Timo Riedinger – Stadtrat der AL-Fraktion in Mosbach – zur geplanten Erstaufnahmestelle Neckarelz
Die Information über die kommende Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Neckarelz seit einigen Tagen Gesprächsthema Nummer eins bei den Neckarelzer Bürgern.
Über die Teils massive Ablehnung und die hierbei verwendeten Argumente möchte ich nun einiges sagen.
Ja, auch wir in der GESAMTSTADT Mosbach müssen Flüchtlinge aufnehmen und Raum hierfür zur Verfügung stellen. Dies ist nicht nur eine Frage des Gesetzes sondern auch der Moral. Wir dürfen uns nicht vor der Verantwortung drücken sondern müssen Asyl Suchende so gut es geht willkommen heißen und Aufnehmen. Was diese Menschen in den letzten Monaten und Jahren in ihrer Heimat erleben mussten können und wollen wir uns nicht vorstellen. Hilfesuchenden Schutz zu bieten gebietet uns nicht nur unsrer Geschichte sondern auch die Menschlichkeit. Für diese Menschen ist es nicht mehr möglich ein Menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat zu führen. Sei es weil sie aufgrund ihrer Angehörigkeit zu einer Minderheit verfolgt werden oder sie in einem Bürgerkriegsland wie Syrien leben.
Es ist eine Frage der Ehre und der Moral solchen Menschen als eines der reichsten Länder der Erde zu helfen und ihnen die Möglichkeit eines neuen, sicheren Lebens zu bieten.
Aber nur aufnehmen ist nicht die Lösung!
Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben sich zu integrieren und sich so schnell wie möglich an ihre neue Umwelt und die Menschen darin zu gewöhnen.
Eine solche schnelle und effektive Integration ist NICHT möglich, wenn man sie in einen abgelegenen Teil unsrer Stadt steckt und sie sich selbst überlässt.
Eine Erstaufnahmestelle in Mosbach darf kein Hardheim 2.0 werden!
Eine zentrale, Menschen nahe und menschenwürdige Unterbringung ist genau so wichtig für die Asylbewerber, wie ein schnelles und faires Asylverfahren.
Denn eine Unterbringung weit ab vom Schuss verursacht all die Probleme, wovor die Gegner so viel Angst haben. Oder wie würden sie sich fühlen wenn sie aus ihrem Land fliehen müssten und in ihrer potentiellen neuen Heimat wieder an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden und keiner sie wirklich haben will? Eine gewisse Offenheit und Willkommenskultur ist Voraussetzung für eine gelingende Integration.
Kein Mensch ist besser als der Andere!
Natürlich gibt es kulturelle und soziale Unterschiede zwischen Menschen. Jedoch ist diese Tatsache keine Rechtfertigung um zu sagen, diese Menschen zerstören allein durch ihre Anwesenheit unseren Wohnfrieden und machen unsre Idylle kaputt. Natürlich bringt eine solche Unterbringung Veränderungen mit sich. Jedoch sind in Deutschland dank unserem Grundgesetz ALLE Menschen vor dem Gesetz gleich (Art. 3.1). Dies beinhaltet auch, dass jeder Mensch, egal welcher Abstammung er ist, überall leben darf. Es ist eine Anmaßung zu behaupten, dass ein Leben neben Asylbewerbern nicht mehr lebenswert ist.
Und wer sich jetzt benachteiligt fühlt und meint, den Deutschen Gesetzgeber sei der Deutsche Bürger hier egal und er entscheide nur im Sinne der Asylbewerber, dem sei gesagt:
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und alle anderen Gesetzte gelten für alle Menschen in unserem Land. Nicht nur für die, die hier Jahrzehnte wohnen. Es ist im Interesse des Gesetzgebers eine Gemeinschaft und nicht eine Subkultur zu schaffen.
Zum Schluss möchte ich sagen:
Natürlich lässt sich über die Form und Größe einer solchen Anlage genüsslich Streiten. Jedoch nicht über deren Notwendigkeit.
Wenn man keine Unterbringung schaffen möchte, müssen wir (wieder) Zwangseinweisungen vornehmen. Das würde dem Staat sehr viel Geld sparen, wäre jedoch nicht im Sinne der Bürger und auch nicht im Sinne der Stadt.
Die einzig sinnvolle Alternative ist meines Erachtens eine Schaffung von 3-4 „kleineren“ Unterbringungen für 30-50 Personen. Dies hat einen sehr großen Vorteil in der sozialen Struktur, kostet jedoch deutlich mehr Geld und ist für Sozialarbeiter schwerer gut zu betreuen.
Ich hoffe auf eine sachliche Diskussion und keine nach dem Motto: „Flüchtlingsheim ja – aber nicht bei uns.“
Timo Riedinger
Stadtrat Mosbach
AL-Fraktion
