus verkauft und in Eigenleistung zu einem lebendigen Ort für kirchliche und kulturelle Veranstaltungen umgestaltet.

„Die Kirche wollen wir uns nun als sichtbares Zeichen unseres Glaubens nicht auch noch nehmen lassen“, erklärte Bettina Zeus. Die Gemeinde bietet zahlreiche Aktivitäten an – von Kinder- und Seniorenangeboten über ein Kirchencafé bis hin zu künstlerischen Projekten und alternativen Gottesdiensten. Auf dem eigenen YouTube-Kanal sind bereits über 250 Gottesdienste abrufbar.

Dialog als Weg in die Zukunft

Minister Hauk regte an, Gemeinden mit so großem Engagement künftig stärker zu berücksichtigen. Auch die Vertreter der Landeskirche würdigten den Einsatz vor Ort, räumten jedoch ein, dass die Signalwirkung der Ampelregelung unterschätzt wurde. „Rot bedeutet nicht, dass Dorfkirchen verschwinden“, stellte Jochen Rapp klar. Vielmehr gehe es darum, tragfähige Lösungen zu finden.

Für die Mörtelsteiner ist der Austausch mit der Landeskirche ein Schritt in die richtige Richtung. Man wolle weiter daran arbeiten, die Kirche im Dorf als lebendigen Ort zu erhalten. „Da arbeiten die Mörtelsteiner genauso wie die Kirchen an einer tragfähigen Lösung für die Zukunft“, fasste Minister Hauk zusammen und versprach, im Dialog zu bleiben.

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