Veranstaltung der Polizei Mosbach, des AK Asyl Neckarelz und der städtischen Flüchtlingskoordinatorinnen
Mosbach. (pm) „Was bedeutet dieses Verkehrszeichen und wer hat denn jetzt eigentlich Vorfahrt?“ – diese und ähnliche Fragen stellen sich sicherlich nicht nur die Flüchtlinge aus Afrika oder dem Mittleren Osten, die erst seit kurzem in Deutschland leben, auch Einheimische mit Führerschein sind mitunter in der ein oder anderen Situationen unsicher.
Zwar besitzen viele Flüchtlinge in ihrer Heimat einen Führerschein und haben entsprechende theoretische und praktische Kenntnisse, der Schein wird aber in Deutschland nicht anerkannt. Da ihnen die deutschen Verkehrsregeln oftmals wenig vertraut sind, stieß die Idee einer speziell auf diesen Personenkreis abgestimmten Verkehrsschulung schnell auf große Resonanz. In Mosbach und in den Stadtteilen sind die Flüchtlinge schließlich (noch) meistens zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per ÖPNV unterwegs. Die erste Schulung konzentrierte sich zunächst auf den theoretischen Part. Das Praxistraining wird dann von Ludwig Jost übernommen, der mit den Flüchtlingen – die alle über ein Fahrrad verfügen – regelmäßige Radtouren organisiert.
Mehr als 20 eritreische Flüchtlinge, die das Landratsamt seit letztem Herbst im Alten Bahnhof in Neckarelz untergebracht hat, waren am Mittwochabend im Gemeindezentrum St. Marien in Neckarelz einer Einladung des Mosbacher Polizeireviers, des Arbeitskreises Asyl Neckarelz, vertreten durch Martin und Luise Reiland und Ludwig Jost sowie der beiden Flüchtlingskoordinatorinnen Fatma Gül und Annette Vogel-Hrustić von der Stadt Mosbach gefolgt. Ludwig Jost hatte gemeinsam mit den Flüchtlingen im Gemeindesaal alles bestens vorbereitet; als Übersetzer konnten die ehrenamtliche Helferin Emilia Bianchi sowie der Bewohner des Alten Bahnhofs Filmon Alem gewonnen werden.
Verbote, Gebote, Fahrradwege, Gehwege, Kreisverkehre…die Vielfalt der Regelungen kann schon verunsichern, aber Rainer Bossler und Herbert Gerold von der Abteilung Prävention im Straßenverkehr der Polizei Mosbach verstanden es, einfach, klar und verständlich mittels der eigens für die Teilnehmer und auf die örtliche Situation angepassten Präsentation „GIB ACHT IM VERKEHR“ der Polizei Baden-Württemberg in die Grundlagen einzuführen.
Vermittelt wurden die Bedeutung von Verkehrszeichen wie z.B. der Spielstraße, Vorfahrtsregeln wie z.B. rechts vor links, die Bedeutung von Ampeln, das Verhalten im Kreisverkehr und das korrekte Überqueren von Kreuzungen, aber auch wie Radwege richtig genutzt werden, dass das Fahren auf dem Gehweg verboten ist und dass es kombinierte Wege für Radfahrer und Fußgänger gibt. Anschaulich erklärte Bossler die Verkehrsregeln mithilfe von animierten Bildbeispielen und bezog die Flüchtlinge aktiv mit ein. Die aufmerksamen jungen Männer beteiligten sich durch rege Nachfragen und tauschten sich auch untereinander über das eben Gelernte aus. Nicht jedem der Teilnehmer war bewusst, dass man beim Abbiegen ein Handzeichen gibt, um den Richtungswechsel anzuzeigen und dass man in der Dunkelheit das Licht anschalten muss sowie möglichst auffallende oder reflektierende Kleidung tragen sollte. Dass Verstöße gegen die Verkehrsregeln auch unangenehm werden und Bußgelder nach sich ziehen können, machte Bossler ebenfalls deutlich.
Zum Abschluss der Schulung stellten die Polizeibeamten exemplarisch ein verkehrssicheres Fahrrad inklusive Lichtanlage, Bremsen sowie Reflektoren vor und zeigten anhand einer praktischen Übung, wie ein Dynamo funktioniert. Für den Fall der Fälle informierten Bossler und Gerold noch über die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr.
Die Organisatoren zeigten sich hoch erfreut über die disziplinierte aber auch sehr angenehme Atmosphäre sowie über die rege Mitarbeit der jungen Eritreer, die jetzt auf jeden Fall „fit“ für den Straßenverkehr sind und einen weiteren Schritt im Sinne der Integration in den deutschen Alltag machen konnten.
Weitere Verkehrsschulungen sind auch für Flüchtlinge anderer Herkunftsländer geplant. Für Flüchtlinge werden auch weiterhin Fahrräder gesucht. Spender können sich gerne mit der Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Mosbach unter der Tel. 06261 82-510 in Verbindung setzen.
Rainer Bossler (rechts) von der Polizei Mosbach, Ludwig Jost (2.v.rechts) vom AK Asyl Neckarelz und die ehrenamtliche Helferin Emilia Bianchi (vorne) zusammen mit den eritreischen Flüchtlingen nach erfolgreicher Schulung. (Foto: pm)