
(Symbolbild – Caniceus)
Kritik an Polizei und Stadt
Bürgernähe schafft Vertrauen und ein besseres Miteinander – und bringt weniger Probleme und Straftaten!
Statistiken lassen sich unterschiedlich deuten. Fragwürdig ist bereits die hohe Zahl an Vorfällen in der Vergangenheit. Diese Entwicklung hängt wesentlich damit zusammen, dass die Stadt Mosbach schon vor Jahren (noch unter OB Jann) keine Streetworker eingestellt hat, weil sich die Umlandgemeinden beteiligen sollten.
Die Folgen trugen neben den Jugendlichen auch die Anwohner am neuen Quartier: Sachschäden von rund 100.000 Euro und spürbare Einschränkungen der Wohnqualität. Viele der Jugendlichen stammten selbst aus prekären Verhältnissen.
Sie waren mitunter eher Opfer als Täter und hätten Verständnis und Perspektiven gebraucht anstatt 50 Anzeigen, wie der damalige Revierführer der Polizei, Achim Küller, seinerzeit im Gemeinderat berichtete.
Doch was wurde aus diesen jungen Menschen? Weder Oberbürgermeister Julian Stipp noch Bürgermeister Patrick Rickenbrot äußerten sich je dazu. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger bemerken deren Untätigkeit, ‚unter die Leute‘ zu gehen, oder gar Unfähigkeit.
Auch mein Vorschlag vom Mai 2024, in dem ich – wie es andere Gemeinden tun – zumindest vorübergehend Jugendleiter als Kontaktpersonen vorschlug, wurde nicht aufgegriffen. Selbst von den drei leitenden Polizeibeamten im Stadtrat war dazu nichts zu vernehmen.
Auf der anderen Seite beklagten Jugendliche ruppiges Verhalten einzelner Polizeibeamter, was in manchen Fällen Gegenreaktionen auslöste.
Ich selbst erlebte, wie ein leitender Beamter einen Mann lautstark anschrie, ohne dessen Konfliktsituation zu berücksichtigen. Da ich ihn kannte, wollte ich vermitteln, was jedoch nicht möglich war. Respekt ist keine Einbahnstraße, wie es bei der Kampagne neulich in der Zeitung zu lesen war.
Wenn man sich dann an Vorgesetzte wendet, bekommt man keine Antwort oder ausweichende Mails. Wer kennt heute noch die Polizei als „Freund und Helfer“? Der Leiter des Reviers Mosbach, Andreas Hammer, ist in 21 Monaten seiner bisherigen Amtszeit kaum öffentlich in Erscheinung getreten.
Ich finde, das ist kein gutes Vorbild für seine etwa 60 Beamten, die in bulligen Dienstfahrzeugen – die neuen Streifenwagen haben einen massiven Kühlergrill – durch die Fußgängerzone patrouillieren. Dabei wären regelmäßige Fußstreifen ein sinnvollerer Ansatz.
Meine Anregung an den Polizeipräsidenten, Frank Spitzmüller, gerade nach der Corona-Zeit bürgernahe Präsenz in allen 15 Gemeinden des Reviers Mosbach zu zeigen, wurde erst nach einem Jahr (!) beantwortet, mit allgemeinen Floskeln. Herr Spitzmüller scheint der ‚Heilbronner Polizeipräsident‘ zu sein, obwohl die meisten Reviere im ländlichen Raum liegen. In Mosbach war er bislang nur auf Zeitungsfotos präsent. Bürgernähe entsteht so nicht – und Vertrauen auch nicht.
Die Polizei braucht in Zeiten des Umbruchs mehr Nähe zur Bevölkerung. Polizeirevierführer Adrian Harz aus Sinsheim zeigt, wie es gehen kann: Als „Freund der Fußstreife“ betont er, dass Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg ist. Dem kann man nur zustimmen.
Reinhold Berberich, Mosbach