Das Duo Banal. (Foto: hes)
Gelungener Mundartabend
Hettigenbeuern. (hes) „Efach schoi wars“ – mit diesen Worten brachte das begeisterte Publikum sein Fazit am Ende eines rundum gelungenen Mundartabends im vollbesetzten Götzenturm auf den Punkt. Der Heimatverein Hettigenbeuern hatte zu einem humorvollen und zugleich informativen Abend rund um den Dialekt eingeladen. Ob mudemerisch, heddebörmerisch oder alemannisch – die vielfältigen Facetten der Mundart wurden wissenschaftlich beleuchtet, witzig vorgetragen und musikalisch in Szene gesetzt.
Dialekt als verbindendes Element
Der Vorsitzende des Heimatvereins, Manfred Lauer, begrüßte die Gäste auf Alemannisch mit einem herzlichen „Sallimitnander“. Er berichtete, dass es ihn vor 45 Jahren als Hotzewälder nach Hettigenbeuern verschlagen habe, und stimmte mit einem herbstlichen Gedicht über den „Zwiewwelkuche“ auf den Abend ein.
Mit Roland Grimm und Peter Schlär präsentierten sich anschließend zwei ausgewiesene Kenner des regionalen Dialekts aus Mudau. Den musikalischen Auftakt übernahm das Duo Banal mit Thomas Eck und Peter Süssenbach, das die kleine Sprachreise mit mundartlichen Liebesliedern begann – unter anderem mit „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern und „Du entschuldige, i kenn di“ von Peter Cornelius.
Dialekt im Wandel
Der Sprachwissenschaftler Roland Grimm, der sich seit Jahrzehnten mit Dialektforschung beschäftigt, referierte über das Thema „Dialekt heute – Dialekt im Wandel“. Mehrfach betonte er, dass Dialekt keinesfalls als minderwertige Sprachform betrachtet werden dürfe. Er erläuterte, wie die historische Besiedlung der Odenwalddörfer und die verkehrstechnische Abgeschiedenheit der Region zur Ausbildung vieler ortstypischer Dialektformen beigetragen haben. Jeder Ort, so Grimm, habe seine eigenen sprachlichen Besonderheiten – verdeutlicht am Beispiel des Ortsnamens „Heddebör“. Die Endung „bör“ gehe wohl auf „Bure“ oder „Bauern“ zurück; in Mudau heiße es schon „Heggebör“. „Überall werd annersch gred“, fasste Grimm schmunzelnd zusammen.
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Dialekt sei vor allem eine gesprochene Sprache, bei der Gestik und Mimik viel zum Verständnis beitrügen. Mit humorvollen Beispielen und vergessenen Wörtern wie „krieskrämich“, „Ranze“, „Barsch“, „Ochscheauche“ oder „Abort“ veranschaulichte Grimm den Wandel des Dialekts. Zum Abschluss las er zwei Gedichte aus dem Band „De Babbe als Mamme“ seiner Mutter Amalie Grimm, die das Publikum beeindruckten.
Humor und Musik als Brücke zwischen Regionen
Musikalisch führte das Duo Banal die Sprachreise nach Bayern mit „Pfüat di Gott, Elisabeth“ und „Weil i di mog“. Nach einer kurzen Pause ging es weiter nach Köln, wo „Katrin“ von den Bläck Föös und „Du kanns zaubere“ von BAP für beste Stimmung sorgten.
Ein Höhepunkt des Abends war die Comedy-Darbietung von Peter Schlär, einem echten „Mudemer“ und bekannten Dialekt-Original. Frei von der Leber weg erzählte er Anekdoten aus alten Zeiten – pointiert, authentisch und voller Herz. In seinem unverwechselbaren „mudemerisch“ berichtete er von Jugendsünden, Liebesabenteuern und dörflichen Alltagsgeschichten, stets mit einem Augenzwinkern: „Des war wirklich so, ich kann’s net annersch sache!“ Seine spontane, lebendige Erzählkunst sorgte für wahre Lachsalven – kein Auge blieb trocken. Der kräftige Applaus zeigte: Peter Schlär ist ein echter Dialekt-Star.
Dialekt als hörbare Heimat
Zum Abschluss beendete das Duo Banal den Abend mit dem stimmungsvollen Klassiker „Muss i denn zum Städele hinaus“. Vorsitzender Manfred Lauer dankte allen Mitwirkenden für den unterhaltsamen und zugleich lehrreichen Abend. „Dialekt schafft ein Gefühl von Vertrautheit, Sicherheit und Geborgenheit. Dialekt ist die Sprache der Heimat – oder umgekehrt: Heimat ist, wo man verstanden wird“, betonte Lauer. Dialekt sei somit Herkunft, Wurzel und Heimat – gewissermaßen „hörbare Heimat“.
Nach einer kurzen Zugabe waren sich alle Gäste einig: „Mensch, wor des schoi heut Obend in Heddebör!“
