Auf Spuren der entrechteten Vorfahren

Nachkommen der Familie Westermann. (​​​v.li.): Michael Brehm (Hemsbach), Michel Spicka (Hemsbach), Benjamin Chertok (USA),Nancy Chertok (USA), Avram Chertok (USA), Walter Winkler (GusG.), Simon Newman (USA), Fred Newman (USA), Judith Greene (USA), Nicole Greene (USA) Jacob Greene (USA), Marita Spicka und Edda Brehm. (Foto: Liane Merkle)

Nachfahren aus den USA und aus Uruguay im Bauland

Großeicholzheim. (lm) Die Großeicholzheimer arbeiten noch immer die Ereignisse der Zeit des Nationalsozialismus auf, die viele Mitbürger bis heute beschäftigt, denn so manch einer war befreundet gewesen mit seinem jüdischen Nachbarn, der wegen des Holocaust fliehen musste oder verschwand und ermordet wurde.

Die verstorbenen Gründungsmitglieder des Vereins Großeicholzheim und seine Geschichte, Arthur Vogt und Erich Bender sowie der noch immer sehr aktive Museumsführer Helmut Kegelmann hatten vor Jahren angefangen, die Kontakte zu den Nachfahren der ehemals in Großeicholzheim lebenden Juden aufzubauen.

Diese Arbeit wurde nun in kurzer Zeit gleich doppelt belohnt, waren doch Nachfahren der Familie Kälbermann aus Uruguay und Nachfahren von Samuel und Klara Westheimer aus den USA auf der Suche nach ihren Wurzeln in der Baulandgemeinde. Unter der fachkundigen Führung von Reinhart Lochmann besuchten die Gäste zunächst die Gräber ihrer Vorfahren auf dem jüdischen Verbandsfriedhof in Bödigheim.

Noch heute erzählen sich die Großeicholzheimer Geschichten von ihren angesehenen jüdischen Mitbürgern, was aber nicht verhinderte, dass der Holocaust auch ins Bauland kam. Max Kälbermann, damals bekannt als Schuhherz verkaufte vor dem 2. Weltkrieg in der ganzen Region Herz-Schuhe. Sie hatten diesen Namen, weil Vater Herz Kälbermann in Tuttlingen eine Schuhfabrik betrieb. Auch die Kälbermanns wurden Opfer der menschenverachtenden Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland erleiden, an dem sich vielfach auch deren Nachbarn beteiligten. Beim Abtransport ins Internierungslager Gurs in Frankreich im Jahr 1940 schenkte Max Kälbermann dem Polizeidiener Ludwig Siegrist, der ihn abführte, ein Paar Stiefel mit den Worten: „Lud, ich hab dir ein Paar Stiefel in den Stall gestellt.“

Für die nachfolgende Generation war es wichtig und interessant, zu wissen und zu sehen, wo die verfolgten und ermordeten Vorfahren lebten und wie sie in ihrer damaligen Heimat lebten. Außerdem wollten die Besucher sehen, wie man heute in Großeicholzheim lebt. Auch die Suche nach den Häusern der verschleppten unf entrechteten Vorfahren wurde mit Neugier verfolgt.

Die Antworten ergaben sich beim Gang durch das Dorf: Nahezu alle geraubten Häuser stehen noch immer. Die Nachfahren der Westheimer bestaunten das ehemalige Wohnhaus von Samuel Westheimer und die Synagoge. Die Synagoge war 1886 erbaut worden, nachdem die alte Synagoge wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Vom späteren Besitzer war das Bauwerk vorbildlich restauriert worden. Noch heute hat sie für das Dorf eine besondere Ausstrahlungskraft mit der in Stein gehauenen Inschrift am Eingangsportal: „Denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt.“

Das Heimatmuseum im Wasserschloss, mit einem christlich-jüdischen Raum, beeindruckte die Gäste bei der Führung ebenfalls. Und selbstverständlich wurde die Tafel mit der Firmengeschichte des Busunternehmens Knühl betrachtet, da der Gründer des Busunternehmens einst als Postkutschenfahrer bei Samuel Westheimer angestellt war.

In großer gegenseitiger Achtung und Freude verlief dieser Besuch für alle zur vollen Zufriedenheit. Eine große Ahnentafel, die Pablo Kälbermann mit seiner Familie aus Uruguay mitgebracht hatte, wurde mit Eintragungen aus dem Gemeindearchiv bestätigt. Dankbar, um einige Erfahrungen reicher und mit der Gewissheit, dass die ehemaligen jüdischen Mitbürger von Großeicholzheim nicht vergessen sind, verabschiedeten sich die Gäste.

Nachkommen der Familie Kälbermann (v.li.): Pablo Kälbermann und seine Frau Silvia mit ihrer Schwester Ettel Berengolc mit den Kindern Maxima und Martina aus Montevideo/Uruguay. (Foto: Liane Merkle)

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